Charade

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die Wahrheit hinter dem Mann

Die junge Amerikanerin Regina „Reggie“ Lampert (Audrey Hepburn) wollte sich eigentlich von ihrem Mann, einem Schweizer, trennen, doch nun ist der werte Gatte tot, und ein Strudel seltsamer Ereignisse setzt ein. Offensichtlich war der als reichlich langweilig beschriebene Verschiedene in eine dunkle Kriminalgeschichte aus der Zeit der Zweiten Weltkrieges verstrickt und schuldet seinen Ganovenkumpanen von damals noch Geld. Und da er nun nicht mehr greifbar ist, versuchen die Gauner, sich an seiner Witwe schadlos zu halten, die allerdings keine Ahnung hat, wo sich die Kriegsbeute befindet. Ein Glück, dass sie auf ihren Landsmann Peter Joshua (Cary Grant) trifft, doch binnen kurzer Zeit muss sie sich fragen, wer dieser – zugegeben ungemein attraktive – Mann eigentlich wirklich ist. Denn Joshua hat die dumme Angewohnheit, seine wahre Identität hinter einem undurchdringlichen Gestrüpp von Lügen zu verbergen. Nichtsdestotrotz verlieben sich die beiden ineinander und müssen nun gemeinsam den immer drängenderen Fragen der Spießgesellen widerstehen…
Eigentlich war Stanley Donen bis dato vor allem als Regisseur für leichte Musical-Kost wie Du sollst mein Glücksstern sein / Singin’ in the Rain oder Heute geh’n wir bummeln / On the Town bekannt, doch mit Charade wandte sich Donen mit großer Meisterschaft und deutlichen Anleihen bei Altmeister Alfred Hitchcock der eleganten Thriller-Komödie zu. Sein Film Charade gilt vielen Kritikern als geistreiche Weiterführung und Verfeinerung von Werken wie North by Norhtwest, und so ist es wohl kein Zufall, dass Donen ausgerechnet Cary Grant als Hauptdarsteller für seinen Film auswählte. Es ist deutlich zu spüren, wie gut die beiden Stars Cary Grant und Audrey Hepburn miteinander harmonieren, und das trotz des doch erheblichen Altersunterschieds. Auch heute noch sind Cary Grants ständig wiederholte Beteuerungen, dieses Mal nun wirklich die Wahrheit zu sagen, für den einen oder anderen Lacher gut. Und die eleganten Wortduelle zwischen Grant und Hepburn wirken selbst nach mehr als 40 Jahre witzig und spritzig wie am ersten Tag.

Cary Grant war übrigens der erste Schauspieler, der für eine Hauptrolle – nämlich jene in Charade – als Teil seiner Entlohnung einen prozentualen Anteil am Einspielergebnis bekam. Offensichtlich entsprach das Einspielergebnis den Erwartungen, denn drei Jahre später folgte mit Arabeske mit Sophia Loren und Gregory Peck ein ganz ähnlicher Film, bei dem abermals Stanley Donen Regie führte.

Charade

Die junge Amerikanerin Regina „Reggie“ Lampert (Audrey Hepburn) wollte sich eigentlich von ihrem Mann, einem Schweizer, trennen, doch nun ist der werte Gatte tot, und ein Strudel seltsamer Ereignisse setzt ein.
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Meinungen

Martin Zopick · 01.05.2022

Bereits die erste Szene ist richtungsweisend für den ganzen Film: aus der drohenden Pistole kommt ein Wasserstrahl. Es ist ein Klassiker der Krimi-Komödie, bei dem beide Teile zu ihrem Recht kommen. Lustige Szenen (z.B. duschen im Anzug) lockern die Mordserie unter Gangstern auf. Und da kennen James Coburn und George Kennedy als Killer keine Gnade. Es gelingt sogar die Spannung bis zum verbalen Aufklärungs-Showdown hoch zu halten. Vor allem bei der ironischen Liebesgeschichte zwischen Cary Grant und Audrey Hepburn kommen die geistreich-witzigen Dialoge besonders gut zum Tragen. Der Zuschauer wird in diesem prominent besetzten Film sehr glaubwürdig, und über weite Strecken, auf die falsche Spur gehetzt. Und er ist genau wie Audrey Hepburn völlig ahnungslos und taumelt hilflos zwischen den Geheimdiensten und Schnüfflern hin und her. Kaum hat sie Vertrauen gefasst, entpuppt sich der neugefundene Vertraute als Gangster oder der Verbrecher als Gutmensch.
Es ist wie der Titel verheißt ein Ratespiel, das mit vielen überraschenden Wendungen aufwartet und das nach Jahrzehnten keineswegs verstaubt ist. Die überragenden Darsteller verpassen dem Film immer wieder eine Frischzellenkur, die bis heute anhält.
Eine political comedy aus der Zeit des Kalten Krieges. Aus diesem Background bezieht der Film außer von den Spitzendarstellern seine Spannung und seinen Witz. Und Audrey kann so herrlich ahnungslos staunen, genauso wie sich aus vertrackten Situationen ohne ihr Zutun befreien.

· 28.01.2007

Auch heute noch witzig und spannend zugleich-und eine romantische Liebesgeschichte, die in Paris spielt.