Beat Street (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Breaken in der Zone

Um Beat Street angemessen zu würdigen, muss man sich gleich mehrere Brillen aufsetzen: Die des „neutralen“ Filmguckers, die des Fans der hier verbreiteten Musik, die mit der Aufschrift „achtziger-Jahre-Kult“ und – wahrscheinlich das Hauptargument für die Neuveröffentlichung auf Blu-ray — die der damaligen DDR-Jugend, die dieses doch recht bescheidene Werk 1984 zu einem ausgewachsenen Kultfilm machte.
Denn Beat Street lief tatsächlich in den ostdeutschen Kinos und sollte anscheinend eintrichtern, dass das Kapitalismus-Leben der New Yorker Kids eine armselige Zumutung ist. Der Film verfolgt vier Jugendliche aus der Bronx, einen DJ, seinen breakdancenden Bruder, einen Graffiti-Künstler und einen Möchtegern-Promoter, die allesamt von ganz unten nach oben wollen. Der Weg dazu heißt natürlich Musik, beziehungsweise Hip Hop, und ebenfalls natürlich hangelt sich der Film dazu durch eine Vielzahl knalliger Musik- und Tanz-Battles, die dann mit brennenden Mülltonnen und allerlei zeitgerechten Dramen verbunden werden.

Die Brille des „neutralen“ Filmguckers erblickt hier ein ziemlich käsig daherkommendes Fame-/ Flashdance-Riff, das seine dünnen TV-Problemchen ständig mit Musik unterbricht und dazu dann platte Dialoge und, ähem, ausdrucksstarke „Schauspieler“ aufbietet. Beat Street richtet sich vorwiegend an Hip Hop-/ Breakdance-Fans, die dann natürlich ungewollte Schwangerschaften oder ranzige Siff-Wohnungen schroff beiseite schieben, um sich zuckenderweise den Darbietungen von der Rock Steady Crew, den NY Breakers, Melle Mel, Africa Bambaataa oder Doug E. Fresh hinzugeben.

Auf dieser Ebene funktioniert Beat Street ganz hervorragend, weil hier ein paar wirkliche Könner am Start sind und die damalige Breakdance-Konkurrenz, wie zum Beispiel Breakin’ 1+2 oder Krush Groove, einfach nicht die hier anwesende musikalische Klasse erreicht – ganz zu schweigen von der faszinierenden Momentaufnahme New Yorks Anfang der achtziger Jahre. Einer Momentaufnahme, die natürlich irgendwie cheesy und hingestellt wirkt, aber trotzdem deutlich rüberbringt, was Hip Hop für die damalige Hinterhof-Jugend bedeutete…und die sie umgebende Stadt in einem heutzutage undenkbar ranzigen Bild zeichnet.

Beat Street ist astreiner achtziger-Jahre-Kult, reich gesegnet mit herrlichen Frisuren und Klamotten, und war eben auch, wie bereits geschrieben, eines der wenigen Fenster der DDR-Jugend zum coolen Westen. Die ursprünglich gedachte Kapitalismus-Kritik traf auf knackevolle Kinos und einen wahren Hip Hop-Boom, der selbstgebastelte Straßen-Outfits auf großzügig ausgelegten Pappen heiß laufen ließ. Beat Street war (nur) im Osten ein echtes Phänomen, zu einem guten Teil sicher bedingt durch die Abwesenheit von Alternativen, und hat anscheinend so viele Leben geprägt, dass die Blu-Ray von Capelight satte Nostalgie-Käufe erwarten kann – selbst wenn die Präsentation des Films lediglich Durchschnitt ist. Was man aber angesichts des betagten Alters und der überschaubaren Größe der Produktion kaum anders erwarten darf. Einmal die DDR-Jugend-Brille bitte…und dann ab dafür!

Beat Street (Blu-ray)

Um „Beat Street“ angemessen zu würdigen, muss man sich gleich mehrere Brillen aufsetzen: Die des „neutralen“ Filmguckers, die des Fans der hier verbreiteten Musik, die mit der Aufschrift „achtziger-Jahre-Kult“ und — wahrscheinlich das Hauptargument für die Neuveröffentlichung auf Blu-ray — die der damaligen DDR-Jugend, die dieses doch recht bescheidene Werk 1984 zu einem ausgewachsenen Kultfilm machte.
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