Badland

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Kriegsberichterstattung von der Heimatfront

Der Krieg im Irak und kein Ende: Zumindest vom medialen und cineastischen Echo, das den Irak-Krieg begleitet, hat dieser die filmische Aufarbeitung des Vietnam-Krieges bereits längst überrundet. Selten wurde ein Krieg, der noch im Gange ist, binnen kurzer Zeit so häufig zum Thema von Kinofilmen wie der Konflikt im Mittleren Osten. Das Ergebnis allerdings ist bislang weit davon entfernt, einen ähnlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung zu generieren, wie dies noch Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger der Fall war. Auch Francesco Lucentes beinahe dreistündiges Werk Badland, das nichts, aber auch gar nichts mit Terrence Malicks beinahe gleichnamigen Meisterwerk Badlands (1973) heranreicht, wird an der bisherigen Ignoranz und dem chronischen Misserfolg der cineastischen Aufarbeitung des Irak-Krieges nichts ändern – im Gegenteil.
Ganz zufällig scheint die Anlehnung an das Vorbild Malick nicht zu sein – hier wie dort steht ein junger Mann im Mittelpunkt des Geschehens, der auf seiner Flucht durch Amerika von einem jungen, naiven Mädchen begleitet wird. In Lucentes Film ist es der Ex-Marine Jerry (Jamie Draven), der traumatisiert durch die Kriegserlebnisse im Irak mühsam versucht, wieder ein normales Leben zu beginnen. In einem Kaff irgendwo in Wyoming arbeitet er als Tankwart, bis ihn sein Chef eines Tages des Diebstahls bezichtigt und rausschmeißt. Frustriert und des Lebens überdrüssig erschießt er eines Nachts seine nörgelnde Frau Nora (Vinessa Shaw), als er entdeckt, dass diese für den Fall einer Scheidung Geld beiseite geschafft hat. Auch seine beiden Söhne finden den Tod; seine Tochter Celina (Grace Fulton) überlebt nur per Zufall – das Magazin klemmt. Mit ihr flieht er vor den Konsequenzen seiner schrecklichen Tat und findet schließlich in einem anderen Provinznest eine Ahnung davon, wie Glück aussehen könnte: eine neue Liebe, ein neuer Job, neue Freunde. Doch die Schatten der Vergangenheit lassen sich nicht so einfach beiseite schieben…

Badland ist vor allem eines – lang. Zwei Stunden und vierzig Minuten dauert dieser Film, und die gefühlte Spieldauer dürfte noch um einiges höher liegen. Zweifelsohne gut gemeint, solide gefilmt und beeindruckend gespielt, sind es vor allem erhebliche Längen, grobe dramaturgische Schnitzer und psychologische Merkwürdigkeiten, die dafür sorgen, dass es dieser Film schwer haben wird. Mit quälender Langsamkeit mäandert die Handlung vor sich hin, werden Szenen, in denen längst alles gesagt und gezeigt ist, ins Unendliche ausgedehnt und Klischees gleich haufenweise bedient. Das hehre Ziel des Films, vor allem die schweren seelischen Verwundungen der Veteranen zu zeigen – es ist zwar am Ende des Films immer noch erkennbar, die Chance, einen wirklich aufrüttelnden Film über das Leben danach zu drehen, wie dies etwa Michael Cimino mit Die durch die Hölle gehen / The Deer Hunter gelang, wurde vertan. Und so dauert das Warten auf den Film, der den Irak-Krieg und seine Folgen filmisch auf den Punkt bringt, weiter an.

Badland

Der Krieg im Irak und kein Ende: Zumindest vom medialen und cineastischen Echo, das den Irak-Krieg begleitet, hat dieser die filmische Aufarbeitung des Vietnam-Krieges bereits längst überrundet.
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Meinungen

schattenklang · 19.04.2009

Aufwühlend, emotional und sicher nicht zu lang, ich finde es faszinierend wie es der Film schafft, Sympathie mit den Hauptdarsteller zu empfinden, obwohl er gleich am Anfang des Film fast seine komplette Familie auslöscht. Man spürt die Verzweiflung die innere Zerrissenheit und leidet förmlich mit.

wolle · 12.04.2009

Dieser Film ist erste Sahne!
Sicherlich nicht zu unterschätzende Minuspunkte sind etwa die enorme Überlänge und das insgesamt recht ziemlich langsame Erzähltempo des Films. Man braucht schon stabiles Sitzfleisch und einige Geduld um die rund 3 nur mäßig ereignisreichen Stunden von „Badland“ zu überstehen – wobei man „Badland“ allerdings zu Gute halten muss, dass ein so hohes Tempo wie man es sich im Normalfall wünschen würde, in diesem Fall vermutlich auch nicht so richtig gut gepasst hätte – ein wenig drückende Langsamkeit gehört bei dem Genre durchaus dazu.

BoNsTa · 21.01.2009

Da les ich die Kritik und wunder mich, da hat dann jemand den Schluss verpasst. Der Film ist eine bitterböse Abrechnung und zeigt nichts weniger als den Untergang des Abendlandes, wo selbst Kinder keine Hoffnung mehr sind. Amerika tötet seine Zukunft. Dass der Film kaum Objektiv ist kann ich ihm verzeihen, ein Meisterwerk ist er sicher nicht aber eine schallende Orfeige der Bushadministration mit ihrem heiligen Krieg.

Demokrator · 26.12.2008

Dieser Film gehört zu dem Besten was ich je gesehen habe. Wen man wissen will, wie sich Verzweifelung und Hoffnung anfühlen kann, dann wird man in den Film hineingerissen und es ist teilweise kaum noch erträglich. Wer aber "nur" einen Antikriegsfilm sehen will, sollte sich einen anderen der vielen Irakfilme ansehen.

Ciao
Wolfgang

Morgana · 12.12.2008

Emotional aufwühlender Film.
Nichts für zarte Gemüter.
Die schauspielerische Leistung der kleinen Tochter ist hervorragend.
Ich werde diesen Film nicht so leicht vergessen.

Real Patience · 12.12.2008

Der Film ist komplex geschaffen, stellt sich ohne zu fereinfachen der schwierigen Thematik, ist selbstredend durch selbige anstrengend und von der Länge her angemessen, somit das Kinogeld + einen evtl. erhobenen Überlängenzuschlag wert.
7,5 / 10

Patience · 16.05.2008

Der Film ist flach, konstruiert, stereotyp, reißerisch, sehr anstrengend und viel zu lang. Er ist das Kinogeld+Überlängen-Zuschlag nicht wert.