American Evil

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Tötet die Indianer, rettet die Menschheit

Luke Patterson (Bradley Cooper) untersucht die Auswirkungen eines kleinen Erdbebens in einem indianischen Reservat. Dabei freundet er sich mit einem Polizisten und stößt auf ein verlassenes Schulgebäude, in dem schreckliche Dinge vorgingen, die von den Behörden und der Kirche jedoch vertuscht wurden. Aber nun dringen die Geister der Vergangenheit ans Licht.
Was klingt, als könnte American Evil ein Geisterfilm sein. Ist er in gewisser Weise auch, aber wirklich der Kategorie Horror kann dieser Film nicht zugeordnet werden. Ebenso wenig ist er ein Thriller, als welcher er auch funktionieren soll. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Werk um ein Drama, das weniger durch filmische Finesse als durch das interessante Thema zu überzeugen weiß. Denn im Kern geht es nicht um die Visionen einer Frau oder die Erlebnisse ihrer Mutter, sondern darum, was in den 1970er Jahren in den USA mit Ureinwohnern gemacht wurde. Kinder wurden ihren Eltern entrissen und in katholische Internate geschickt, wo man ihnen austreiben wollte, Indianer zu sein. Dieses dunkle Kapitel amerikanischer Geschichte bildet den Hintergrund für American Evil.

Daraus bezieht der Film auch seine stärksten Momente – in den Rückblicken, aber auch in den gegenwärtigen Szenen, in denen die Vertuschung noch immer aktiv ist. Allerdings kann American Evil diese aufwühlende Qualität nicht über die volle Zeitspanne halten. Dem Film und seinem Anliegen wäre letzten Endes besser gedient gewesen, ein period piece zu gestalten und die Geschichte der Kinder aus deren Warte zu erzählen. So empfindet man zwar durchaus gerechtfertigten Furor, wenn man miterlebt, wie die Taten längst vergangener Zeiten vertuscht werden sollen, Unmittelbarkeit hätte das Ganze jedoch packender ausfallen lassen – so wie z.B. bei Long Walk Home, in dem sich 2002 Philip Noyce damit befasste, wie Australier Aborigines ihre Kinder genommen haben.

American Evil wird der eigenen Ambition nicht ganz gerecht, hat seines Themas wegen aber Aufmerksamkeit verdient und eine einfache Botschaft parat: Dass die eigenen Wurzeln und Traditionen einen Menschen erden und ihm ein Gefühl dafür geben, wo er hingehört.

American Evil

Luke Patterson (Bradley Cooper) untersucht die Auswirkungen eines kleinen Erdbebens in einem indianischen Reservat. Dabei freundet er sich mit einem Polizisten und stößt auf ein verlassenes Schulgebäude, in dem schreckliche Dinge vorgingen, die von den Behörden und der Kirche jedoch vertuscht wurden. Aber nun dringen die Geister der Vergangenheit ans Licht.
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