Conjuring - Die Heimsuchung (2013)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Trügerische Heimstatt

Zweifellos hat der Australier James Wan den Horrorfilm der 2000er Jahre entscheidend geprägt – man denke nur an den wirkmächtigen Psycho-Schocker Saw (2004), der als Ausgangspunkt für ein äußerst erfolgreiches Franchise diente und darüber hinaus eine Reihe von Nachahmern auf den Plan rief. Auch abseits des Saw-Hypes – Wan trat bei den Fortsetzungen zumeist nur noch als ausführender Produzent auf – kam sein spezielles Interesse für Horrorstoffe immer wieder zum Vorschein. So drehte der junge Regisseur neben Dead Silence (2007) den klassisch gehaltenen Gruselstreifen Insidious (2010), der sich als gelungene Abwandlung des Geisterhausmotivs erweist. Wans neue Regiearbeit Conjuring – Die Heimsuchung, an den US-Kinokassen sensationell gestartet und von vielen Kritikern gelobt, schlägt in eine ähnliche Kerbe, bedient sich der Film doch einer Vielzahl altbekannter Gruselelemente, um von einem verfluchten Anwesen zu erzählen.

Das Ehepaar Roger (Ron Livingston) und Carolyn Perron (Lili Taylor) zieht mit seinen fünf Töchtern in ein renovierungsbedürftiges Haus im Bundesstaat Rhode Island. Schon kurz nach ihrer Ankunft kommt es zu ersten unerklärlichen Vorkommnissen, die das Misstrauen der Familienangehörigen wecken. Als sich die seltsamen Ereignisse häufen, wendet sich Carolyn an die Eheleute Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga), bekannte Dämonologen, die umfassende Erfahrungen mit paranormalen Phänomenen gesammelt haben. Zunächst davon überzeugt, dass es eine ganz natürliche Erklärung für die unheimlichen Vorfälle gibt, quartieren sich die beiden Experten mit ihrem Equipment im Haus der Perrons ein. Nur um kurz darauf festzustellen, dass das Anwesen sehr wohl von einer gefährlichen Macht bewohnt wird.

Wie ein kurzer Prolog den Zuschauer informiert, basiert der Film – das gehört fast schon zur Grundbedingung von Haunted-House-Geschichten – auf wahren Begebenheiten, genauer gesagt den Akten des Ehepaars Warren, das sich auch in der Realität mit dem Fall der Parrons beschäftigte. Wenngleich der Hinweis „Inspired by True Events“ im Horrorgenre schon längst zu einem abgenutzten Gag verkommen ist, nimmt Conjuring seine Prämisse durchaus ernst. So werden Ed und Lorraine Warren fast als gleichberechtigte Protagonisten geführt, die nicht erst dann auf den Plan treten, als sich Familie Perron hilfesuchend an sie wendet. Schon vorher gibt der Regisseur in kurzen Sequenzen Einblick in das Leben der Wissenschaftler und die Gefahren, denen sie sich bei ihrer Arbeit aussetzen. Schließlich wird deutlich, dass die seherisch veranlagte Lorraine bei einem früheren Auftrag ein schweres Trauma erlitten hat. Mit seinem starken Interesse an diesen Figuren begibt sich der Film auf wenig ausgetrampelte Pfade, spielen Geisterjäger im Spukhausgenre gemeinhin doch eher eine funktional-untergeordnete Rolle.

Geradezu klassisch – aber nicht minder effektiv – mutet dagegen der schleichende Spannungsaufbau an, der sich rund um die Perrons entfaltet. Der Hund der Familie weigert sich, das Haus zu betreten, und muss kurz darauf sein Leben lassen, die Töchter finden beim Versteckspielen einen geheimen Kellerzugang, Uhren bleiben wie von Geisterhand stehen, Türen schlagen unvermittelt auf und zu – die Liste herkömmlicher Genre-Elemente ließe sich beliebig fortführen. Anstatt auf hektische und spekulative Schnittbilder zu setzen, vertraut Wan auf eine latent-bedrohliche Atmosphäre, die an Klassiker der 1960er und 1970er Jahre wie Amityville Horror (1979) erinnern lässt. Mit dem Einzug der Dämonologen in das familiäre Anwesen zieht das Tempo merklich an. Die anfangs noch fast zaghaften Übergriffe werden nun heftiger, und das nervenzerrende Geschehen läuft auf eine eindringlich gestaltete Exorzismus-Sequenz hinaus, in der vor allem Lili Taylor darstellerisch hervorzustechen weiß.

James Wan liefert mit Conjuring – Die Heimsuchung einen wohltuend unblutigen Gruselfilm ab, der sich mehr den Traditionen des Genres verpflichtet fühlt als halbgaren oder effekthascherischen Story-Twists. Gleichwohl bleibt ein leicht zwiespältiger Eindruck zurück, denn die Orientierung an hergebrachten Mustern geht nicht selten auf Kosten der filmischen Eigenständigkeit. Gewiss wird die schon vor Kinostart für 2015 angekündigte Fortsetzung finanziell lohnenswert sein. Viel spannender ist daher auch die Frage, ob sie, inhaltlich wie ästhetisch, etwas individuellere Akzente setzen kann.
 

Conjuring - Die Heimsuchung (2013)

Zweifellos hat der Australier James Wan den Horrorfilm der 2000er Jahre entscheidend geprägt – man denke nur an den wirkmächtigen Psycho-Schocker „Saw“ (2004), der als Ausgangspunkt für ein äußerst erfolgreiches Franchise diente und darüber hinaus eine Reihe von Nachahmern auf den Plan rief.

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