Black´s Game

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Vom Drogenhandel in Island

Dieser Scheiß ist wirklich passiert“ kündigt eine Einblendung im Vorspann von Black’s Game an. Basierend auf wahren Verbrechen und dem Thriller Black Curse von Stefán Máni (Das Schiff) erzählt Regisseur Óskar Thór Axelsson in seinem Langfilmdebüt, das von Nicolas Winding Refn (Drive, Pusher) produziert wurde, von dem Aufstieg eines Kleinverbrechers im Reykjavík der Jahrtausendwende.
Wieder einmal hat sich Stebbi (Thor Kristjansson) betrunken in eine Schlägerei verwickeln lassen und ist in einer Zelle aufgewacht. Er kann sich nicht mehr erinnern, was passiert ist, muss aber erfahren, dass er wegen schwerer Körperverletzung angeklagt werden soll. Vor dem Polizeigebäude trifft er einen alten Freund aus Kindheitstagen, der mittlerweile in Reykavik lebt. Tóti (Jóhannes Haukur Jóhanneson) ist groß, muskulös und hat ein Spinnennetz-Tattoo am kahl rasierten Hinterkopf. Er gibt Stebbi seine Karte und sagt ihm, er könne ihn anrufen. Tatsächlich meldet sich Stebbi auf der Suche nach einem Anwalt bei ihm – und damit beginnt Stebbis Aufstieg in der Unterwelt: Tóti will ihm helfen und einen Anwalt besorgen, verlangt dafür aber eine Gegenleistung. Also durchsucht Stebbi für ihn eine Wohnung, wird von einem konkurrierenden Drogenhändler überrascht und prügelt diesen mit einem Baseballschläger fast tot. In Zeitlupe und unterlegt mit isländischer Musik wird dieses wichtige Ereignis gezeigt, denn fortan gehört Stebbi, der Psycho – diesen Beinamen hat er sich nun verdient – zum inneren Kreis von Tótis Verbrecherbande und mischt in dem Mix aus Party, Drogen und Gewalt kräftig mit. Anfangs genießt er sein neues Leben, aber als Tótis psychopathischer Kumpel Brúnó (Damon Younger) auftaucht und seinen Einstieg in das Geschäft erzwingt, ändert sich der Ton. Fortan steht weniger die Party als vielmehr die straffe Verbrechensorganisation im Mittepunkt. Banküberfälle werden minutiös geplant, Konkurrenten endgültig aus dem Weg geräumt und allmählich erkennt Stebbi, worauf er sich eingelassen hat. Zudem hat Brúnó Spaß am Quälen und fordert Gehorsam – das bekommt auch Stebbi zu spüren.

Handwerklich gut gemacht erzählt Black’s Game von der typischen Karriere eines kleinen Gauners im Drogenhandel. Dass der Handlungsort Island ist, wird vor allem an der Kälte deutlich, die Kameramann Bergsteinn Björgúlfsson (Der Tote aus Nordermoor, Reykjavík Rotterdam) in eisige Bilder gefasst hat. Außerdem gibt es kleinere Verweise – beispielsweise ist die geringe Beute bei einem Bankraub ein Kommentar auf die Bankenkrise, und auch auf die besondere geographische Lage Islands, die den Drogenhandel nicht unbedingt erleichtert, wird in einem amüsanten Dialog eingegangen. Von diesen Anspielungen und Besonderheiten gibt es leider zu wenig in dem Film, dadurch geht Spezifität verloren, so dass Black’s Game letztlich in jeder anderen kalten Stadt spielen könnte.

Ohnehin orientiert sich der Film in Handlung und Stil an bekannten Vorbildern wie Quentin Tarantino, Guy Ritchie oder auch Nicolas Winding Refn, die allesamt ebenfalls gerne die Filmgeschichte zitieren: Mit Splitscreens werden parallele Handlungen zusammengefasst, Stebbis Rausch und Traumata werden in verlangsamten Einstellungen gezeigt und mit einem guten Soundtrack unterlegt. Dabei beweist Regisseur Óskar Thór Axelsson zwar sein Gespür für ästhetisch-düstere Bilder, die mit der guten Besetzung seinen Film unterhaltsam machen. Auch werden manche direkten Zitate mit derbem Humor aufgegriffen. So brechen Stebbi und Tóti mit dem wörtlichen Verweis auf den „Paten“ in einem Pferdestall ein, um das Pferd eines säumigen Schuldners zu köpfen. Aber insgesamt setzt Regisseur Óskar Thór Axelsson in seinem soliden Debüt zu sehr auf eine altbekannte Erzählweise und bewährten Stil. Dadurch ist Black’s Game ein unterhaltsamer und ästhetisch ansprechender Thriller, der Originalität vermissen lässt.

Black´s Game

„Dieser Scheiß ist wirklich passiert“ kündigt eine Einblendung im Vorspann von „Black´s Game“ an. Basierend auf wahren Verbrechen und dem Thriller „Black Curse“ von Stefán Máni („Das Schiff“) erzählt Regisseur Óskar Thór Axelsson in seinem Langfilmdebüt, das von Nicolas Winding Refn („Drive“, „Pusher“) produziert wurde, von dem Aufstieg eines Kleinverbrechers im Reykjavík der Jahrtausendwende.
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