CHE - Revolucion (Teil 1)

Eine Filmkritik von Wolfgang Nierlin

Wissen, wofür man kämpft

Steven Soderberghs zweiteiliger Film über den legendären Guerillero Ernesto „Che“ Guevara ist kein hollywoodeskes Biopic: Weder handelt es sich bei dem ambitionierten Werk um ein Heldenepos, das seine längst zur Pop-Ikone gewordene Hauptfigur verklärt und damit den Mythos des edlen Freiheitskämpfers fortschreibt, noch ist der Film Gefühlskino, das seine Zuschauer mit einem dramatischen Plot emotionalisiert und zur Identifikation einlädt. Vielmehr versetzt der vielseitige amerikanische Regisseur sein Publikum sehr entschieden in eine Reflexionsdistanz, indem er die argumentative Struktur seines Films durch den spannungsreichen Wechsel verschiedener – auch zwischen Farbe und Schwarzweiß changierender – Zeitebenen dialektisch auflädt. Selbst kriegerische Handlungen werden da noch durch die Lesung aus Ches kubanischem Revolutionstagebuch gebrochen.
Jedoch ist CHE – Revolución, der erste Teil des nachdenklich verhaltenen Filmportraits nicht nur ernst und theoretisch, sondern auch sinnlich konkret. Minutiös werden darin die einzelnen Etappen des kubanischen Freiheitskampfes nachgezeichnet, der mit der verlustreichen Landung auf der karibischen Insel im Dezember 1956 beginnt, sich in den strategisch wichtigen Kämpfen in den Bergen der Sierra Maestra fortsetzt und schließlich in den langwierigen, am Ende siegreichen Gefechten um die Stadt Santa Clara mündet, was zur Flucht des Diktators Batista führt. Ernesto Guevaras (Benicio del Toro) Aufstieg vom Expeditionsarzt, der Verwundete operiert, zum selbstlos mutigen Kampfgefährten und unerbittlichen Comandante, der marodierende Deserteure hinrichten lässt, vollzieht sich dabei eher unspektakulär. Che gibt sich als Gleicher unter Gleichen, der von einem starken Gerechtigkeitsempfinden geleitet wird und in seiner revolutionären Praxis immer seinen Idealen verpflichtet bleibt.

Gerade diese innere Stärke und Willenskraft, die sich unablässig in Ches Handeln, seiner Disziplin und Unbeirrbarkeit ausdrücken, haben Soderbergh interessiert. Und er meint, dass sich diese Reinheit am klarsten in der einfachen Lebensweise des Dschungelkriegers widerspiegle. Che wiederum spricht in seinem Tagebuch, aber auch in einem 1964 geführten Interview mit einer Journalistin der New York Times von den entscheidenden psychischen Wirkungen im revolutionären Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit: Zu wissen, wofür man kämpfe, lebt Che Guevara tagtäglich vor. Ideale und Praxis befinden sich bei ihm im Einklang und darin ist er Vorbild und Lehrer. Ches utopischer Geist, der von der Befreiung ganz Amerikas träumt und sich in einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York vehement artikuliert, weist zugleich voraus auf seine politische Einsamkeit und sein tragisches Scheitern im bolivianischen Dschungel.

CHE - Revolucion (Teil 1)

Steven Soderberghs zweiteiliger Film über den legendären Guerillero Ernesto „Che“ Guevara ist kein hollywoodeskes Biopic: Weder handelt es sich bei dem ambitionierten Werk um ein Heldenepos, das seine längst zur Pop-Ikone gewordene Hauptfigur verklärt und damit den Mythos des edlen Freiheitskämpfers fortschreibt, noch ist der Film Gefühlskino, das seine Zuschauer mit einem dramatischen Plot emotionalisiert und zur Identifikation einlädt.
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Meinungen

raule perese · 25.09.2009

hastta.la.victoria.siempre.