Annie

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Kitschiges Remake mit Starbesetzung

Nein, die Annie von annodazumal ist dies hier nicht, das macht schon die erste Szene klar. Da taucht eine andere Annie auf, die der gleicht, die man aus dem 1982er-Film kennt. Aber ebenso wie das Broadway-Stück bei der Besetzung farbenblind geworden ist, ist es nun auch dieser Film – für kleinere Kontroversen und bigotte Streitigkeiten in den USA hat die Besetzung dennoch gesorgt. Am geballten Kitsch der Geschichte ändert das aber natürlich nichts.
Annie (Quvenzhané Wallis) ist ein junges, aufgewecktes, fröhliches Waisenmädchen, das im Haus der garstigen Pflegemutter Hannigan (Cameron Diaz) aufwächst, dann aber durch Zufall den reichen Will Stacks (Jamie Foxx) kennenlernt. Der möchte Bürgermeister werden, muss aber dringend etwas für seine Beliebtheitswerte tun. Der Ratschlag seines Wahlkampfleiters: Er soll Annie bei sich aufnehmen. Stacks lässt sich darauf ein, nichts ahnend, wie sehr das Mädchen sein Leben verändern wird.

Will Gluck hat das in den 1930er Jahren spielende Stück modernisiert, nicht nur in den Exterieurs, auch bei den Figuren. Das hilft, die Geschichte zu entstauben, die damit zwar nach wie vor nicht besonders originell ist, aber zumindest zeitgemäßen Sehgewohnheiten entgegenkommt. Natürlich ist Annie nach wie vor zuckersüß, ein Film mit einfacher Botschaft, mit harter Schwarzweißzeichnung und weit jenseits jedweder Differenzierung. Im Grunde also der ideale Weihnachtsfilm, der zu Herzen geht. Damit man nicht ganz und gar im Kitsch versinkt, ist Cameron Diaz da.

Sie bringt als ewig grantige, immer keifende, auf Männersuche befindliche Pflegemutter den notwendigen Zunder, der dem Film den nötigen Esprit verleiht. Natürlich ist auch ihre Rolle weitestgehend eindimensional, aber Cameron, die kurzfristig Sandra Bullock ersetzt hat, geht ganz und gar in diesem für sie atypischen Part auf. Darüber hinaus ist es aber auch ihre Rolle, die die größte emotionale Reise durchmacht, da am Ende eben doch auch in dieser Beißzange ein bisschen Gutes steckt.

Die für ihre Rolle in Beasts of the Southern Wild oscarnominierte Quvenzhané Wallis ist als Annie das Herz des Films. Das Material, mit dem sie arbeiten muss, ist natürlich deutlich seichter, aber ihre Natürlichkeit ist das ausschlaggebende Element. Ihr nimmt man es ab, dass sie jeden in ihrer Umgebung verzaubert, selbst einen unnahbaren Kerl wie Stacks.

Ob man nun das Original, das 1999er-Remake oder eine der Bühnenversionen kennt, überraschend ist Annie in keinem Fall. Modernisierung hin oder her, das sind alles nur kosmetische Korrekturen, in der Essenz wird die altbekannte, aber beliebte Geschichte auf flotte und sympathische Art erzählt. Man darf nur nichts gegen eine ordentliche Portion Schwulst haben, denn davon gibt es hier reichlich. Happier als Annie kann kaum ein Film enden.

Annie

Nein, die „Annie“ von annodazumal ist dies hier nicht, das macht schon die erste Szene klar. Da taucht eine andere Annie auf, die der gleicht, die man aus dem 1982er-Film kennt. Aber ebenso wie das Broadway-Stück bei der Besetzung farbenblind geworden ist, ist es nun auch dieser Film – für kleinere Kontroversen und bigotte Streitigkeiten in den USA hat die Besetzung dennoch gesorgt.
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