Chicago Joe und das Showgirl

Eine Filmkritik von Peter Osteried

K(l)eine Mordsgeschichte

Der elfte Titel von Koch Medias Film Noir Collection hat dort eigentlich gar nichts zu suchen. Über die Kategorisierung dessen, was einen Film Noir ausmacht, kann man vortrefflich diskutieren. Er ist weniger Genre als vielmehr durch Motiv und Färbung klassifiziert. Obwohl ein allgemeingültiger Rahmen fehlt, gibt es ein paar Elemente, die mehrheitlich genannt werden, um einen Film Noir zu beschreiben.
Er muss innerhalb der Jahre 1941 bis 1958 entstanden, zwingend schwarzweiß und eine amerikanische Produktion sein. All das ist bei Chicago Joe und das Showgirl nicht gegeben. Der Film ist aus dem Jahr 1990, in Farbe und eine britische Produktion. Das Cover der DVD versucht das zu verschleiern, indem ein Filmbild schwarzweiß präsentiert wird.

Ricky Allen lernt das Showgirl Georgina Grayson kennen. Der amerikanische Soldat versucht, das britische Mädchen zu beeindrucken, indem er vorgibt, ein Gangster zu sein. Doch aus dem Spiel wird schon bald tödlicher Ernst. Nur wenige Tage nach ihrem Kennenlernen werden beide des Mordes angeklagt.

Regisseur Bernard Rose nannte sein Werk während der Pressetour den „größten britischen Film aller Zeiten“. Nicht nur wegen dieser arroganten Fehleinschätzung erwies sich Chicago Joe und das Showgirl an der weltweiten Kinokasse als herber Flop. Vor allem liegt es daran, dass Rose einen überladenen, lähmend langsam erzählten Film abgeliefert hat, der sich auf eine wahre Geschichte beruft, diese aber frei von Finesse erzählt. Zwar protzt der Film anfangs damit, dass nichts an dieser wahren Geschichte verändert wurde, gänzlich akkurat ist er aber nicht. Sollte er aber auch nicht sein, denn nicht jede wahre Geschichte ist spannend genug, um unverändert erzählt werden zu können.

Was Rose wohl als eine Art britische Version von Bonnie und Clyde ansah, ist in Wahrheit nichts anderes als ein in jeder Hinsicht bemühter True-Crime-Film über ein Pärchen, das frei von jeder Chemie ist. Der Film möchte die 1940er Jahre wiederauferstehen lassen, leidet aber daran, dass die Sprachmuster der Protagonisten viel zu modern anmuten. Geradezu peinlich sind die unglaublich schlechten Rückprojektionen, wenn sich Kiefer Sutherland und Emily Lloyd im Auto unterhalten. Das hätte man sogar in den 1940er Jahren überzeugender gestaltet. Aber das gilt im Grunde für den gesamten Film…

Chicago Joe und das Showgirl

Der elfte Titel von Koch Medias „Film Noir Collection“ hat dort eigentlich gar nichts zu suchen. Über die Kategorisierung dessen, was einen Film Noir ausmacht, kann man vortrefflich diskutieren. Er ist weniger Genre als vielmehr durch Motiv und Färbung klassifiziert. Obwohl ein allgemeingültiger Rahmen fehlt, gibt es ein paar Elemente, die mehrheitlich genannt werden, um einen Film Noir zu beschreiben.
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