Bruno Manser - Kampf um den Regenwald (2007)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Mann und seine Mission

Eine Geschichte wie aus einem Roman präsentiert der Schweizer Filmemacher Christoph Kühn in diesem Film. Und doch: sie ist wahr. „Wenn ich groß bin, möchte ich einen guten Beruf haben, der mit der Natur zu tun hat, zum Beispiel Naturforscher … Könnte ich nur einmal nach Sumatra, Borneo und Afrika und dort im tiefen Dschungel zwischen Gorillas, Orang Utans und anderen Tieren wie ein Höhlenbewohner hausen. Ich möchte alle Fabriken, die nicht lebensnotwendig sind, dem Erdboden gleichmachen. Einen grossen Wald mit klaren Bächen und vielen Tieren an dieser Stelle leben lassen“, so schrieb der gerade 12 Jahre alte, in Basel geborene und aufgewachsene Bruno Manser in einem Schulaufsatz – nicht ahnend, dass genau dies seine Bestimmung werden sollte. Nach der Matura und verschiedenen Ausbildungen machte sich Manser 1984 auf nach Borneo, genauer in die Provinz Sarawak zum Volk der Penan, einem der letzten nomadisch lebenden Urwaldvölker der Erde. Aus einem kurzen Forschungsaufenthalt wurden dann sechs lange Jahre, die er dort im Regenwald bleiben sollte. Manser lernte die Sprache der Penan, erforschte ihre Sitten und Gebräuche, ihre Lebensgewohnheiten und war doch immer mehr als ein Forscher – er war ein Freund der Waldnomaden, die ihn als einen der ihren anerkannten. Doch Manser sah auch die Gefahren, die den Penan drohten: Näher und näher schob sich die Holzindustrie mit ihren gefräßigen Maschinen durch den Urwald, um das wertvolle Holz an sich zu reißen und damit den Lebensraum des Urvolkes zu zerstören. Wer sollte die gewaltigen Bulldozer schon aufhalten? Manser wagte es, machte sich mit friedlichen Mitteln daran, die mächtige Holzindustrie zu stoppen – ein Kampf David gegen Goliath, den die Penan mit Straßenblockaden und ähnlichen Aktionen führten. Bald hatten die malaysischen Behörden genug von den Aktionen des Schweizers und der Waldnomaden; immer wieder versuchten sie den Rädelsführer der Proteste dingfest zu machen, und mehr als einmal entging er nur knapp der drohenden Verhaftung – immerhin war auch ein Kopfgeld auf seine Ergreifung ausgesetzt. 1990 blieb Manser nichts anderes übrig, als in die Schweiz zu fliehen. Doch auch dort setze er seinen Kampf um den Erhalt des Lebensraumes der Penan unermüdlich und geradezu besessen fort, rief 1992 einen Fonds ins Leben und schrieb ein Buch, um für Unterstützung zu werben. Um ein Importverbot für Tropenhölzer zu erlangen, trat er 1993 vor dem Schweizer Parlamentsgebäude in Bern in einen spektakulären Hungerstreik. Immer wieder kehrte er illegal nach Borneo zurück, leistete den Penan Hilfe im Kampf gegen die Abholzung ihres Lebensraumes und riskierte ein ums andere Mal sein Leben. Von einer dieser Reisen kehrte er nicht mehr zurück, seine Spuren verlieren sich am 25. Mai 2000 im Urwald von Borneo, im Jahre 2005 wurde er offiziell für tot erklärt. Was wirklich mit Bruno Manser geschah, lässt sich bis zum heutigen Tage nicht aufklären.

Bruno Manser hat ein riesiges Archiv an Aufzeichnungen über die Flora und Fauna des Regenwaldes, über das Volk der Penan und die fortschreitende Zerstörung ihres Lebensraumes hinterlassen – ein echter Glücksfall nicht nur für Umweltorganisationen, Ethnologen und Biologen, sondern auch für den Filmemacher Christoph Kühn, der für seinen Film auf umfangreiche Quellen zurückgreifen konnte. Auf dieser Grundlage ist ein spannender Film gelungen, der sich neben der zentralen Frage, wer Bruno Manser eigentlich war, auch dem Leben der Penan widmet und das Porträt eines Stammes nachzeichnet, der in einem beinahe paradiesischen Urzustand lebt – wären da nicht die Gefahren durch die Moderne. Immer wieder hören wir auch die Stimme von Manser selbst, der etliche Tonbandaufnahmen hinterließ, so dass seine Stimme bisweilen wie ein Geistwesen aus dem Jenseits wirkt, das uns davor bewahren will, eines der letzten Paradiese auf Erden zu zerstören. Ein faszinierender Film über einen ebensolchen Mann und sein Lebenswerk, das nach wie vor gefährdet ist.
 

Bruno Manser - Kampf um den Regenwald (2007)

Eine Geschichte wie aus einem Roman präsentiert der Schweizer Filmemacher Christoph Kühn in diesem Film. Und doch: sie ist wahr. „Wenn ich groß bin, möchte ich einen guten Beruf haben, der mit der Natur zu tun hat, zum Beispiel Naturforscher …

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