Chasing Sleep

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Die Qual der Schlaflosigkeit

Die Ausgangssituation dieses wachsend dichten Thrillers aus dem Jahre 2000 gestaltet sich innerhalb einer sanften Melancholie zunächst recht harmlos: Ed Saxon (Jeff Daniels), der Literatur an einem College unterrichtet, erwacht von einem Schläfchen und bemerkt, dass seine Frau noch immer nicht von der Arbeit heimgekehrt ist. Er telefoniert ergebnislos ihre Freundin an, erkundigt sich bei der Notaufnahme im Krankenhaus, sorgt sich zunehmend und verständigt schließlich doch noch die Polizei. Ratlos streift er im Haus umher, und gemeinsam mit ihm harrt der Zuschauer auf eine Schreckensnachricht, die den Verbleib der vermissten Gattin aufklärt, doch das Spielfilmdebüt Chasing Sleep von Michael Walker verweigert sich dieser nahe liegenden Erwartungshaltung und entwickelt sich schleichend in eine ganz andere Richtung.
Geht es anfangs scheinbar um seine verschwundene Ehefrau, rückt im Verlauf der Handlung immer stärker dieser unter extremen Schlafstörungen leidende, unruhige Mann in den Fokus der Geschichte. Seine zögerlichen Aktivitäten und Entscheidungen erscheinen seltsam antriebs- und wahllos, er treibt wie betäubt durch den zähen Tag, empfängt die Polizei in Person des einfühlsamen, wachen Detective Derm (Gil Bellows), eine recht aufdringliche Studentin (Emily Bergl), die ihm etwas zu essen bringt, sowie den Polizeipsychologen Costas (Zach Grenier), der ihm ein Medikament gegen die peinigende Schlaflosigkeit verschreibt. Nun drängt sich der Gedanke auf, dass Ed möglicherweise selbst etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun hat, zumal sich herausstellt, dass sie eine Affäre hatte, und mit einem Mal ist es die häusliche Umgebung mit ihren seltsamen Örtlichkeiten, die sich in den Fokus des behäbigen Geschehens drängt …

Chasing Sleep verzichtet zu Gunsten zahlreicher geschickt installierter Soundeffekte gänzlich auf Musik, und die Dramaturgie ist förmlich im Haus der Saxons als einzigem Ort der Handlung eingesperrt, wo der übernächtigte Ed gegen verstärkt auftretende Widrigkeiten vor allem im Badezimmer kämpft. Immer wieder kündigen blutige Spuren eine heraufziehende Katastrophe an, die möglicherweise nur in den Halluzinationen eines Mannes besteht, der innerhalb einer heftigen Sinnkrise im Begriff ist, vollkommen den Halt zu verlieren. Sorgfältig inszeniert und durch das überzeugende Spiel der Figur eines in die Jahre gekommenen, offensichtlich orientierungslosen Mannes geprägt, spielt dieser Horrorfilm der etwas anderen Art geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers, um dann selbst am Ende darauf zu verzichten, den Wunsch nach einer Aufklärung der mysteriösen Vorgänge zu erfüllen. Ein durchaus beachtlicher Erstling, der durch seine atmosphärische Dichte auf engstem Raum besticht und die Ratlosigkeit seines Protagonisten gekonnt auf den Zuschauer überträgt.

Chasing Sleep

Die Ausgangssituation dieses wachsend dichten Thrillers aus dem Jahre 2000 gestaltet sich innerhalb einer sanften Melancholie zunächst recht harmlos: Ed Saxon (Jeff Daniels), der Literatur an einem College unterrichtet, erwacht von einem Schläfchen und bemerkt, dass seine Frau noch immer nicht von der Arbeit heimgekehrt ist.
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