Bad Luck

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Auf gut kärntnerisch

Kärtnen mag bekannt sein für seine herrlichen Badeseen, seine politischen Merkwürdigkeiten und als Austragungsort des Ingeborg-Bachmann-Preises, als Filmland hingegen ist das südlichste Bundesland Österreichs bisher nicht groß aufgefallen. Mit der Tragikomödie Bad Luck von Thomas Woschitz ändert sich das zumindest ein klein wenig. Irgendwo zwischen Tarantino und dem skandinavischen Kinos verortet, entfaltet der episodisch strukturierte Film seine kleinen Geschichten, die vor allem von all den Missgeschicken erzählen, die einem so nebenbei widerfahren können – und da sind Mord und Totschlag durchaus mit dabei.
Es sind kleine Zeitungsmeldungen und Notizen, wie man sie in der Rubrik Vermischtes findet, aus denen Woschitz seine Inspirationen bezog, wie etwa jene von einem Auto, das von der Straße abkam und in einem Baumwipfel hängenblieb, bevor es nach zwei Tagen entdeckt wurde. Weil natürlich niemand auf der Suche nach einem Auto den Blick gen Himmel richtet.

Im Mittelpunkt der nur lose miteinander verknüpften Geschichten stehen ganz normale Menschen. Da ist etwa Dagmar, die in einer Tankstelle arbeitet und von hohen Schulden niedergedrückt wird, bis sie sich eines Tages dazu entschließt, den Geldnöten auf recht eigenwillige Art und Weise zu entkommen. Oder Lippo, der in einem Wettbüro arbeitet und von seinem Chef rausgeschmissen wird, so dass er fortan auf Rache sinnt. Und zuletzt Karl und Rizzo, die per Zufall ein hübsches Sümmchen finden, das buchstäblich vor ihren Füßen landet und mit dem die Schwierigkeiten dann erst so richtig beginnen. Weil Geschenke von oben stets so eine Sache sind, der man eigentlich zutiefst misstrauen sollte. Immer wieder stehen diese Antihelden des Alltags vor einer Wahl und immer wieder greifen sie mit beneidenswerter Konsequenz daneben, treffen falsche Entscheidungen und stehen am Ende verwundert vor dem Scherbenhaufen, den sie angerichtet haben.

Verknüpft sind alle diese Geschichten nur lose miteinander, eine Tankstelle im Off – ebenjene, in der Dagmar arbeitet – bildet dabei den Dreh-und Angelpunkt der kleinen Episoden, die strahlenförmig von diesem Ort weggehen und die sich doch immer wieder kreuzen – sowohl zeitlich wie auch räumlich. Obwohl Bad Luck überwiegend im Freien spielt, erscheint Kärnten dabei nicht wie ein Urlaubsparadies für Sommerfrischler, sondern vielmehr als düster-graues Niemandsland, eine Art Freiluftgefängnis mit Panoramablick, aus dem es trotzdem kein Entkommen gibt.

Man sieht den Hauptdarstellern, die Woschitz vor Ort gecastet hat, an, dass sie nicht unbedingt professionelle Schauspieler sind. Mit Ausnahme der Darstellerin von Dagmar, stammen sie von der Straße, wurden in Kaffeehäusern und an ihrem Arbeitsplatz angesprochen und erklärten sich bereit, bei diesem Film mitzuwirken. Trotz ihrer Unerfahrenheit machen sie ihre Sache ausgezeichnet – vor allem dann, wenn sie nicht spielen, sondern einfach nur sind, stehen und schauen: Allein der Blick in ihre vom echten Leben gezeichneten Gesichter spricht Bände und sagt mehr aus als so mancher sorgsam ausgedachte Dialogsatz – und das gilt nicht allein deswegen, weil der kärntnerische Dialekt ungeübte Piefke-Ohren vor manche schwierige Aufgabe stellt. Aber zum Glück gibt es ja Untertitel.

Entfernt erinnert Bad Luck auch ein wenig an die Brenner-Verfilmungen Wolfgang Murnbergers, es ist der gleiche düster-morbide Humor, der hier mitschwingt, der am Ende aber doch nie die gleiche Souveränität und Lässigkeit der Filme mit Josef Hader erreicht. Dennoch gefällt Bad Luck als kleine alpenländische Perle, die gut und gerne auch aus Skandinavien stammen könnte. Und das ist für einen Film aus der österreicischen Provinz durchaus als Lob zu verstehen.

Bad Luck

Kärtnen mag bekannt sein für seine herrlichen Badeseen, seine politischen Merkwürdigkeiten und als Austragungsort des Ingeborg-Bachmann-Preises, als Filmland hingegen ist das südlichste Bundesland Österreichs bisher nicht groß aufgefallen. Mit der Tragikomödie „Bad Luck“ von Thomas Woschitz ändert sich das zumindest ein klein wenig.
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