Antisocial

Eine Filmkritik von Martin Beck

Ghost in the machine

Stellt euch bloß vor, facebook kann eine Zombie-Epidemie auslösen. Jaha, richtig gelesen, eine ZOMBIE-EPIDEMIE! Und das nur, weil ein Update, das lediglich die Klickzahlen erhöhen sollte, einen Tumor ins Hirn pflanzt, der bald darauf mörderische Amokläufe auslöst. Ein Zombie-Geist in der Maschine. Der nicht nur gute, alte Gesellschaftskritik auslösen kann, sondern auch dem klassischen Untoten-Szenario, auch genannt Belagerungszustand, eine durchaus interessante Fußnote verpasst: Der Feind ist nämlich schon lange überall…und das, was Verbarrikadieren draußen halten soll, bedankt sich gerne dafür, dass die Oper nicht mehr entwischen können.
Antisocial, eine kanadische Produktion, bietet eine potentiell interessante Ausgangsidee, was im Zombie-Horror-Genre schon einiges heißen mag. Facebook nennt sich hier zwar „Social Redroom“, aber die Zielrichtung des Aufhängers ist schon klar und sorgt so zunächst für einen auf breiter Basis treffenden aktuellen Bezug. Der dann aber ziemlich schnell in das übliche „ein paar Jugendliche plus ein isoliertes/ räumlich stark begrenztes Setting plus Blut“-Szenario mündet. Und dabei auf einmal mehr Assoziationen weckt, als es Regisseur Cody Calahan wahrscheinlich selbst bewusst war.

Die Auswüchse der modernen Gesellschaft als Auslöser für Unheil – ein Standard-Thema seit Dawn of the dead. Amoklaufende Technik – siehe Der Rasenmähermann, Das Netz, Westworld, Cell, Videodrome, etc. Technik als manipulierender Angriff auf Menschen – siehe erneut Videodrome. Das Belagerungsszenario, das eine isolierte Gruppe gegen „die da draußen“ stellt – ein schier endloses Thema, wenn Untote im Spiel sind. Und die Erkenntnis, dass der Feind nicht nur von außen ankommt, sondern sich auch schon in der Gruppe befindet – ein klarer Fall für Das Ding, selbst für diejenigen, die ansonsten nur RomComs sehen.

Zugegebenermaßen, einen neuen Dreh bei der Thematik von Antisocial zu finden, ist praktisch unmöglich, doch das kann ja keine Entschuldigung dafür sein, nicht allzu reizvolle Déjà-vus zu erleben und dabei zuzusehen, wie der immerhin Versuch einer neuen Idee dann doch wieder in drei Räumen und fünf Personen endet. Das mit der Apokalypse wird so ziemlich unglaubwürdig und die obligatorischen News-Clips, die im Fernsehen laufen, sind seit World War Z eigentlich auch keine Option mehr. Wenn das alles mal wirklich den richtigen Rahmen hat, wie zum Beispiel bei Dead Set, wo die Isolation einer Big-Brother-Veranstaltung geschuldet ist, dann kann man der Situation auch wieder frank und frisch begegnen, doch hier riecht einfach vieles nach finanzieller Klammheit – die dann natürlich voll clever umschifft wurde.

Dass Antisocial bei diesem Unterfangen sogar eine passable Figur macht, ist unter anderem den durchaus fähigen Schauspielern und einigen effektiven Szenen – Stichwort: Schere — zu verdanken. Der hinter allem durchscheinende Tenor ist aber trotzdem der tief sitzender Bekanntheit, und diese grundsätzliche Aussage, dass retro eben doch der einzig wahre Wert ist, erscheint viel zu gewollt anti. So als würde es wirklich noch Leute geben, die a) facebook wirklich ernst und wichtig nehmen und b) genau diese Einstellung nicht schon zig Mal von milde herablassenden Social-Media-Gegnern vernommen haben. Gott, Jungs, das alles ist sowas von 2013!

Antisocial

Stellt euch bloß vor, facebook kann eine Zombie-Epidemie auslösen. Jaha, richtig gelesen, eine ZOMBIE-EPIDEMIE! Und das nur, weil ein Update, das lediglich die Klickzahlen erhöhen sollte, einen Tumor ins Hirn pflanzt, der bald darauf mörderische Amokläufe auslöst. Ein Zombie-Geist in der Maschine.
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