Asura: The City of Madness

Eine Filmkritik von Patrick Holzapfel

„Sie haben keine Ahnung, was für ein Arschloch ich sein kann“, sagt Kommissar Han in einem der vielen abgründigen Situationen von Asura — The City of Madness und gibt damit ziemlich präzise den moralischen Seelenzustand aller Figuren des Films wieder. Der verregnete und blutige Neo Noir erzählt in ruppigen Bildern aus Annam, einer dieser fiktionalen Städte des Kinos, die derart tief in Korruption und Gewalt schwimmen, dass man kaum mehr Luft bekommt. In Sin City gibt es mehr Charaktere mit moralischen Prinzipien als in diesem Machwerk. In der Fähigkeit des Films, nach und nach sämtliche Lichter am Ende des Tunnels auszuschalten, liegt letztlich seine Stimmigkeit und Konsequenz. Es ist von Anfang an klar, dass es aus dieser Stadt kein Entkommen gibt. Wer dahinter mehr als die bloße Unterhaltung des Abgründigen und Brutalen sucht, findet nichts.
Filmemacher Kim Sung-soo stellt mit Han eine Figur ins Zentrum, die man eigentlich nicht mögen kann, aber wegen Alternativlosigkeit mögen muss. Wenigstens spürt man in seinem Gesicht, dass er nicht mag, was er da tut. Das ist schon viel wert. Außerdem wird er recht platt mit einer sterbenden Frau als Motivation ausgestattet. Was nicht heißt, dass er auf dem Weg ins Nirvana nicht auch sie betrügt. Es ist nicht so, dass man diese Eruptionen moralischer Verwerflichkeit bemerkt beim Sehen. Sie sind einfach da, ein logischer Bestandteil dieser Welt. Han arbeitet als Kommisar illegal für den Bürgermeister, was die verfeindete Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft. Diese versucht, Han — nachdem dieser in einer Auseinandersetzung aus Versehen einen Kollegen getötet hat — zu erpressen, um ihn als Spitzel gegen den Bürgermeister zu verwenden. Der Bürgermeister will unterdessen durch den Abzug der US-Armee freistehendes Land für Bauprojekte nutzen. Die Dramaturgie folgt einem Prinzip, das sich am ehesten umschreiben lässt mit: Jemand gibt einem Verhungernden eine Nuss und nimmt ihm kurz darauf zwei wieder weg.

Mit großer Lust werden Korruption, Gewalt, Perversion und andere Abgründe inszeniert. Man merkt dem Film eine immense Freude am Genre an und an der Umarmung des Bösen. Es ist interessant, dass in dieser eigentlich vor Zynismus triefenden Welt kein Zynismus mehr spürbar ist, sondern eher ein stoisches, enthusiastisches Annehmen der Grausamkeit. Wenn man sowieso nicht hin zum Guten kommt, dann kann man gleich mitmachen und alle erschießen. Das mutet hier und da äußerst leer und fragwürdig an, ist aber in sich so fest verriegelt, dass man eigentlich nichts dagegen einwenden kann. Spannend mutet der Einsatz amerikanischer Folk-Klänge an, der manche Actionsequenz abstrahiert und in eine andere Sphäre hebt. Das erinnert dann beispielsweise an den Vorspann von Watchmen und legt eine gewisse Melancholie in die Grausamkeiten.

Im südkoreanischen Genrekino spricht man ja gerne von großartigem Handwerk. In Asura beläuft sich dieses auf die beständige Intensivierung des Geschehens, die Kamera gleitet mühelos durch Räume, ist immer sehr nah an den Figuren. Kim Sung-soo verliert nie den Überblick und variiert äußerst geschickt zwischen schnellen und langsamen Szenen. Dagegen wirken die Farben äußerst künstlich und eine Autoverfolgungsjagd wirkt teilweise wie aus einem Computerspiel. Viel Handarbeit steckt nicht in diesem Werk. Der gemeine Kritiker schreibt am Ende einer Rezension eines solchen Films, dass Genrefans eine Menge Freude an diesem Film haben werden.

Asura: The City of Madness

Detektiv Han (JUNG Woo-sung), der Jahre lang die Drecksarbeit für den Bürgermeister Park Sungbae (HWANG Jung-min) gemacht hat, wird nun vom skrupellosen Staatsanwalt Kim Cha-in (KWAK Do-won) zu einer Kooperation bei der Investigation gegen den Bürgermeister gezwungen. Weil er sich in die Ecke gedrängt fühlt, überredet er seinen jungen Partner Sunmo (JU Ji-hoon) die Arbeit für den Bürgermeister zu übernehmen. Aber da ist die Lage schon unberechenbar geworden. Als es brenzlig wird, heißt es jeder gegen Jeden. Und nur die härtesten werden überleben.
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