Ayla

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Keine Frage der Ehre

Ehre ist ein großes, aber schwieriges Wort. Für manche türkische Frauen und Mädchen kann es den Tod bedeuten. Vor allem, wenn sie in Deutschland aufgewachsen sind und nach den hiesigen Moralvorstellungen leben. Der aus der Türkei stammende Regisseur Su Turhan hat darüber einen Liebes-Thriller gedreht, der seine Hauptfigur in ziemliche Verwicklungen stürzt.
Ayla (Pega Ferydoni aus der TV-Serie Türkisch für Anfänger) ist eine selbstbewusste junge Frau. Aufdringliche Männer hält sie mit Karate in Schach. Überhaupt kennt Ayla keine Kompromisse, wenn es um ihre Freiheit geht. Da können sich der konservative Vater und die harmoniebedürftige Schwester auf den Kopf stellen. Richtig schwierig wird es aber, als Ayla sich in Ayhan verliebt (Mehdi Moinzadeh), einen ebenso schönen wie sensiblen Fotografen, dem man niemals einen Ehrenmord zutrauen würde. Aber genau darum geht es. Ayhan ist der älteste Bruder von Hatice. Und Hatice hat sich von ihrem Mann getrennt. Das bedeutet nach dem Verständnis der konservativen Familie eine unerträgliche Schande für die Sippe. Die alleinerziehende Hatice muss sich also verstecken. Dabei landet sie ausgerechnet bei Ayla.

Es laufen also mehrere Elemente zusammen in Ayla, dem Film: das Melodram um die große Liebe, die Sozialstudie über strenggläubige Moslems und das Abenteuer im Kampf Gut gegen Böse. Regisseur Su Terhan setzt in seiner ersten abendfüllenden Arbeit vor allem auf den Spannungsbogen. Also auf die Frage, ob Hatice mit ihrer kleinen Tochter entkommen kann und welche Rolle die Liebe zwischen Ayla und Ayhan dabei spielt. Das ist unterhaltsam gemacht, mit funktionierenden Thriller-Elementen und einer anspielungsreichen Bildsprache. Aber das Katz-und-Maus-Spiel krankt daran, dass das Melodram nicht funktioniert. Denn das Drehbuch gesteht seinen Helden keine Widersprüche und somit auch keine Entwicklungschancen zu. Beide Protagonisten sind von vornherein die Guten, da ist wenig Steigerung denkbar.

Natürlich steht Ayhan von seiner Familie her gehörig unter Druck. Vor allem sein jüngerer Bruder rückt ihm immer wieder auf die Pelle. Schließlich ist die Pistole längst gekauft. Und während Ayhan der Schwester auflauert, um mit ihr reden zu können, erwartet der Clan etwas ganz anders von ihm. Soll er dem nun standhalten oder nachgeben? Das mag bei der Entwicklung des Spannungsbogens eine berechtigte Frage gewesen sein. Für den Zuschauer ist sie es nicht, dafür ist die Figurenzeichnung zu eindeutig. So lässt es sich leicht ausrechnen, ob am Ende die Guten oder die Bösen gewinnen. Immerhin: Das Sozialdrama und die aufklärerische politische Botschaft des Films bekommen dadurch natürlich Rückenwind. Und das ist bei einem so ernsten Thema gewiss nicht verkehrt.

Ayla

Ehre ist ein großes, aber schwieriges Wort. Für manche türkische Frauen und Mädchen kann es den Tod bedeuten. Vor allem, wenn sie in Deutschland aufgewachsen sind und nach den hiesigen Moralvorstellungen leben. Der aus der Türkei stammende Regisseur Su Turhan hat darüber einen Liebes-Thriller gedreht, der seine Hauptfigur in ziemliche Verwicklungen stürzt.
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