American Dream

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein hart umkämpfter Traum

Mit der Arthaus Collection Dokumentarfilm erscheint eine Edition, die in Zusammenarbeit mit der KulturSPIEGEL Redaktion zehn ganz besondere Werke eines Genres präsentiert, das in den letzten Jahren auch auf der Kinoleinwand enorm an Bedeutung gewinnt. Heiteres, Ernsthaftes und Skurriles aus der Welt der Dokumentationen ist hier versammelt und stellt auf sehr unterschiedliche Art ein künstlerisches Zeugnis über bedeutsame Bewegungen in der Gesellschaft dar, nicht selten aus einem brisanten Blickwinkel heraus. American Dream von Barbara Kopple von 1990 zeichnet auf spannende und hintergründige Weise die Ereignisse und Verflechtungen eines Arbeitskampfes nach, dessen sozialpolitische Dimensionen weit in die Abgründe des viel beschworenen Amerikanischen Traums hineinreichen.
Austin in Minnesota Mitte der 1980er Jahre. Kürzungen von Lohn und Sozialleistungen des Nahrungsmittelkonzerns Hormel trotz beachtlicher Gewinne lösen unter den betroffenen Arbeitern eine Welle der Entrüstung aus, während von Seiten des US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan die Botschaft durchs Land schallt, dass eine Wirtschaftskrise bevorstehe. In Austin bahnt sich ein zunehmend ebenso leidenschaftlich wie verzweifelt geführter Arbeitskampf der lokalen Gewerkschaft P-9 an, dessen gewaltige Ausmaße auch mit dem Dachverband der nationalen Gewerkschaft zu erbitterten Kontroversen führen. Und was hier letztlich auf dem Prüfstein steht und die gesamte Gesellschaft betrifft, ist der hehre Gedanke von den unveräußerlichen Grundrechten der US-amerikanischen Verfassung, der auch das Recht auf Widerstand gegen die Herrschenden beinhaltet.

American Dream, der 1991 mit dem Oscar für die Beste Dokumentation ausgezeichnet wurde und einige weitere bedeutende Preise gewann, beleuchtet in eindringlicher, fesselnder Form die komplexen Zusammenhänge und persönlichen wie politischen Komponenten eines Arbeitskampfes, der von mächtigen solidarischen Empfindungen bis hin zu lähmenden Enttäuschungen reicht. Das Engagement der Protagonisten, die Haltung der Mächtigen und die hintergründigen Aspekte gesellschaftlicher Grundfragen bilden ein packendes, auch historisches Drama, dessen im Grunde höchst tragischer Ausgang auch durchaus exemplarisch für aktuelle Tendenzen in der US-amerikanischen Politik betrachtet werden kann, trotz der hoffnungsvollen Euphorie, die durch die Wahl von Barack Obama zum Präsidenten der Nation in diesem Jahr die USA ergriffen hat.

American Dream

Mit der „Arthaus Collection Dokumentarfilm“ erscheint eine Edition, die in Zusammenarbeit mit der KulturSPIEGEL Redaktion zehn ganz besondere Werke eines Genres präsentiert, das in den letzten Jahren auch auf der Kinoleinwand enorm an Bedeutung gewinnt.
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