Blood Tea and Red String

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Blutige Puppenkiste

Blood Tea and Red String ist ein Puppentrickfilm von Christiane Cegavske. Ein amerikanischer Film in der Tradition des Polen Ladislas Starevitch und des Tschechen Jan Švankmajer. Er lässt sich mit Le Roman de Renard (1930) von Starevitch vergleichen, mit Švankmajers Neco z Alenky / Alice (1988), mit Tim Burtons The Nightmare Before Christmas (1993) oder auch mit Lurchis Abenteuern in Comicform. Trotz all der Einflüsse ist Blood Tea and red String das sehr eigenständige, einzigartige Werk einer unabhängigen Künstlerin.

Bekleidete, aufrecht gehende Tiere, Albino-Mäuse, wolfsähnliche Wesen mit Vogelschnäbeln, Käfer, Raupen und verschiedene Kleintiere mit menschlichen Köpfen bevölkern die Welt in dem mit knapp siebzig Minuten halblangen Stop-Motion-Film. Sonnenblumen mit Gesichtern und solche mit Totenschädeln, ein weiser Frosch, der Herzen vorrätig hält, eine Schildkröte, die vor eine Kutsche gespannt ist, und Nager, die Bluttee trinken, tauchen auf, sowie eine frauenköpfige Spinne, die einen roten Faden spinnt. Die Figur, um die sich in diesem Puppenfilm alles dreht, ist jedoch eine unbelebte Puppe nach dem Bild einer schönen Frau. Die Mäuse geben die Herstellung der Puppe bei den Schnabelwölfen in Auftrag. Doch die weigern sich, das vollendete Produkt herauszugeben. Sie nähen ein Ei in ihren Bauch ein, aus dem später, in einer Szene, die an Alien (1979) erinnert, an den Ausbruch des Aliens aus Kanes Bauch, ein blauer Vogel mit Mädchenkopf dringt. Die Mäuse holen sich die geschwängerte Puppe bei Nacht. Drei Schnabelwölfe folgen ihnen, um sie zurückzubringen. Sie kommen nur in den Besitz des Vogelmädchens aus dem Ei, während die Mäuse versuchen, die Puppe zum Leben zu erwecken.

Die Wesen in dieser eigentümlichen Pygmalion-Geschichte reden nicht. So sind neben der Musik von Mark Growden, in der die Flöten dominieren, nur die Geräusche zu hören, die sie produzieren: ihr Krächzen, ihr Piepen, das Zirpen, dazu das Banjo der Mäuse und das unheimliche Ticken ihrer Uhren.

Blood Tea and Red String ist seltsam und surreal, aber damit gar nicht weit von den Erzählungen Edgar Allan Poes, von den Fabeln Äsops und La Fontaines oder von den Märchen der Gebrüder Grimm entfernt.

Der Film hat auch Schwächen. Einige Bewegungen sind zu ruckartig, einige Szenen schlecht ausgeleuchtet. Doch der wohlgesonnene Betrachter schreibt so etwas der Handarbeit von Christiane Cegavske zu, die eigenen Angaben zufolge dreizehn Jahre lang an dem Projekt werkelte. Die Ausstattung der DVD macht ohnehin alle Mängel mehr als wett. So ist ein Audiokommentar von Cegavske und Luke Thompson verfügbar, wahlweise mit deutschen Untertiteln, dazu zwei Kurzfilme der Künstlerin, Autorin, Produzentin und Regisseurin, sowie Production Stills, Bilder und Vorzeichnungen.
 

Blood Tea and Red String

Blood Tea and Red String ist ein Puppentrickfilm von Christiane Cegavske. Ein amerikanischer Film in der Tradition des Polen Ladislas Starevitch und des Tschechen Jan Švankmajer.

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