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Die Ärzte glauben nicht, dass der Junge, der aus einem winterlichen See geborgen wurde, überleben kann. Sie halten sein Gehirn für schwer geschädigt. Doch seine Mutter glaubt an die Hilfe Gottes. Diese wahre Geschichte erzählt von einem Wunder, ganz im Sinne eines christlichen Publikums. 

Breakthrough - Zurück ins Leben (2019)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Wenn nur noch Beten hilft

Als Joyce Smith (Chrissy Metz) im Krankenhaus ankommt, stellt der Arzt Dr. Sutterer (Sam Trammell) die Wiederbelebungsversuche an ihrem Sohn John (Marcel Ruiz) gerade ein. Der 14-Jährige war durchs Eis eines Sees gebrochen und hatte 15 Minuten unter Wasser gelegen. 45 Minuten lang dauerten die Maßnahmen der Reanimation, aber John hat weiterhin keinen Puls. Nun lässt das Personal Joyce allein mit ihm, damit sie sich verabschieden kann. Joyce betet, fleht, dass John am Leben bleibt, ruft lautstark Jesus und den Heiligen Geist an – und plötzlich kehrt der Puls des Jungen zurück.

Mit diesem Drama, das auf einem wahren Ereignis des Jahres 2015 im US-Bundesstaat Missouri basiert, gibt die Schauspielerin Roxann Dawson, die bereits Folgen verschiedener TV-Serien wie House of Cards oder The Closer inszenierte, ihr Spielfilm-Regiedebüt. Joyce Smith hatte die Geschichte der Rettung ihres Sohnes, die von den Medizinern als Wunder eingestuft und über die damals die TV-Nachrichten berichteten, als Buch veröffentlicht. Auf Deutsch erschien ihre Schilderung unter dem Titel Auf dünnem Eis. Der Filmproduzent und Prediger DeVon Franklin nahm sich des Stoffes in durchaus missionarischer Absicht an, wohl ganz im Sinne von Joyce Smith, die eine gläubige Frau ist. Er möchte nach eigener Aussage die Zuschauer dazu motivieren wieder gemeinsam zu beten.

Filme wie dieser haben in den USA, aber nicht nur dort, ihr christliches Publikum, dessen Glauben sie vertreten und verbreiten. Viele Millionen Amerikaner sind fleißige Kirchgänger wie die Smiths aus dem Mittleren Westen, die zuhause das Tischgebet sprechen und ihren Sohn auf eine christliche Schule schicken. Besonders gut eignen sich anscheinend als Argument für die Existenz Gottes Geschichten über eine überraschende Heilung, ein Erwachen aus dem Koma, eine Nahtod- oder Jenseitserfahrung. Beinahe schon reflexhaft stoßen solche Filme bei vielen Menschen, die sich für aufgeklärt und Religiosität und Frömmigkeit für rückständig halten, auf Ablehnung. Aber Breakthrough — Zurück ins Leben kann man auch unter dem Aspekt betrachten, dass der Glaube ein tief in der Psyche verankertes menschliches Bedürfnis ist. Dieses Bedürfnis kann im Schlummerzustand verharren, um sich in einer Krisen- oder Notsituation machtvoll bemerkbar zu machen.

Denn fast jeder würde doch am Krankenbett eines mit dem Tod ringenden Angehörigen oder Partners zu beten anfangen, so ähnlich wie Johns Mutter das tut. Hoffnung, Zuspruch, gute Wünsche können Berge versetzen, beziehungsweise die Selbstheilungskräfte aktivieren. Wer weiß, ob John, der aus dem Reanimationsraum in eine Spezialklinik in St. Louis verlegt und ins künstliche Koma versetzt wird, nicht jedes Wort hören kann, das im Raum gesprochen wird? Joyce reagiert sehr verärgert als sie Gespräche von Ärzten aufschnappt, die John bereits aufgegeben haben. Sie verbietet ihnen und allen Bekannten der Familie, die zu Besuch kommen, auch nur ein Wort des Zweifels zu äußern.

Der erfahrene Arzt Dr. Garrett (Dennis Haysbert) aber macht Johns Eltern wenig Hoffnung: Das Gehirn des Jungen sei wahrscheinlich schwer geschädigt. Außerdem gibt es wegen der Betäubungsmittel und des Fiebers neue Komplikationen. Joyce plädiert dafür die künstliche Beatmung abzuschalten und John aus dem Koma zu holen. Wird der Junge tatsächlich aufwachen?

Die Handlung beginnt bereits ein paar Tage vor dem Unfall und bietet eine abwechslungsreiche Einführung in den Alltag der Familie Smith und ihres Umfelds. John, der aus Guatemala stammt und als Baby adoptiert wurde, reagiert in letzter Zeit abweisend auf Joyce. Seine Identität macht ihm zu schaffen, auch in der Schule, wo die Klassenkameraden gerade in Referaten erzählen wie tief ihre Familien mit den USA verwurzelt sind. Die Hausfrau Joyce ist konservativ und bestimmend, sie reagiert gekränkt und hilflos auf die Zurückweisung durch John. Auch am neuen Pastor Jason Noble (Topher Grace), der sich so leutselig und jugendlich locker gibt, lässt Joyce kein gutes Haar. In der Nacht vor einem Feiertag übernachtet John bei Freunden. Am Morgen gehen die Teenager übermütig hinaus auf den zugefrorenen See und brechen ein. Der Überlebenskampf, die Aktionen der herbeigerufenen Feuerwehr werden detailliert geschildert und wirken daher überaus fesselnd.

Die Regisseurin inszeniert sehr realitätsnah und auch schnörkellos, fast als handele es sich um einen Fernsehfilm. Erst gegen Ende gelingt es dann einer traumähnlichen Szene mit ihrer Bildfantasie eindeutig Kinoatmosphäre zu erzeugen. Dabei schlägt das Bemühen um eine authentische, unglamouröse Darstellung insgesamt positiv zu Buche. Es ist sehr ungewöhnlich, eine so stark übergewichtige Frau wie Chrissy Metz (TV-Serie This is Us: Das ist Leben) in der Hauptrolle eines Kinofilms zu sehen, in dem es nicht um Gewichtsprobleme geht. Indem Joyce den Sehgewohnheiten widerspricht, macht sie kaum noch den Eindruck einer fiktionalen Person. Im Laufe des Films nimmt man ihre Charakterstärke immer mehr wahr – die Geschichte feiert ihre Mutterliebe nicht zu knapp.

Joyces Ehemann Brian (Josh Lucas) glaubt nicht, dass John wieder aufwacht oder gar gesund wird. Seine Rolle ist unscheinbarer, aber relativ differenziert. Die Beziehungen werden jedoch allgemein nur angerissen, die Kamera forscht nicht lange in den Gesichtern der Figuren, die trotz ihrer Religiosität einen pragmatischen Zug besitzen. Das Ehepaar bekommt in der Stunde der Not das, was es am dringendsten braucht: die Anteilnahme anderer. Vor der Klinik versammeln sich Schulfreunde und Gemeindemitglieder, um für John zu singen und zu beten. Wer emotionale Geschichten mag, dürfte sich von diesem Drama zumindest stellenweise angesprochen fühlen.

Breakthrough - Zurück ins Leben (2019)

Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt „Breakthrough“ die Geschichte des 14 Jahre alten Smith, der wie durch ein Wunder überlebte, als er im Winter auf einem See einbrach und eine lange Zeit ohne Luft war — eigentlich zu lange, um das Ganze überstehen zu können. Doch dann geschah das Wunder …

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