Alter Ego - Große Helden, noch größere Probleme

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Superhelden mal erfrischend anders

In Zeiten, in denen die großen Studios megateure Superhelden-Produktionen in rauen Mengen in die Kinos bringen, ist es umso vergnüglicher einen zu sehen, der die großen Effekte nicht braucht, um überzeugen zu können. Stattdessen setzt Alter Ego (im Original noch im Plural, bei der deutschen Veröffentlichung kurioserweise im Singular) auf eine clevere Geschichte – und lässt damit Avengers und Co. ziemlich alt aussehen.
Alle Superschurken wurden zur Strecke gebracht, weswegen die Regierung die Förderung der Helden streichen will. Einen gibt es aber noch, den Gedankenmanipulator Shrink, der von C-Thru und Fridge überführt werden soll. Doch diese Mission, die in einem abgelegenen Motel ihren Start nimmt, wird immer turbulenter, da Fridge auch private Schwierigkeiten hat. Er findet, dass seine Freundin ihn mit seiner Superhelden-Persona betrogen hat. Da fällt Schlussmachen leicht, und das umso mehr, weil er auf Claudel steht. Doch die Mission darf er auch nicht vergessen, steckt hinter ihr doch mehr als er ahnt.

Wer bei Superheldengeschichten die ganz großen Effekte und ein Übermaß an Action erwartet, der ist hier definitiv falsch aufgehoben. Aber das Genre hat eben mehr zu bieten als nur Spektakel. Comic-Kenner wissen das, reine Filmfans können das anhand der Big-Budget-Produktionen nicht immer erkennen. Darum ist es umso wichtiger, dass es auch Produktionen wie Alter Ego gibt, die drei Jahre nach ihrem US-Debüt auch endlich den Weg nach Deutschland gefunden hat.

Alter Ego ist keine Komödie, er macht sich auch nicht über Superhelden lustig. Stattdessen entwirft er eine Welt mit klaren Regeln. Superhelden haben nur eine Kraft, die Schurken sitzen alle hinter Gittern, und Waffen dürfen die Helden nicht tragen. Was anfangs wirkt, als hätte Autor und Regisseur Jordan Galland nur vorgehabt, eine Art Beziehungsfilm zu gestalten, in dem zufällig Kostümierte im Mittelpunkt stehen, überrascht dann doch mit einer ziemlich cleveren Geschichte, die das Intime mit dem Großen vermengt. Denn die Grenzen sind fließend, ein Superheld läuft auch immer Gefahr, langsam zu dem zu werden, was er eigentlich bekämpft.

Das ist die große Geschichte, die kleine ist jedoch nicht weniger faszinierend. Sie spielt auch mit der Frage, wie schizophren ein Superheld eigentlich sein muss – oder es auch ist. Brendon kann sich kaum noch von seiner Superhelden-Persona Fridge lösen. Er zieht es sogar vor, nur noch im Kostüm aufzutreten. Zugleich tobt in ihm ein innerer Kampf, in dem es darum geht, wer er eigentlich sein will: der langweilige Möchtegern-Comic-Zeichner oder der Superheld. Mit den zwei Frauen in seinem Leben gibt es dabei auch die zwei Seiten einer Medaille, weil jede nur einen Teil seiner Persönlichkeit wirklich schätzt.

Das ist amüsant, sodass man mitunter auch schmunzelt, gerade dann, wenn Brendon ständig zwischen beiden Frauen hin und her wechselt und sich immer wieder umziehen muss. Geboten sind hier auch smarte Dialoge, die sich mit der Natur des Superhelden befassen.

Alter Ego macht eine Menge richtig, er überrascht, weil er smart ist, so dass die an sich albernen Kostüme auch ihre Relevanz verlieren. Man ist drin in dieser Geschichte, aber auch in dieser Welt, in der Superhelden ganz normal, wenn auch nicht für jedermann cool sind. Fans der großen Blockbuster finden vielleicht keinen Zugang zu diesem Stoff, Alter Ego bietet aber einem Nischenpublikum, für das Superhelden mehr als nur die Katalysatoren von Haudrauf-Action sind, eine kluge, flott erzählte Geschichte, die frischen Wind ins formelhafte Genre bringt.

Alter Ego - Große Helden, noch größere Probleme

In Zeiten, in denen die großen Studios megateure Superhelden-Produktionen in rauen Mengen in die Kinos bringen, ist es umso vergnüglicher einen zu sehen, der die großen Effekte nicht braucht, um überzeugen zu können. Stattdessen setzt „Alter Ego“ (im Original noch im Plural, bei der deutschen Veröffentlichung kurioserweise im Singular) auf eine clevere Geschichte – und lässt damit „Avengers“ und Co. ziemlich alt aussehen.
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