Bug

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Paranoia regiert

William Friedkin galt in den 70ern als das Wunderkind des harten Kinos. French Connection und Der Exorzist waren Film-Hits, an denen niemand vorbei kam. In den 80ern machte er vor allem wegen seinem schockierenden Al Pacino-Vehikel Cruising von sich hören und lieferte starken Tobak mit Leben und Sterben in L.A.. Was Friedkin auch in den 90ern nicht gelang — nämlich die Leute ins Kino zu locken – schaffte er auch im neuen Jahrtausend bisher noch nicht (worauf er auch im starken Interview in der Bonussektion selbstkritisch eingeht). Mit Bug gelingt es Friedkin zumindest qualitativ an seine frühen Highlights anzuschließen. Zu Recht wird auf dem DVD-Cover mit dem Zitat „Einer der verstörendsten Horrorfilme, den man sich vorstellen kann“ geworben.
Kellnerin Agnes (Ashley Judd) lebt in einem kleinen Motel, feiert mit ihrer besten Freundin R.C. (Lynn Collins) Koks- und Saufpartys und trauert in stillen Momenten ihrem verschwundenen kleinen Sohn hinterher. Eines Tages schleppt R.C. den schüchternen Peter (Michael Shannon) an. Agnes und er freunden sich an, verlieben sich und Peter zieht ein. Doch das junge Glück ist nicht von langer Dauer. Schon in der ersten gemeinsamen Nacht wird Agnes mit dem (noch) latent auftretenden Verfolgungswahn Peters konfrontiert: Ein Insekt habe ihn gebissen. Erste unterdrückte Aggression tritt an die Oberfläche. Als die imaginäre Insektenplage immer stärker zum Vorschein kommt, offenbart Peter schließlich, dass er während des Irak-Krieges vom Militär für Experimente missbraucht wurde. Es dauert nicht lange und auch Agnes sieht die Insekten und dreht mit Peter immer heftiger durch. Auch Ex-Mann Jerry (Country-Star Harry Connick Jr.) und Psychiater Dr. Sweet können da nichts mehr ausrichten…

Bug ist ein Alptraum und nichts für einen lauschigen Filmabend. Spätestens, wenn Peter sich mit der Rohrzange die Zähne zieht, ist Schluss mit lustig. Wer sich Bug allein wegen Asley Judd ansehen will, wird auch etwas enttäuscht werden. Natürlich ist ihr grandioses Schauspiel – genau wie das der anderen Darsteller – über jeden Zweifel erhaben, doch zeigt sie Mut zur Hässlichkeit. Mit reichlich abgefucktem Auftreten und aufgeschwemmt gibt sie überzeugend die seelisch verkrüppelte Gefallene. Dass sie vielleicht selbst schon paranoid war, bevor Peter auftaucht, wird angedeutet, doch nie ausgesprochen. Einzig das latente Overacting zum Schluss ist dann zuviel des Guten. Der „I’m the Super Mother Bug“-Szene hätte etwas Zurückhaltung nur gut getan. Mit diesem Manko kann man jedoch leben, entschädigt die fiebrige Spannung doch für solche Momente.

Das Bonusmaterial ist für eine so genannte Special Edition dann aber wirklich mager: Eine kurze Einführung und ein informatives Interview mit einem redseligen und gut aufgelegten William Friedkin, eine Trailer Show und das war’s. Trotzdem; wer Lynch mag und Cronenberg verehrt, wird sich mit Bug gut beraten wissen.

Bug

William Friedkin galt in den 70ern als das Wunderkind des harten Kinos. French Connection und Der Exorzist waren Hits, an denen niemand vorbei kam.
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