Chacun son cinéma – Jedem sein Kino (2007)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Grandiose Reflexionen über das Territorium des Films

Es ist Mai, und die Internationalen Filmfestspiele von Cannes haben gerade begonnen und warten wieder mit Glamour und Genius aus der Filmwelt auf. Im letzten Jahr beging das Festival an der Côte d’Azur sein 60. Jubiläum, und zu diesem Anlass wurden 35 Regisseure aus 25 Ländern eingeladen, jeweils eine dreiminütige Hommage an das Kino zu inszenieren, unter der Vorgabe, dass diese an Orten spielt, an denen Filme gezeigt werden. Entstanden ist ein wunderschönes filmisches Kleinod unter der Regie großer Filmemacher, das die gewaltige Magie beschwört, die sich in Lichtspielhäusern auf der ganzen Welt einfindet, die der Untertitel von Chacun son cinéma – Jedem sein Kino so beschreibt: „Das Herzklopfen, wenn das Licht ausgeht und der Film beginnt.“

Die 33 Beiträge im Einzelnen: Trois Minutes (Theodoros Angelopoulos), Recrudescence (Olivier Assayas), The Last Dating Show (Bille August), The Lady Bug (Jane Campion), 47 Ans après (Youssef Chahine), Zhanxiou Village (Chen Kaige), No Translation Needed (Michael Cimino), World Cinema (Ethan und Joel Coen), At the Suicide of the Last Jew in the World in the Last Cinema in the World (David Cronenberg), Dans l´obscurité (Jean-Pierre und Luc Dardenne), Rencontre unique (Manoel de Oliveira), Cinéma d´été (Raymond Depardon), Artaud Double Bill (Atom Egoyan), Le Dibbouk de Haifa (Amos Gitai), Anna (Alejandro González Iñárritu), The Electric Princess House (Huo Hsiao Hsien), La Fonderie (Aki Kaurismäki), Where is My Romeo? (Abbas Kiarostami), One Fine Day (Takeshi Kitano), Dans le noir (Andrei Konchalovsky), Cinéma de boulevard (Claude Lelouch), Happy Ending (Ken Loach), Diaro di uno spettatore (Nanni Moretti), Cinéma érotique (Roman Polanski), Le Don (Raoul Ruiz), À 8944 km de Cannes (Walter Salles), Irtebak (Elia Suleiman), It´s a Dream (Tsai Ming-liang), First Kiss (Gus van Sant), Occupations (Lars von Trier), War in Peace (Wim Wenders), I Travelled 9000 km To Give It To You (Wong Kar Wai) und En regardant le film (Zhang Yimou).

Diese ebenso nostalgische wie humorige Filmcollage präsentiert Kino-Kultur der Kulturen und besticht mit einer intensiven Intimität, die das Filmherz tatsächlich höher schlagen lässt. Meisterhaft mit Variationen gängiger Stereotypen jonglierend erscheinen die einzelnen Episoden eigenständig und ungeheuer pointiert, und doch entsteht durch einige Motive der Eindruck, als korrespondierten sie untereinander, obwohl im Vorfeld keine Absprache der Regisseure miteinander stattfand. Leere oder volle Kinosäle, im Dunkeln oder bei Licht, erotische Interaktionen, technische Pannen, entrückte Filmvorführer, Zigarettenqualm, geschwätzige Sitznachbarn – all dies sind Bilder, die keine Visionen darstellen, sondern eine dichte Atmosphäre transportieren, die beim Zuschauer auf eine Vertrautheit mit dem Ort Kino trifft sowie so manche Erinnerung und das Bewusstsein wachruft, dass es auch jenseits des Geschehens auf der Leinwand so manche Kino-Geschichte gibt, die es wert ist, erzählt zu werden.
 

Chacun son cinéma – Jedem sein Kino (2007)

Es ist Mai, und die Internationalen Filmfestspiele von Cannes haben gerade begonnen und warten wieder mit Glamour und Genius aus der Filmwelt auf.

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