Captain Underpants: Der supertolle erste Film (2017)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Freunde fürs Leben

Ein Superheld in Unterhose, der Chaos magisch anzieht und nur bedingt als Retter taugt. Mit dieser witzigen Figur reüssierte ab 1997 der US-amerikanische Autor und Zeichner Dav Pilkey im Rahmen seiner Kinderbuchreihe Captain Underpants, die nun unter der Regie von David Soren (Turbo – Kleine Schnecke, großer Traum) in einen Animationsfilm verwandelte wurde. Ein augenzwinkernder Comic-Spaß mit reizvollen Ideen und spannenden thematischen Bezügen, der allerdings mit fortschreitender Dauer merklich abbaut, bis am Ende nur noch ein höchst durchwachsenes Kinoerlebnis zu konstatieren ist.

Auch wenn der Titel den chaotischen Superhelden ins Zentrum rückt, gehört die Geschichte vor allem den beiden Grundschülern George (Originalstimme: Kevin Hart) und Harold (Thomas Middleditch), die seit dem Kindergarten dicke Freunde sind. Jede freie Minute feilen die aufgeweckten Kerle an ihren selbst erdachten und gezeichneten Comic-Werken, wobei der ungewöhnliche Captain Underpants ihr großer Favorit ist. Neben ihrer schöpferischen Arbeit hecken sie außerdem regelmäßig Streiche aus, um so gegen die eintönige, kreativfeindliche Schulatmosphäre zu protestieren. Aus diesem Grund stehen sie unter besonderer Beobachtung ihres stets schlecht gelaunten Direktors Mr. Krupp (Ed Helms). Eines Tages beschließt der Ordnungsfetischist und Spaßfeind, ihre Freundschaft zu zerstören und sie von nun an in getrennte Klassen zu stecken. George und Harold vereiteln dieses Vorhaben jedoch, indem sie Krupp mit einem Ring aus einer Müsli-Packung hypnotisieren und zu ihrer eigenen Verwunderung davon ‚überzeugen‘ können, Captain Underpants zu sein.

Dass Soren keine kleinen Brötchen backen, sondern facettenreiche Animationsunterhaltung bieten will, zeigt sich schon im ersten Drittel. Gleich am Anfang läuft vor den Augen des Zuschauers ein Comic der einfallsreichen Protagonisten ab, der die Ursprungsgeschichte des Unterwäsche-Helden illustriert und den Machern die Möglichkeit gibt, mit unterschiedlichen Trickfilmtechniken zu hantieren. Erwähnenswert ist auch eine spätere Sockenpuppen-Passage, die sich vom computeranimierten Stil deutlich abhebt und für gelungene Abwechslung sorgt. Eine amüsante Meta-Ebene zieht in Captain Underpants auch dadurch ein, dass George und Harold ihre eigenen Erlebnisse als Teil einer Erzählung begreifen, weshalb bereits zu einem frühen Zeitpunkt ein Abspann einsetzt, der sich allerdings als Schnellschuss entpuppt.

Dank dieser verspielten Einfälle, die die Kreativität und die Fabulierlust der beiden Grundschüler spiegeln, versprüht der Film eine ansteckende Energie, obwohl der Schulalltag der Comic-Spezialisten recht plakativ als eine große Qual beschrieben wird. Mr. Krupp ist ein durch und durch unsympathischer Zeitgenosse, in dessen Büro nicht von ungefähr ein Schild mit der Aufschrift ‚Die Hoffnung stirbt hier‘ zu finden ist. Gerade als es etwas langweilig zu werden droht, schlagen Soren und Drehbuchautor Nicholas Stoller (Bad Neighbors 2) mit der absurden Verwandlung des Schulleiters eine neue, amüsante Richtung ein. Der berufsmäßige Miesepeter avanciert plötzlich zu einem gut gelaunten, übereifrigen Retter, dessen Enthusiasmus aber immer wieder nach hinten losgeht. In seinem Bestreben, anderen zu helfen, schätzt er Situationen mehrfach falsch ein und verbreitet daher nur noch mehr Unordnung.

Bis hierin ist Captain Underpants weitestgehend unterhaltsam, was sich jedoch spürbar ändert, als der recht willkürlich aus dem Hut gezauberte Antagonist Professor Pipipups (Nick Kroll) die Bühne entert, über dessen Namen sich der Film fortlaufend lustig macht. Mehr und mehr überlagert ein infantiler, ermüdender Fäkalhumor ironische Pointen. Und noch dazu infiziert der ständig in die Luft gehende Wissenschaftler, der das Lachen tilgen will, die Handlung mit seinem hysterischen Auftreten. Bei aller Liebe für anarchische Ideen und quirligen Quatsch fällt es zunehmend schwerer, die lauten, kirmeshaften Actionszenen zu genießen. Ärgern darf man sich auch darüber, dass Pipipups-Handlanger Melvin (Jordan Peele), der größte Streber der Schule, als bebrillter, altmodisch gekleideter Technik-Nerd dargestellt wird. Ein Klischee, das längst in die Mottenkiste gehört.

Von einem „supertollen ersten“ Film, wie ihn der deutsche Zusatztitel ankündigt, kann angesichts der Drehbuchdefizite nicht die Rede sein. Bedauerlich ist das vor allem, weil David Soren am Anfang vieles richtig macht und unter Beweis stellt, dass er Groß und Klein eigentlich gut bei Laune halten kann.
 

Captain Underpants: Der supertolle erste Film (2017)

Ein Superheld in Unterhose, der Chaos magisch anzieht und nur bedingt als Retter taugt. Mit dieser witzigen Figur reüssierte ab 1997 der US-amerikanische Autor und Zeichner Dav Pilkey im Rahmen seiner Kinderbuchreihe „Captain Underpants“, die nun unter der Regie von David Soren („Turbo – Kleine Schnecke, großer Traum“) in einen Animationsfilm verwandelte wurde.

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Meinungen

Hage · 21.10.2017

Sehr schlechter Film. Viel zu laut, Geschrei, hässliche Figuren.