Batman v. Superman: Dawn of Justice (2016)

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Monströses Spektakel

Wenn man ein Wesen aus den Genen von Christopher Nolan, Paul W. S. Anderson und Michael Bay züchten und es hinterher Filme machen lassen würde, hätte das Ergebnis bestimmt etwas Monströses. Auch Batman v Superman: Dawn of Justice ist ein Ungetüm von Film, nicht nur was seine Länge von über zweieinhalb Stunden angeht. Auch wirkt er so, als wäre er nicht von einem, sondern gleich von mehreren Regisseuren gedreht worden. Nach einer langatmigen ersten Hälfte wird der Film immer explosiver, bis er schließlich in fast abstraktes Actionkino übergeht. Eine kleine Sensation: Irgendwie zähmt Zach Snyder dieses Filmmonster und schafft es zum Schluss sogar, ihm sein eigenes Brandzeichen aufzudrücken. Auch wenn sein düsterer, teilweise bizarrer Film weit weniger ausgegoren wirkt als ein Großteil der aktuellen Superheldenfilme, ist er nicht ohne Reiz.

Superman gegen Batman antreten zu lassen, hat in den DC-Comics eine gewisse Tradition. Dass eine filmische Umsetzung dieses prestigeträchtigen Duells so lange hat auf sich warten lassen, ist merkwürdig. Snyder (Dawn Of The Dead, Watchmen) hatte aber schon immer ein gutes Gespür für seine Vorlagen und es ist plausibel, dass er sich bei seinem zweiten Superman-Film für diesen Stoff entschieden hat. Folgende Story: Nachdem Bruce Wayne alias Batman (Ben Affleck) mit ansehen musste, wie Superman (Henry Cavill) im Kampf gegen General Zod Metropolis in Schutt und Asche gelegt hat, ist er ein erbitterter Gegner des Stählernen. Superman und er ahnen natürlich nicht, dass ein Dritter im Hintergrund die Fäden zieht.

Diese Grundidee, den Hass auf den Mann von Krypton in einem Duell mit einem anderen Superhelden kulminieren zu lassen, eignet sich sehr gut, die Handlung von Man Of Steel, Snyders erstem Superman-Film, dramaturgisch geschickt und optisch eindrucksvoll fortzuführen. Das gilt übrigens auch andersherum: Würde man die Bilder dieses Films eins zu eins in ein Comic übertragen – das Ergebnis könnte sich, gelinde gesagt, sehen lassen. Ist also auch der Film ein großer Wurf? Jein.

Es sind vor allem drei Probleme, die Batman v Superman: Dawn of Justice hat (Die Kritik an Ben Affleck ist im Übrigen keine davon; er macht seine Sache als grimmiger Batman hervorragend): Bevor das monströse Spektakel beginnt, vergeht einige Zeit. Erst in der zweiten Filmhälfte bekommt der Zuschauer das, was der Titel verheißt. Die Drehbuchautoren Chris Terrio und David S. Goyer wandeln zu sehr auf Christopher Nolans (Batman-)Spuren und versuchen, dem Ganzen Tiefe zu verleihen, indem sie die Figuren in bedeutungsschwangeren Dialogen erzählen lassen, wie groß, wichtig und existenziell das alles doch ist. Dank der Kameraarbeit von Larry Fong (300, Watchmen, Sucker Punch) sieht zwar sogar das atemberaubend aus, aber spätestens nach einer Stunde fragt man sich, wann der Film eigentlich losgeht.

Ebenfalls kritisch anzumerken ist, dass Snyder zu wenig aus seinen Frauenfiguren macht. Lois Lane (Amy Adams) hat zwar viel zu tun, bleibt aber ähnlich blass wie im Vorgänger. Wonder Woman (Gal Gadot) würde ihren männlichen Kollegen bestimmt die Show stehlen – wenn man ihr nur Zeit und Raum dafür geben würde. Das muss sie in ihrem Soloabenteuer, das für 2017 angesetzt ist, nachholen. Das dritte Problem teilt die DC-Verfilmung mit dem Konkurrenten Marvel. Es ist das seiner Bösewichte. Zwar versuchen Snyder und seine Autoren mit Villian Lex Luther auf Nummer sicher zu gehen, doch irgendwie fehlen die Gründe, sich für die von Jesse Eisenberg mit großer Lust am Overacting verkörperte Version des Superschurken zu interessieren. Im Gegenteil: Hier liegt vielleicht das größte Nervpotenzial des Films. Das Super-Monster, gegen das die Helden zum Schluss antreten müssen, ist zwar schön hässlich, aber leider absolut charakterlos.

Diesen Problemen zum Trotz und obwohl er insgesamt uneinheitlich, in seiner pathetischen Humorlosigkeit und seiner moralisch fragwürdigen Haltung befremdlich wirkt, ist Batman v Superman: Dawn of Justice ein reizvoller „Superhelden“-Film. Es ist ein Film der Superlative, finanziell, aber auch was Schauwerte, den dominanten Score von Hans Zimmer und Junkie XL und seine wütenden, nicht besonders cleveren, mit grotesken Muskelbergen bepackten Figuren angeht. Hier sind es eben nicht die netten Helden von nebenan, sondern unglaublich mächtige, aber auch traumatisierte, innerlich zerrissene Wesen zwischen Gott und Monster, die ihre Macht nicht unter Kontrolle haben. Es wäre bei bisherigem Stand nicht besonders mutig, darauf zu wetten, dass DC mit seinen Comicverfilmungen nicht die geringste Chance hat gegen das homogene Marvel Cinematic Universe. Aber das ist vielleicht das, was Batman v Superman: Dawn of Justice (und möglicherweise kommende DC-Filme) auszeichnet: Sie wirken nicht wie aus einem Guss, sie sind work in progress, ein Experimentierfeld. Und Zach Snyder ist jemand, der diese Chance nutzt: Mit dem heiligen Ernst eines Christopher Nolan, mit Zerstörungsorgien à la Michael Bay und Arthouse-Action-Splittern, die Paul W. S. Anderson nicht besser hinbekommen würde. Mit allen Mitteln eben – auch wenn das Ergebnis etwas Monströses hat und nicht so leicht konsumierbar ist, wie sich einige Zuschauer es vielleicht wünschen würden. Batman v Superman: Dawn of Justice bietet durchaus Angriffsfläche. Doch immerhin erkennt man hier noch die Handschrift des Regisseurs, der die Fähigkeit und den Willen hat, seine Vision umzusetzen.
 

Batman v. Superman: Dawn of Justice (2016)

Wenn man ein Wesen aus den Genen von Christopher Nolan, Paul W. S. Anderson und Michael Bay züchten und es hinterher Filme machen lassen würde, hätte das Ergebnis bestimmt etwas Monströses. Auch „Batman v Superman: Dawn of Justice“ ist ein Ungetüm von Film, nicht nur was seine Länge von über zweieinhalb Stunden angeht. Auch wirkt er so, als wäre er nicht von einem, sondern gleich von mehreren Regisseuren gedreht worden.

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