Boston Streets

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Ethan Hawke scheinen es die ambivalenten, physischen Charaktere der Straße mittlerweile angetan zu haben. Wie sonst ist seine Rollenwahl der letzten Jahre zu erklären; Assault on Precinct 13, Before the Devil Knows You’re Dead oder Brooklyn’s Finest zeigen einen listigen und brutalen Hawke. Und auch in Boston Streets tanzt er als Kleinganove Paulie am Abgrund. Und das so authentisch und großartig gespielt, dass man nicht weiß, ob er im nächsten Moment explodiert und seinem Gegenüber den Kopf abreißt. Hawke zur Seite steht Mark Ruffalo (Collateral, Zodiac), als Brian, der zwischen Gewaltausbrüchen, Unsicherheit, verpflichtender Freundschaft und Familenmensch schwankt. Auch er spielt so unfassbar großartig, dass man es oft kaum glauben kann. Und dieses Filmerlebnis kommt nur auf DVD raus? Das ist – milde ausgedrückt — tragische Veröffentlichungspolitik. Doch es ist auch ziemlich offensichtlich, warum Boston Streets im Kino untergegangen wäre. Boston Streets ist schmutzig, roh, nicht die Bohne reißerisch und ehrlich. Und gerade deswegen so gut.
In South Boston regiert das Gesetz des Stärkeren. Die Freunde Paulie und Brian wachsen in diesem Umfeld auf. Und aus Gelegenheitsjobs für den lokalen Obermacker Sully, wird eine kleine Milieukarriere. Jahre später arbeiten die beiden Freunde noch immer für Sully. Doch das Verhältnis ist angespannt. Paulie fühlt sich zu schlecht bezahlt, Brian rutscht in den Drogensumpf ab, droht seine Frau Stacy (hysterisch: Amanda Peet, Keine halben Sachen) und die Kinder zu verlieren. Doch Paulie zieht Brian mit Gewalt aus dem Dreck. Und dafür fühlt sich dieser verpflichtet, Paulie bei seinen Alleingängen zu helfen. Natürlich lockt auch das schnelle Geld. Doch Sully bleibt das nicht verborgen und es kommt zum Zerwürfnis. Und so etwas bleibt auf der Straße nicht ohne Blutvergießen…

Regisseur und Co-Autor Brian Goodman erzählt in Boston Streets seine eigene Geschichte. Der Schauspieler gibt hier sein Debüt hinter der Kamera und überzeugt in allen Belangen. Das Drehbuch, das Goodman zusammen mit Paul T. Murray und Ex-New Kid on the Block Donnie Wahlberg (mittlerweile ein richtiger Charakterdarsteller, zusehen in The 6th Sense, Dreamcatcher) geschrieben hat, ist knallhart und lebensnah. Das es da kein wirkliches Happy End gibt, überrascht nicht. Aber auch im technischen Bereich gibt es nichts zu bemängeln. Kameraarbeit und Atmosphäre sind absolut großartig, es gibt nur kleine Längen und über die kurzzeitig holprige Synchronisation schweigen wir einfach.

Boston Streets ist eine authentische und spannende Milieustudie, die neben phantastischen Darstellern eine interessante Geschichte zu erzählen hat. Oder um es mit einem Wort zu sagen: Packend!

Boston Streets

Ethan Hawke scheinen es die ambivalenten, physischen Charaktere der Straße mittlerweile angetan zu haben. Wie sonst ist seine Rollenwahl der letzten Jahre zu erklären; „Assault on Precinct 13“, B“efore the Devil Knows You’re Dead“ oder „Brooklyn’s Finest“ zeigen einen listigen und brutalen Hawke.
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