Chennai Express

Eine Filmkritik von Marie Anderson

1, 2, 3, 4, Get On The Dance Floor

Nicht erst seit gestern sind Filme mit dem hübschen Inder Shah Rukh Khan eine Garantie für einen guten Erfolg, doch Chennai Express von Rohit Shetty hat im vergangenen Jahr die vorherige Bestmarke derartiger Produktionen mit einem internationalen Einspielergebnis von über vier Milliarden Rupien locker geknackt. Dabei liefert diese rasante Liebeskomödie mit mafiösem Einschlag so etwas wie einen populären Sampler zum modernen indischen Film mit Gesangseinlagen und zitiert Szenen und Songs aus einschlägig bekannten Werken, wohlig durch den Bollywood-Kosmos vagabundierend.
Wird zunächst die Hauptfigur des tragikomischen Helden Rahul (Shah Rukh Khan) mit Familiengeschichte und aktuellen Befindlichkeiten eingeführt, begibt sich dieser bald auf eine Reise, die eigentlich als Vergnügungstour mit zwei Freunden nach Goa geplant ist, aber durch einige Tricks und Täuschungen im Chennai Express beginnt. Diesen Zug hat Rahul aber nur zur Tarnung mit der Urne seines Großvaters bestiegen, dessen Asche er zwar am heiligen Ort Rameswaram ins Meer streuen soll, die er aber schlichtweg klammheimlich auf Goa abzulassen beabsichtigt. Als er seine Großmutter (Lekh Tandon), die ihn mit dieser Mission beauftragt hat, am Bahnhof verabschiedet hat, will Rahul eigentlich an der nächsten Station den Zug wieder verlassen, um zu seinen Freunden zu stoßen, doch er vergisst die Urne, hetzt zurück und verpasst schließlich den Ausstieg. Denn da kommt am Bahnsteig die wunderschöne Meena (Deepika Padukone) angerannt, und Rahul reicht ihr hilfreich die Hand und hievt sie in den Waggon, nicht ohne zu bemerken, dass er eine solche Situation doch schon einmal erlebt habe – eine Reminiszenz an den legendären Streifen Wer zuerst kommt, kriegt die Braut(Dilwale Dulhania Le Jayenge), der 1995 den Auftakt des gefeierten Filmpaares Kajol und Shah Rukh Khan markierte.

Nun aber will Rahul schleunigst vom anrollenden Zug abspringen, doch ein gigantischer Hüne sprintet heran, ebenfalls noch Einstieg begehrend, und erneut streckt der wackere Held seine Hand aus. Damit nicht genug, wallen nacheinander noch drei weitere Kolosse heran, nutzen Rahuls Höflichkeit und verhindern damit seinen rechtzeitigen Absprung. Mit dieser urkomischen Zug-Szene, die sicherlich das Zeug dazu hat, bevorzugt in die Annalen der Shah Rukh Khan Filme einzugehen, beginnt für Rahul ein aberwitziges Abenteuer an der Seite Meenas, die nämlich als heiratsunwillige, durchgebrannte Tochter eines Mafiachefs (Satyaraj) auf der Flucht vor den vier martialischen Mannsbildern war, die sie nun zurück zu ihrem Vater entführen wollen. Da Rahul Zeuge wird, wie sie einen Schaffner unsanft aus dem fahrenden Zug entfernen, muss er ebenfalls mit in das kleine tamilische Dorf Meenas, das zwar malerisch gelegen ist, in dem jedoch die Mafia mit eiserner Hand regiert. Der Sprache dieser Region nicht mächtig, ist Rahul nun den selektiven Übersetzungen Meenas ausgeliefert, die aus ihrer Not heraus, zwangsweise den mächtigen Gangster Tangaballi (Nikitin Dheer) heiraten zu sollen, auf die Idee verfällt, Rahul als ihren Verlobten zu präsentieren …

Ein vergnügliches, überzeichnet inszeniertes Spektakel der Superlative mit zahlreichen soziokulturellen indischen Themen gespickt, die herrlich moralinsauerfrei daherkommen, ist Rohit Shetty, Deepika Padukone, Shah Rukh Khan und den Kolossen mit Chennai Express gelungen, dessen Gesänge und Tänze sich so schlicht wie sparsam ausnehmen, während die romantischen Aspekte der Geschichte nach reichlich Action-Klamauk überwiegend gegen Ende des Films zum Tragen kommen. Die deutsche Synchronfassung der DVD, die eigens von Rapid Eye Movies in Auftrag gegeben wurde, zeichnet sich im Dialektbereich durch eine flotte Kunst-Sprache mit neckischen Reimen aus, deren krude Komik zum Running Gag avanciert. Auch hierbei gipfelt die Persiflage in respektloser Ausgelassenheit und verspielter Selbstironie, die munter und unterhaltsam durch die wunderschöne Landschaft tobt.

Chennai Express

Nicht erst seit gestern sind Filme mit dem hübschen Inder Shah Rukh Khan eine Garantie für einen guten Erfolg, doch „Chennai Express“ von Rohit Shetty hat im vergangenen Jahr die vorherige Bestmarke derartiger Produktionen mit einem internationalen Einspielergebnis von über vier Milliarden Rupien locker geknackt.
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