Antares – Studien der Liebe

Wo die Liebe hinfällt...

In den Betonsilos der Vorstadt lauert hinter den Gegensprechanlagen und den Türspionen der ganz normale alltägliche Wahnsinn von der Liebe, an der wir meist achtlos vorüber gehen, solange sie uns nicht selbst betrifft. Der österreichische Regisseur Götz Spielmann hat in seinem Film Antares –Studien der Liebe drei Paare, drei Konstellationen und Formen der Liebe aus dem Dunkel der Ignoranz herausgerissen und präsentiert sie mit dem nüchternen Blick eines interessierten Beobachters, Versuchsanordnungen mit echten Menschen im Hamsterrad der Emotionen.

Da ist zum Beispiel die Krankenschwester Eva (Petra Morzé), Ende Dreißig, verheiratet und Mutter einer pubertierenden Tochter (Xenia Ferchner). Die Ehe mit Alfred (Hary Prinz) ist nicht schlecht, aber auch nicht spannend. Als sie per Zufall auf den Arzt Tomasz (Andreas Patton), einen flüchtigen Bekannten trifft, der sie wiedersehen wollte, weiß sie plötzlich, was sie zu tun hat. Sie geht mit in sein Hotel, und die beiden lieben sich leidenschaftlich. Eine Situation, die sich noch mehrmals wiederholen wird. Und eines Abends dann ist Tomasz weg, abgereist, und Eva kehrt scheinbar ungerührt zu ihrer Familie zurück. Und doch hat sich alles verändert.

Einige Türen weiter wohnt Sonja (Susanne Wuest). Sie ist Mitte Zwanzig, arbeitet als Kassiererin im Supermarkt der Siedlung und lebt seit zwei Jahren mit dem Plakatierer Marco (Dennis Cubic) zusammen. Der Sohn jugoslawischer Gastarbeiter nimmt es mit der Treue nicht so genau und stachelt damit Sonjas Eifersucht zu krankhaften Dimensionen auf. Ständig von der Angst gequält, von Marco verlassen zu werden, hat sie vor zwei Monaten unbedacht behauptet, schwanger zu sein. In die Enge getrieben von ihrer ausweglosen Lüge und von den sich häufenden Beweisen für Marcos Untreue, beschließt Sonja, sich umzubringen. Doch gerade dieser (missglückte) Selbstmordversuch bindet Marco wieder enger an sie — zumindest für den Augenblick.

Marcos Seitensprung lebt in der selben Siedlung und heißt Nicole (Martina Zinner). Sie ist geschieden und allein erziehende Mutter eines kleinen Sohnes. Mit der Scheidung und dem Verlust des Sohnes kann und will sich ihr Ex-Mann Alex (Andreas Kiendl) nicht abfinden. Er versteht Nicoles Zurückweisung nicht, versucht ihr immer wieder zu beweisen, dass er gar nicht gewalttätig ist, sich geändert hat und alles wieder gut wird. Doch Nicole bleibt hart, ihre sexuellen Bedürfnisse stillt sie mit Marco, ihrem Lover und ansonsten hat sie von Männern vorerst genug.

Doch Alex will sich mit ihrer Entscheidung nicht abfinden und versucht sie umzustimmen, wozu ihm jedes Mittel recht ist. Alex baut alles auf einem Lügengebäude auf: Seine beruflichen Erfolge sind erlogen, der Sportwagen nur auf Pump gekauft und die neue große Wohnung ist lediglich das Ergebnis einer Betrügerei. Und als seine kleinen und großen Schwindeleien auffliegen, verfällt er in alte Verhaltensmuster und reagiert aggressiv und gewalttätig.

Antares ist der größte Stern im Sternzeichen Skorpion, ein Doppelstern, der rot leuchtet. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Gegenmars. Im Film geht es um drei miteinander verknüpfte Geschichten, die in gewisser Weise drei "Skorpiongeschichten" sind, also heftige Emotionalität im Guten wie im Bösen: Leidenschaft, Sex, Eifersucht, Gewalt, Krise, Tod. Darum kreisen die Geschichten, das ist ihr inneres Thema. Spielmanns Art zu inszenieren erinnert ein wenig an die gleichfalls hochemotionalen, im innersten Kern aber analytisch-kalten Beobachtungen eines Michael Haneke. Und trotzdem gelingt Spielmann (wie auch Haneke) der Schritt hinaus aus der In-vitro-Situation und hinauf zu einem Grad der Reflektion, auf dem das zufällige und beiläufig herausgegriffene Unglück seiner Personen zu einem mächtigen Symbol wird für die Verlorenheit jedes Einzelnen und die destruktive Macht der Liebe. „Der Film erzählt, was diese Grundenergie des Lebens, diese rätselhafte Kraft bewirkt, wie sie den Menschen antreibt oder quält. Was sie auslöst an Sehnsucht und Zerstörung, an Zärtlichkeit, an Angst, an Mut und Einsamkeit“, so beschreibt der Regisseur selbst seine Intentionen.

Ein beeindruckender und erschreckender Film, irgendwo zwischen Lehrstück und existenzialistischem Drama!

Antares – Studien der Liebe

In den Betonsilos der Vorstadt lauert hinter den Gegensprechanlagen und den Türspionen der ganz normale alltägliche Wahnsinn von der Liebe, an der wir meist achtlos vorüber gehen, solange sie uns nicht selbst betrifft.

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Meinungen

Kalender · 02.05.2008

besser gehts nicht, Du bist der beste marcooooo (dennis)

viel glück weiterhin ;-)

· 21.07.2005

sehr gut gespielter empfehlenswerter österreichischer film um Längen besser wie der amerikanische Einheitsbrei in den Kommerzkinos