Chloe

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Ein gefährliches Spiel

Es ist einer dieser Filme, bei denen man vorab nicht zuviel verraten sollte. Allerdings kommt einem der Film ohnehin schon bekannt vor, denn er ist ein Remake des französischen Films Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht von Anne Fontaine. Atom Egoyan, einer der bekanntesten kanadischen Autorenfilmer, hat sich den Stoff noch einmal vorgenommen und ein geniales Verwirrspiel um Faszination, Obsession und Erotik daraus gedreht.
Es beginnt mit einer Überraschungsparty, die Catherine (Julianne Moore) für ihren Mann, den Musikprofessor David (Liam Neeson) zum Geburtstag ausrichtet. Alle warten gespannt, aber das Geburtstagskind erscheint nicht. Ein vermeintlich verpasster Flug lässt Catherine skeptisch werden. Gibt es etwa eine Geliebte, die ihr den Mann streitig macht? Um seine Treue zu testen, engagiert sie das Luxus-Callgirl Chloe (Amanda Seyfried), eine viel jüngere, erotische Blondine. Der Plan scheint zu funktionieren. Schnell präsentiert Chloe ihrer Auftraggeberin Ergebnisse. Chloes Berichte über die sexuellen Gelüste Davids sind schockierend. Catherine will das Spiel beenden, kommt aber nicht davon los. Sie ist besessen von Chloes Erzählungen und auch von Chloe selbst.

Atom Egoyan hat zwar zum ersten Mal ein fremdes Drehbuch von Erin Cressida Wilson (Secretary) verfilmt, doch ist seine Handschrift in der Inszenierung wieder ganz klar zu erkennen. Wie schon bei Wahre Lügen / Where the Truth lies kann man sich auch bei Chloe nicht ganz sicher sein, was Wahrheit und was Lüge ist. Das spielt auch keine Rolle, denn im Mittelpunkt stehen die Obsessionen der beiden Frauen. Obsession war schon ein Thema bei Simons Geheimnis (2009), dessen Originaltitel Adoration lautete und wörtlich übersetzt „Anbetung“ heißt. Natürlich werden Obsessionen im Kino meistens zum Verhängnis. Als Catherine den Absprung schaffen und Chloe am liebsten aus ihrem Leben streichen will, ist es längst zu spät. Chloe hat inzwischen ihre eigenen Pläne geschmiedet.

Zum Drama kommt Erotik. Aber nicht die Erotik zwischen Chloe und Catherines Mann, denn die soll sich der Zuschauer selbst herbei fantasieren. Nichts ist davon auf der Leinwand zu sehen. Catherine trifft Chloe immer nach dem Sex, den das Callgirl mit ihrem Mann hat. So wie zum Beispiel in einem Hotelzimmer, in dem ein zerwühltes Bett und Essenreste mehr als offensichtliche Beweise dafür sind. Es schmerzt Catherine dies zu sehen, doch der Schmerz scheint ihr zu gefallen. Schließlich verfällt sie selbst der schönen, jungen Frau und verbringt ein paar erotische Stunden mit ihr – vor den Augen der Zuschauer.

Wie in fast allen Filmen von Atom Egoyan geht es auch in Chloe um das Geschichtenerzählen und darüber, wie man von seinen eigenen Fantasien überwältigt werden kann. Catherine ist eigentlich eine sehr disziplinierte und kontrollierte Frau, eine erfolgreiche Gynäkologin, die sich und ihr Leben völlig im Griff zu haben scheint. Die vermeintliche Affäre ihres Mannes und die Begegnung mit Chloe wirft sie völlig aus der Bahn. Julianne Moore mit ihrer kühlen, zerbrechlichen Art weiß diese Frau perfekt zu verkörpern, die im französischen Original von Fanny Ardant gespielt wird. Wahrscheinlich ist die Figur der Catherine zum ersten Mal an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie sich völlig hilflos und ausgeliefert fühlt.

Chloe ist Atom Egoyans erster Hollywood-Film, der ein breiteres Mainstream-Publikum ansprechen soll. Das liegt allein schon am Drehbuch, das viel geradliniger angelegt ist, als es bei seinen Filmen sonst der Fall ist. Diese verlaufen häufig auf mehreren Zeitebenen und erzählen die Story in Rückblenden, auch Träume sind sehr beliebt. Doch gerade das Gradlinige hat Egoyan gereizt. Er habe den Film nicht gemacht, um etwas Bestimmtes damit auszudrücken, sondern „weil es ein Film ist, den ich selbst gern als Zuschauer sehen würde.“

Chloe

Es ist einer dieser Filme, bei denen man vorab nicht zuviel verraten sollte. Allerdings kommt einem der Film ohnehin schon bekannt vor, denn er ist ein Remake des französischen Films „Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht“ von Anne Fontaine. Atom Egoyan, einer der bekanntesten kanadischen Autorenfilmer, hat sich den Stoff noch einmal vorgenommen und ein geniales Verwirrspiel um Faszination, Obsession und Erotik daraus gedreht.
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Meinungen

Shawn · 03.05.2011

*we were never young feat Amanda seyfried meinte ich ;-)

Shawn · 03.05.2011

Es müsste raised by swans - we wererbeber Young seien. Das hat jedenfalls soundhound ( musikerkennungsprog. gesagt :) )

Lilly · 16.10.2010

Ich fand den Film ganz nett, aber man hat viel zu früh gemerkt, dass die Affäre mit dem Mann nicht real stattgefunden hat und Cloe nur an Catherine interessiert war. Dadurch war es nicht so spannend und ziemlich vorhersehbar.

kristina · 18.05.2010

ich fand den film super ich find jedoch nicht die musik die der junge in seinem zimmer hört nachdem sie ihm die cd geschenkt hat ... ich brauche dieses lied
bitte

zyto · 14.04.2010

Der Film ist gut gemacht, hat einige gute Schauspieler, aber trotzdem habe ich bei der Preview mit dem Schlaf gekämpft. Bei mir hat er nicht die nötige Spannung erzeugt, da nach 20Min. klar war wo die Reise hingeht, also auch kein Überraschungseffekt da. Die Darsteller laufen die ganze Zeit mit betretenen Mienen umher, keine Freude ist da, alle leiden. Muß nich schlimm sein finde ich aber persönlich zu wenig....