Asyl

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Berlinale 2008: Forum

Wer glaubt, dass sich Izuru Kumasakas Debütfilm Asyl / Park and Love Hotel tatsächlich in einem richtigen Stundenhotel abspielt, der irrt. Die 59-jährige Besitzerin Tsuyako (Lily), deren Mann vor zwanzig Jahren verschwunden ist, bietet zwar noch Zimmer zur stundenweisen Nutzung, aber keinesfalls zur Übernachtung an, aber außer der Stammkundin Marika (Chiharu Sachi Jinno) nutzt niemand mehr die Zimmer des Ryusui Love Hotels. Es gibt keine Sexszenen und Männer kommen nur am Rande vor. Ausgestorben ist das Hotel aber keineswegs. Täglich kommen dorthin viele Kinder, Teenager und Rentner – um sich auf der Dachterrasse des Hauses zu vergnügen. Sie ist Oase, Spielplatz und Erholungsstätte zugleich. Der willkommene Ort in einer hektischen Metropole wie Tokio.
Der Film dreht sich um drei junge Frauen unterschiedlichen Alters, denen die Besitzerin begegnet und die in ihrem Hotel für eine Weile das titelversprechende Asyl finden. Die Erste ist die 13-jährige Mika (Hikari Kajiwara), die sich die Haare grau wie eine alte Frau gefärbt hat und auf der Dachterrasse des Hotels Selbstmord begehen will. Die Zweite ist Tsuki, eine besessene Joggerin und Hausfrau, die sich nach einer erfüllenden Arbeit und nach Abwechslung sehnt. Und da ist die Stammkundin Marika, die jedes Mal mit einem anderen Mann in das Hotel kommt und deren Sperma sammelt. Es ist schließlich Marika, die ein bislang verborgenes Geheimnis über Tsuyakos Vergangenheit aufdeckt.

Izuru Kumasakas Film ist ein kleiner sehenswerter japanischer Independent-Film, der durch seine Schlichtheit, stilvolle Inszenierung und Ästhetik überzeugt. Er spiegelt wunderschön und auf sehr subtile, meditative Weise die Sehnsüchte und Hoffnungen einsamer Frauen in einer Großstadt wider.

Izuru Kumasaka wurde 1975 in Japan geboren und absolvierte ein Studium der englischen und amerikanischen Literaturwissenschaften. Anschließend arbeitete er als Grafikdesigner und Independent-Filmemacher. 2004 drehte er den Kurzfilm coffee and milk und gewann dafür mehrere Preise. Zurzeit ist er als freiberuflicher Videofilmregisseur tätig.

Asyl

Wer glaubt, dass sich Izuru Kumasakas Debütfilm Asyl / Park and Love Hotel tatsächlich in einem richtigen Stundenhotel abspielt, der irrt.
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