Bodies, Rest & Motion

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Diffuse Hommage an Newton

Auch wenn populäre Namen wie Tim Roth und Bridget Fonda beim Cast auftauchen, ist dieser Film von Michael Steinberg, der 1993 auf dem Sundance Film Festival Premiere feierte und dort nominiert war, insgesamt recht wenig bekannt geworden. Bei den Filmfestspielen in Cannes desselben Jahres wurde Bodies, Rest & Motion in der Sektion Un Certain Regard gezeigt und kam 1994 in die deutschen Kinos, wo die Produktion mit kleinem Budget allerdings ebenfalls nur bescheidene Beachtung erlangte. Es handelt sich dabei um einen winzigen Ausschnitt aus dem Leben von vier jungen Leuten in einem kleinen Städtchen in Arizona, der eine kurze, aber entscheidende Weile betrachtet, in diese Frauen und Männer auf sehr intensive Weise miteinander umgehen.
Nick (Tim Roth), ein rastloser, selbstverliebter Charakter, wurde gerade aus seinem Job als Fernsehverkäufer gefeuert und beschließt daraufhin, dass es wieder einmal an der Zeit ist, den Ort zu wechseln. Seine Freundin Beth (Bridget Fonda), mit der er seit längerer Zeit zusammenlebt, ist keineswegs begeistert, doch sie begibt sich unverzüglich an die Arbeit, innerhalb von zwei Tagen die spärliche Habe der beiden zu packen, um mit ihrem Liebsten irgendwo in der Fremde neu zu starten. Unterstützt wird sie dabei von Nicks ehemaliger Geliebten Carol (Phoebe Cates), die nach wie vor in engem Verhältnis zu ihm steht und mit der sich mittlerweile auch Beth sehr gut befreundet hat. Es ist kein Geheimnis, dass beide Frauen diesen egozentrischen, allzu häufig rücksichtslosen Mann lieben, der offenbar darüber hinaus keine sozialen Bindungen mehr pflegt. Carol fällt es schwer, so unvermittelt zwei nahe Freunde zu verlieren, doch sie hält sich tapfer begleitet die beiden sorgfältig bei der Organisation des Abschieds – eine würdige Haltung, die Carol zu einer starken Figur macht und illustriert, wie enorm ihre Bedeutung als Vertraute und Vermittlerin für das Paar sich gestaltet.

Unterdessen wird die Wohnung der beiden bereits für die Nachmieter renoviert, was der esoterisch geprägte Maler Sid (Eric Stoltz) übernimmt, der sofort ein Auge auf Beth wirft und wortgewandt um sie zu werben beginnt. Derweil unterschlägt Nick noch rasch einen gigantischen Fernseher an seinem letzten Tag, den er seine Freundin abholen lässt, doch dann beschließt er plötzlich, ganz allein das Städtchen zu verlassen – eine Entscheidung, die Beth auf gepackten Kisten und gekündigter Wohnung nicht von ihm selbst, sondern übermittelt von Carol erfährt, denn Nick ist bereits auf der Straße unterwegs zum neuen Leben. Doch der Anstreicher Sid ist da, und seine große Stunde bei Beth somit gekommen, auf die der erotisch aufgeladene Trost des romantischen Jünglings dann doch noch wirkt. Als Nick in dem Ort anhält, in dem er früher mit seinen Eltern wohnte, um diese nach Jahren der Abwesenheit zu besuchen, stößt er allerdings dort auf fremde Leute, deren abgrundtiefe Einsamkeit ihn heftig berührt, so dass er umkehrt und zurück zu Carol rast …

Bodies, Rest & Motion transportiert die Stimmung eines abgewürgten Roadmovies, passend zum Handlungsverlauf. Es ist eine Geschichte, die sich augenscheinlich treiben lässt und in der die Darsteller einzeln betrachtet stark aufspielen, miteinander aber weniger gelungen agieren. Kräftig sind auch die mitunter symbolträchtigen Bilder, doch die Dialoge stellen in Umfang und Qualität doch einen schwachen Bereich dar, auch wenn ansatzweise ganz gute Sprüche dabei sind, die allerdings in überflüssigem Gerede zerfasert werden, welches das Niveaupotential des Film in diesem Bereich doch auf nicht uncharmante, gefällige Volksmund-Philosophie ausrichtet: „Wenn man lange genug an einem Ort bleibt, weiß das Glück, wo es einen findet“, wie der Maler, der niemals das Städtchen verließ, seinen Vater zitiert.

Dennoch ist Bodies, Rest & Motion ein atmosphärisch zwar ein wenig überladener, aber dennoch dichter und auch unterhaltsamer Film über die Orientierungslosigkeit sozialer, temporär bestehender Räume angesichts des Zerfalls herkömmlicher Familienstrukturen, der den Fokus auf das vage Innenleben seiner Figuren setzt, die sich auf der ganz großen Suche nach der Rettung vor ihrer lauernden Verlorenheit begeben, jede auf ihre eigene Art. Sehr passend und eindringlich gestaltet sich die Filmmusik von Michael Convertino, die gemeinsam mit den ausdrucksvollen Bildern die Defizite der Sprache durchaus wettmacht. Der raffinierte Titel, der eine Anspielung auf das Erste newtonsche Gesetz darstellt und im Grunde unbesehen all jene unzähligen Filme überschreiben könnte, bei denen es um Beziehungen geht, hält seine angedeuteten philosophischen Ansprüche nur in dem Sinne ein, als dass man sie sich konstruieren kann, wozu die Konstellation Körper – Ruhe – Bewegung ja selbst ohne den Film bereits allgemein betrachtet reichlich Anregungen liefert.

Bodies, Rest & Motion

Auch wenn populäre Namen wie Tim Roth und Bridget Fonda beim Cast auftauchen, ist dieser Film von Michael Steinberg, der 1993 auf dem Sundance Film Festival Premiere feierte und dort nominiert war, insgesamt recht wenig bekannt geworden.
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