Banshee (Staffel 4)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Finale furioso

Sehenswerte Serienkost aus den USA gibt es mittlerweile zuhauf in Deutschland und zahlreiche Produktionen von HBO, Netflix und anderen Produzenten haben es zu einigem Kultstatus gebracht. Zu den der breiten Masse unbekannteren, aber nicht minder bemerkenswerten Produktionen gehört ganz klar auch die Serie Banshee: Small Town. Big Secrets., die nun mit der vierten Staffel endet. Es ist also höchste Zeit für eine Würdigung und einen Abschied.

Die Geschichte nahm ihren Auftakt, als ein gerade entlassener Ex-Sträfling (Antony Starr) in einem kleinen Städtchen namens Banshee auftaucht und prompt in einer Kneipe in eine Schießerei gerät, in deren Verlauf der neue Sheriff des Ortes, der gerade zum Dienstantritt angekommen war, erschossen wird. Geistesgegenwärtig und begünstigt durch die Tatsache, dass dieser Lucas Hood in Banshee ein völlig Unbekannter ist, eignet sich ausgerechnet der Kriminelle dessen Identität an und ist fortan der Gesetzeshüter in der nur scheinbar friedlichen Kleinstadt, die von dem Fleischmagnaten Kai Proctor (Ulrich Thomsen) beherrscht wird, der bei nahezu allen legalen und illegalen Geschäften seine Finger mit im Spiel hat. Genug Arbeit also für den neuen Sheriff, der aber noch einen ganz anderen Grund hat, um in Banshee zu verweilen: Hier lebt nämlich seine Ex-Geliebte Ana, die sich mittlerweile Carrie nennt (Ivana Milicevic), die Tochter eines skrupellosen Paten der ukrainischen Mafia, für die Lucas einst in den Knast ging. Mittlerweile ist Ana / Carrie mit einem hochangesehen Bürger Banshees verheiratet, hat zwei Kinder und führt ein ganz normales Leben, das aber durch das Auftauchen ihres früheren Liebhabers gehörig durcheinander gewirbelt wird. Außerdem schwört Anas Vater Mr. Rabbit (Ben Cross) den beiden Abtrünnigen Rache, weil er beim letzten Raubzug von seiner Tochter und deren Lover übers Ohr gehauen wurde.

Zwei Staffeln dauerte es bis zum finalen Showdown zwischen Lucas Hood, Carrie Hopewell und der Gang von Mr. Rabbit — und nach dem reichlich blutigen Shootout sah man sich als Zuschauer bereits am Ende der Geschichte von Banshee angekommen. Nun war, so dachte man, Ruhe eingekehrt in dem beschaulichen kleinen Städtchen — und sah sich in dieser Einschätzung schnell getäuscht, denn man hat die Rechnung nicht nur ohne Kai Proctor, sondern auch ohne Jonathan Tropper und David Schickler, die beiden Masterminds hinter der Serie gemacht. Deren Figurenensemble bot noch reichlich Stoff für zwei weitere Staffeln, die schließlich nach einigen Irrwegen und Abschweifungen in der Season 3 am Schluss noch einmal richtig Fahrt aufnehmen.

Zu Begin der neuen und finalen Staffel taucht Lucas Hood nach fast zwei Jahren, in denen er untergetaucht war, wieder auf; zufällig spürt der Ex-Deputy und jetzige Sheriff Brock Lotus (Matt Servitto) den spurlos Verschwundenen wieder auf, der sich nach dem Tod seiner Geliebten, dem mitverschuldeten Ableben von Carries Ehemann und dem Verschwinden seines Hacker-Freundes Job (Hoon Lee) von der Welt zurückgezogen hatte. In der Zwischenzeit ist Kai Proctor Bürgermeister des Ortes geworden und ein Serienmörder hält Banshee County in Atem. Dessen letztes Opfer ist Proctors Nichte Rebecca (Lili Simmons), mit der Hood ein Verhältnis hatte — und deshalb gerät der Ex-Sheriff prompt in Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Also macht sich Hood mit der Hilfe seiner Freunde und der FBI-Agentin Longshadow (Odette Annable) auf die Suche nach dem Verantwortlichen und stößt dabei auf die düsteren Umtriebe einer satanischen Sekte. Derweil trauert Carrie Hopewell um ihren Ehemann und schwört Kai Proctor, den sie als Verantwortlichen für das ganze Übel in Banshee ausgemacht hat, Rache.

Wer Banshee bislang nicht kannte, kann nun mit dem Erscheinen der vierten und finalen Staffel eine Binge-Watch-Session einläuten, die besonders Freunde der etwas härteren Gangart erfreuen dürfte. Weniger surreal als Twin Peaks und viel geradliniger als True Detective setzt die Serie eine Duftmarke im Crime-Bereich und ergänzt Krimiserien um eine actionreiche Variante, die den Fokus deutlich in Richtung hardboiled verschiebt. Allerdings beherrschen die Macher ihr erzählerisches Handwerk dergestalt, dass trotz mancher extrem harter Szenen die Gewalt niemals im Vordergrund steht. Vielmehr entwerfen Jonathan Tropper und David Schickler ein derart vielschichtiges Figurenensemble und einen so stimmigen Mikrokosmos, dass sie sich mit diesem Wurf nachdrücklich für größere Aufgaben empfehlen. Ein echtes Highlight in der Serien-Flut — und definitiv nichts für eher zartbesaitete Zuschauer.
 

Banshee (Staffel 4)

Sehenswerte Serienkost aus den USA gibt es mittlerweile zuhauf in Deutschland und zahlreiche Produktionen von HBO, Netflix und anderen Produzenten haben es zu einigem Kultstatus gebracht. Zu den der breiten Masse unbekannteren, aber nicht minder bemerkenswerten Produktionen gehört ganz klar auch die Serie „Banshee: Small Town. Big Secrets.“, die nun mit der vierten Staffel endet. Es ist also höchste Zeit für eine Würdigung und einen Abschied.

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