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Eine episodische Entführungskomödie. Das Ensemble des Hamburger Thalia-Theaters. Low Budget. Crowdfunding. Die Jagd nach Geld – im Film wie in der Produktion des Films. Oder wie es am Anfang von Am Ende ist man tot heißt: „Geld ist nicht alles. Aber es ist alle.“

Am Ende ist man tot (2018)

Eine Filmkritik von Harald Mühlbeyer

Geld regiert die Welt

Jaja, das liebe Geld. Damit hat die Unternehmer-Familie von Kesselstadt naturgemäß keine Probleme. Eine reine Weste hat man auch, schließlich hat der Opa damals, in den zwölf bösen Jahren, 150 Sinti und Roma gerettet. Aber irgendwo ist doch der Wurm drin.

Der Senior starrt nur noch vor sich hin. Der Junior glaubt nur an Zahlen. Ein weiterer Sohn ist ziemlich larifari, die Tochter verhinderte Künstlerin. Der älteste Sohn hat sich im Jahr zuvor aus dem Fenster geworfen. Und eine weitere Tochter wurde entführt. Oder auch nicht. Wahrscheinlich hat sie’s nur vorgetäuscht. Was ist 50.000 Euro auch für eine Lösegeldsumme?

Die drei Kesselstadt-Geschwister machen sich auf die Suche. Treffen Mitbewohner, Freunde und solche, die sie dafür halten, und geraten in ein dynamisches Episodenspiel der durcheinandergeworfenen Nebenhandlungen. Während die drei Entführer mit der entführten Lilli gefesselt und geknebelt im Kofferraum durch die Gegend deichseln und mal eher nebenbei 300 Euro ausgeben – was wiederum eine kleine Kaskade von Handlungen auslöst.

Man kann nicht sagen, dass nichts los ist in Am Ende ist man tot. Es ist ein Film, der mit der energischen Verknüpfung seiner Handlungsfäden und dem Ausmaß der Figurenkonstellation an die Coen-Brüder erinnert: Auch hier haben wir all die armen Würstchen, die sich abstrampeln, um dem Schicksal einen günstigen Drall zu geben, und dabei immer wieder heftig zurückgeworfen werden. Wenn sie nicht zufällig tot an Garderobenhaken hängen bleiben.

Daniel Lommatzsch hat für sein Langfilmdebüt das Ensemble (und die Techniker) des Hamburger Thalia-Theaters zusammengetrommelt, um an den Wochenenden dieses wahnwitzige Film-Unterfangen anzugehen: Über mehrere Jahre wurde an dem Film gewerkelt, seit 2012 schon, über Crowdfunding wurde Geld aufgetrieben, und genau das ist auch das Thema des Films: Die Jagd nach dem Geld. Und unterschwellig: Die Sinnlosigkeit dieser Jagd.

Selbstoptimierung, neoliberaler Zahlenfetischismus, Marktkonformität, Nutzenorientierung: Selbst in einer Liebesbeziehung geht es um Tauschgeschäfte, weit von der Prostitution ist man hier nicht. Und ein kleiner Junge malt sich einen Zwanziger und geht damit einkaufen. Dass das Geldsystem irgendwann zusammenbricht: Die einen befürchten es, die anderen erhoffen es. Die Doppelbedeutung von „Geld-Schein“ jedenfalls dekliniert Lommatzsch genüsslich aus.

Woran der Film krankt, sind die flachen Figuren. Das sind alles Karikaturen, die einem vorgeworfen werden wie Hunden der Knochen: Da ist kein Leben drin, so dass die Dynamik der Handlungsführung immer wieder ins Leere läuft, weil sie immer wieder zu Knallchargen und Pappkameraden führt. Das zieht den Film einigermaßen runter – auch wenn er ansonsten als kurze Sause zwischendurch gut funktioniert.

Am Ende ist man tot (2018)

Am Ende eines jeden Lebens steht der Tod. Doch bevor es soweit ist, wird unser Alltag vor allem vom Geld regiert. Am Ende ist man tot erforscht die unterschiedlichen Umgangsweisen dieses unsterblichen Zahlungsmitteln.

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Meinungen

RALZ · 02.03.2018

Gerade eben im Rahmen der Norddeutschen Filmtage gesehen. Skuril. Künstlerisch angehaucht, am Theater ausgerichtet. Muss man sich drauf einlassen. Haben wir gemacht. Uns hat es gefallen. Man kann fast mehr auf die Locations und Ausstattung achten, als auf den Plot.

Das ältere Pärchen neben uns hat nach loriothaftem längeren Getuschel vorzeitig den Saal verlassen. Köstlich. Solche Emotionen adeln einen Film. Was will man mehr.