Bear Island

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Surfen in der Wildnis

Zu den gängigen Vorurteilen gegenüber Norwegern gehört es, dass sie alle Ski fahren können, sich in rauer Natur gut zurechtfinden, Wind und Wetter trotzen und sportlich-fit sind. Eine Outdoor-Nation eben. Die drei Brüder Håkon, Inge (North Of The Sun) und Markus Wegge entsprechen diesen Klischees voll und ganz: Sie sind jung, suchen stets sportliche Herausforderungen und sind auf die Idee verfallen, auf Bjørnøya (Bear Island) zu surfen. Die Bäreninsel liegt ungefähr in der Mitte zwischen dem Nordkap und Spitzbergen in der Barentssee und ist unbewohnt – abgesehen von Eisbären und Forschern einer Wetterstation, die sechs Monate dort leben. So weit im Norden wird es nie dunkel und nur in Sommermonaten steigt die Temperatur über null Grad. Also entspricht die Insel nicht unbedingt der landläufigen Vorstellung von einem Surferparadies – Stränden und sehr klarem Wasser zum Trotz.
Mit der Handkamera haben die drei Brüder ihr Abenteuer gefilmt. Damit sie so wenig Geld wie möglich ausgeben, haben sie ihre Nahrungsmittel durch Dumpster Diving gesammelt, dann selbst zubereitet und getrocknet, ihre Ausrüstung haben sie mit aussortierter Fabrikneuware eines Sportartikelherstellers ergänzt. Schon der Weg auf die Insel ist ein Abenteuer: Sie mussten lange warten, bis sie alle Genehmigungen erhalten haben, dann haben sie einen Frachter gefunden, der sie in die Nähe der Insel mitnimmt und auf dem Meer mit einem Boot absetzt. Auf der Insel warten weitere Herausforderungen auf sie: eine raue Witterung und vor allem die Suche nach einem geeigneten Ort zum Surfen. Ermöglicht es ihnen der Schnee anfangs, ihre Ausrüstung gut zu transportieren, wird der Weg in ihr Materiallager immer schwieriger, sobald er geschmolzen ist. Aber die drei jungen Männer sind von ihrem Abenteuergeist beseelt – und von Herausforderungen fasziniert. Sie fahren Snowboard durch enge Felsschluchten, fliegen mit dem Gleitschirm und sehen die Insel als einen großen Abenteuerspielplatz, dessen Gefahren sie wohl erkennen, sich aber von ihnen nicht einschüchtern lassen.

Dank der Handkamera sind zwar einige Bilder äußerst wacklig und lassen teilweise einen Fokus vermissen, aber der erwünschte Effekt der Unmittelbarkeit stellt sich durchaus ein. Denn die Wegge-Brüder sind äußerst mutig – und probieren teils aberwitzige Dinge aus. Zugleich aber weisen sie auch auf Probleme auf der Insel hin: Obwohl dort keine Menschen leben, wird an den Stränden der Müll der Meere angespült. Insbesondere Plastik erweist sich dabei als Problem – und am Ende bringen die Brüder Pfandflaschen im Wert von 149,50 Kronen zurück nach Norwegen.

Dadurch wirkt Bear Island auf der einen Seite wie das Urlaubsvideo dreier Brüder, die sich bei ihren Herausforderungen filmen. Auf der anderen Seite sehen manche Aufnahmen recht professionell aus – und sind die Brüder offensichtlich auch bemüht, ihre persönliche Entwicklung herauszustellen. Dazu fallen ihnen manchmal nur recht abgegriffene Gesten wie die Hand auf den Bauch der schwangeren Freundin oder Formulierungen wie „Träume erfüllen sich nicht von alleine“ ein. Wenn aber Håkon in einem zufrierenden Meer stecken bleibt oder die Brüder auf einem Felsen sitzen, wird es spannend. Wer sich also für die schroffe Natur und Extremsport ein wenig begeistern kann, findet in Bear Island überwiegend reizvolle Bilder.

Bear Island

Zu den gängigen Vorurteilen gegenüber Norwegern gehört es, dass sie alle Ski fahren können, sich in rauer Natur gut zurechtfinden, Wind und Wetter trotzen und sportlich-fit sind. Eine Outdoor-Nation eben. Die drei Brüder Håkon, Inge („North Of The Sun“) und Markus Wegge entsprechen diesen Klischees voll und ganz: Sie sind jung, suchen stets sportliche Herausforderungen und sind auf die Idee verfallen, auf Bjørnøya (Bear Island) zu surfen.
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