Another Happy Day

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Familie ist Familie ist Familie

Zu Feiertagen und Festen kommt in der Regel die Familie zusammen, und dann brodelt es nicht selten heftig in den Untiefen von stark emotional geprägten Beziehungsgeflechten. Für sein Spielfilmdebüt als Regisseur hat sich der US-amerikanische Schauspieler Sam Levinson – Sohn des Filmemachers Barry Levinson (Der Unbeugsame / The Natural, Avalon, Rain Man) – eine durchwachsene Familiengeschichte um eine Hochzeit nach seinem eigenen Drehbuch vorgenommen, für welche er mit Akteuren wie Ellen Barkin, Ezra Miller und Demi Moore ein starkes Ensemble gewinnen konnte und beim Sundance Film Festival 2011 mit dem Waldo Salt Screenwriting Award ausgezeichnet wurde.
In angespannter Stimmung reist Lynn (Ellen Barkin) mit ihren heranwachsenden Söhnen Elliot (Ezra Miller) und Ben (Daniel Yelsky) zu ihrem Elternhaus nach Annapolis, wo die Hochzeit ihres ältesten Sohnes Dylan (Michael Nardelli) gefeiert wird, der bei seinem Vater Paul (Thomas Haden Church) und dessen Lebensgefährtin Patty (Demi Moore) aufwuchs. Neben der weitläufigen Verwandtschaft wird auch Lynns Tochter Alice (Kate Bosworth) vom College erwartet, deren selbstverletzende Tendenzen ein brisantes Thema innerhalb der Familie sind. Lynn, die sich im Kreise ihrer „Liebsten“ offensichtlich permanent unverstanden und derbe kritisiert fühlt, zumal auch Ben und Elliot als schwierige Jungs auffallen, während Dylan schlichtweg als unbeschwerter, netter Kerl erscheint, findet sich unverändert in ihrer unbequemen Rolle als defizitäre Tochter und Mutter wieder. Vergeblich buhlt sie um die Anerkennung und Zuneigung ihrer Eltern (Ellen Burstyn, George Kennedy), wehrt sich verzweifelt gegen die Attacken ihres Ex-Mannes und seiner so attraktiven wie cholerischen Frau Patty, bemüht sich dabei, Ben und Elliot in der Spur zu halten und balanciert gefährlich nah am Rande eines Zusammenbruchs, während die turbulente Feier ihren Lauf nimmt …

Ob man diesen Film nun als krude Komödie, triste Tragödie oder satte Satire versteht – Another Happy Day, dessen Titel bereits die ironische Ambivalenz der Geschichte transportiert, schickt seine zahlreichen Protagonisten durch ein Szenario der kleinen bis mächtigen Unachtsamkeiten und Gemeinheiten, der arroganten bis gequälten Selbstdarstellungen sowie der verborgenen bis exaltierten Abhängigkeiten, das die desolaten Aspekte von Familiensystemen des 21. Jahrhunderts repräsentiert. Sam Levinson wählt durch die Fokussierung auf Ellen Barkin als Verkörperung eines geradezu klassischen Opfers familiärer Konstellationen eine pessimistische Perspektive, deren Verschiebung oder gar Auflösung auch am Ende des Films nicht ganz gelingt, dessen ohnehin überwiegend launenhaft erscheinendes Gesamtkonzept dadurch letztlich verpufft. Die drastische finale Wendung, die sich innerhalb der zynischen Atmosphäre leise andeutet, verortet Another Happy Day trotz starker Momente in einer unvermittelten Traurigkeit, die als Botschaft einer noch wahrhaft bewegenden Geschichte dieser Art erst recht nicht ausreicht, wenn sie einen humorvollen Beiklang intendiert. Auf diese Weise beendet eine nicht unerwartete Beerdigung mit sentimentaler Musik das Szenario einer Hochzeit in einer ganz gewöhnlich kaputten Familie, die ein Wochenende lang gemeinsam gefeiert und gestritten hat. Wenn diese Banalitäten ohne tatsächliche Tendenzen zu Veränderungen jenseits von Trauschein und Tod die Aussage dieses durchaus interessanten Films mit ansprechenden schauspielerischen Qualitäten Darstellungen bilden, fehlt ihm doch die Entschlossenheit eines klaren, konsequenten Konzepts, das, in welcher Form auch immer, nachhaltig berührt.

Another Happy Day

Zu Feiertagen und Festen kommt in der Regel die Familie zusammen, und dann brodelt es nicht selten heftig in den Untiefen von stark emotional geprägten Beziehungsgeflechten. Für sein Spielfilmdebüt als Regisseur hat sich der US-amerikanische Schauspieler Sam Levinson – Sohn des Filmemachers Barry Levinson („Der Unbeugsame“ / „The Natural“, „Avalon“, „Rain Man“) – eine durchwachsene Familiengeschichte um eine Hochzeit nach seinem eigenen Drehbuch vorgenommen, für welche er mit Akteuren wie Ellen Barkin, Ezra Miller und Demi Moore ein starkes Ensemble gewinnen konnte und beim Sundance Film Festival 2011 mit dem Waldo Salt Screenwriting Award ausgezeichnet wurde.
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