Cannibal! The Musical

Eine Filmkritik von Falk Straub

The Rocky Horror Mountains Show

Noch vor ihrem Durchbruch mit der Zeichentrickserie South Park machten sich zwei Filmstudenten der Universität von Colorado in die Rocky Mountains auf, um ein Biopic der etwas anderen Art zu drehen. Gemeinsam mit Kommilitonen arbeiteten sie eineinhalb Jahre lang an einem Musical über das Leben Alferd Packers, der Ende des 19. Jahrhunderts des Kannibalismus‘ beschuldigt wurde. Das Ergebnis liegt nun in einer aufwendigen Doppel-DVD vor: Cannibal! The Musical.
Manchmal nehmen persönliche Krisen ein unerwartetes Ende. Als Trey Parker, einer der Macher von South Park, als 22-Jähriger von seiner Verlobten verlassen wurde, münzte er all seine Wut und Enttäuschung in kreative Energie um und drehte seinen ersten Spielfilm. Wie weit der Weg für Cannibal! The Muscial bis in die Kinos und zu einem Kultfilm war, erzählen Parker und sein Kollege Matt Stone im reichlich vorhandenen Bonusmaterial der DVD.

Überhaupt erfährt der Zuschauer dort viel über die Mechanismen in Hollywood, warum der Dreh von Team America das Duo den letzten Nerv gekostet hat und über ihre tägliche Arbeit an South Park. Skurril muten Mitschnitte von Bühnenfassungen des Musicals an, darunter eine Aufzeichnung aus Regensburg. Denn Cannibal! erfreut sich mittlerweile in Studenten- und Laientheatern weltweiter Beliebtheit. Ausschlaggebend dafür sind neben dem reißerischen Thema, Parkers Kompositionen, der nicht zu übersehende Low-Budget-Charme irgendwo zwischen Kitsch und Camp und der mal absurde, oft geschmacklose, mal makabere Humor, den Parker und Stone später in South Park verfeinerten.

In Cannibal! The Musical folgt der Zuschauer Alfred, genannt Alferd, Packer, der eine Gruppe Goldsucher Ende des 19. Jahrhunderts von Utah nach Colorado führt. Als sie sich im Winter 1874 verirren und ihnen die Nahrung ausgeht, beginnt das Morden und Verspeisen. Die Umstände sind bis heute ungeklärt und so bietet auch Cannibal! The Musical mehrere Varianten, nimmt sich seine Freiheiten. Bei Parker ist Packer, den er selbst gibt, ein leicht dümmlicher Tor, der die Gruppe aus Liebe zu seinem Pferd in den Untergang führt. Die Perücken sitzen schief, die Bärte sind schlecht angeklebt und die Indianer werden von Japanern dargestellt. Anders als beim historischen Vorbild gibt es in Parkers Debütfilm ein Happy End.

Dazwischen wird viel gesungen. Stücke wie „Hang The Bastard“ oder „Let’s Build A Snowman“ heben nicht nur die Stimmung, sondern nehmen explizit benannte Vorbilder wie Oklahoma! (1955) mit viel Augenzwinkern auf die Schippe. Textzeilen wie „I wake up muddy / and I go to bed bloody / ‚cause I’m a trappin‘ man“ („Trapper Song“) brennen sich unweigerlich ins Hirn. Schöner kann Trash kaum sein.

Cannibal! The Musical

Noch vor ihrem Durchbruch mit der Zeichentrickserie „South Park“ machten sich zwei Filmstudenten der Universität von Colorado in die Rocky Mountains auf, um ein Biopic der etwas anderen Art zu drehen. Gemeinsam mit Kommilitonen arbeiteten sie eineinhalb Jahre lang an einem Musical über das Leben Afred Packers, der Ende des 19. Jahrhunderts des Kannibalismus‘ beschuldigt wurde.
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