Bon Appétit

Eine Filmkritik von Lida Bach

Wein, Weib und Liebeswirren

„Das Leben ist nicht wie im Film. Das alles schön ist, so perfekt“, glaubt zu Filmbeginn der Profikoch Daniel, als er eine Stelle in einem Züricher Edelrestaurant antritt. Dabei findet der gebürtige Spanier längst seine Arbeitskollegin Hannah „schön“ und „so perfekt“. Die aus München stammende Sommelière beweist Daniel umgehend, dass das Leben natürlich doch wie im Film ist. Wie es sich gehört auf der Kinoleinwand. Dort spielt Bon Appétit, das Debüt des Spaniers David Pinillos. Die Eingangsszene zwischen Daniel und Hannah auf den verschneiten Straßen des winterlichen Zürich ist der Auftakt für eine humorvolle Romanze, die trotz Herzschmerz und Schwelgerei mit sympathischen Darstellern bestens unterhält.
In der Küche lässt der aufstrebende Edelkoch Daniel (Unax Ugalde) nichts anbrennen. Anders in der Liebe. Während in Spanien seine Freundin Eva (Xenia Tostado) wartet, schmachtet Daniel Hannah (Nora Tschirner) an. Ausgerechnet bei Männern hat die kundige Sommelière einen schlechten Riecher. Sie ist die Geliebte des verheirateten Restaurantbesitzers Thomas (Herbert Knaup), von dem sie ein Kind erwartet. Auf der Flucht vor ihren Beziehungsproblemen brechen Hannah, Daniel und deren Freund und Kollege Hugo (Giulio Berruti) zu einem Kurztrip nach Spanien auf. Unterwegs kommen sich Hannah und Daniel näher, doch Hannah hofft auf eine Zukunft mit Thomas. Doch für die Liebe gibt es kein Rezept, lernt der Zuschauer schon zu Anfang, und der Appetit kommt bekanntlich beim Essen. Phantasie ist das Rezept. Als findiger Küchenmeister weiß Daniel am Besten, dass man improvisieren muss. Dann lässt sich wie in Bon Appétit aus Nudeln und Pfefferminz-Bonbons ein Gourmet-Gericht zaubern.

Nach dem Vorbild seines Hauptcharakters geht Regisseur und Co-Drehbuchautor Pinillos in seiner Inszenierung vor. Aus altbekannten Zutaten bereitet er eine überraschend schmackhafte Winterromanze zu. Auf die üblichen Schnörkel verzichtet Bon Appétit, so wie Daniels Vorgesetzter vom Teller des Neuanfängers die überflüssige Dekoration entfernt: „Die Präsentation darf nicht das Gericht in den Schatten stellen.“

Dennoch ist der Ausgang der Handlung trotz einiger Wendungen vorhersehbar. Viele Köche verderben den Brei, auch den romantischen, muss Daniel feststellen. Hannah kehrt nach München zurück und Daniel konzentriert sich fortan auf die Karriere. Das lässt bei Hugo Aggressionen hochkochen: „Fass noch einmal meinen Teller an und ich brech´ dir das Genick!“ Bevor die Küchenutensilien dazu gebraucht werden, entschließt sich Daniel seinem Herzen und somit Hannah zu folgen.

Realismus und Tiefsinn kochen in Bon Appétit auf Sparflamme. Die amourösen Probleme der Figuren mögen wenig überzogen sein. Das dramatische Milieu aber ist eine von finanziellen Sorgen befreite Schweizer Oberschicht. Die Wohnungen Hugos, Daniels und Hannahs sind so edel wie das Gourmet-Restaurant, in dem die drei Freunde arbeiten. Ein Beruf wird in der Filmwelt anscheinend nur aus Vergnügen ausgeübt. Ein Kollege der Köche nimmt lächelnd die Nachricht seiner Kündigung entgegen. Arbeit fände der Entlassene überall, versichert Hugo. Ein gut gefüllter Weinkeller ist in Bon Appétit so selbstverständlich wie Weltreisen und Spontan-Urlaub. Nach der Ankunft der Hauptfiguren in Daniels Heimatstadt Bilbao sieht man sie als erstes einkaufen. Verständlich, dass das internationale Figuren-Trio aus Spanien, Deutschland und Italien ins schweizerische Steuerzahler-Paradies zieht, wenn ihre Konten offenbar überquellen.

Verfeinerte Kinokost ist Bon Appétit nicht unbedingt, sondern eher ein süßer Liebespunsch, der dem Publikum in der kalten Jahreszeit mit vorweihnachtlicher Romantik das Herz wärmen soll. Filmische Feinschmecker mögen von solch netter bis belangloser Unterhaltung übersättigt sein. Für die Fans des schick inszenierten Herzschmerzes ist die mit Witz gewürzte Liebeskomödie hingegen ein kleiner Leckerbissen.

Bon Appétit

„Das Leben ist nicht wie im Film. Das alles schön ist, so perfekt“, glaubt zu Filmbeginn der Profikoch Daniel, als er eine Stelle in einem Züricher Edelrestaurant antritt. Dabei findet der gebürtige Spanier längst seine Arbeitskollegin Hannah „schön“ und „so perfekt“. Die aus München stammende Sommelière beweist Daniel umgehend, dass das Leben natürlich doch wie im Film ist.
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