Alraune

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Remake eines deutschen Klassikers

Im Jahre 1911 erschien der Roman Alraune von Hanns Heinz Ewers, der binnen kurzer Zeit zahlreiche Auflagen erlebte und mehrmals verfilmt wurde. Die Geschichte geht auf zahlreiche Legenden zurück, die sich rund um die Mandragora, das so genannte „Galgenmännchen“ ranken. Im Mittelalter entwickelte sich die Vorstellung, dass die Alraune vor allem unter dem Galgen wachse, weil sie aus dem herabtropfenden Sperma von Gehängten entstünde. Hanns Heinz Ewers formte daraus die Geschichte des Wissenschaftlers Professor ten Brinken, der zu Forschungszwecken den Samen eines hingerichteten Lustmörders mit den Eizellen einer Prostituierten zusammenbringt. Alraune ist das Produkt dieser künstlichen Befruchtung, doch das Mädchen ist bar jeder Emotion und stürzt die sie Umgebenden ins Unglück.
Die bekannteste Verfilmung des Buchs stammt aus dem Jahre 1928 und entstand unter Mitarbeit von Hanns Heinz Ewers mit Brigitte Helm in der Rolle der Alraune, die Regie hatte Henrik Galeen inne. Doch dieser Film ist beileibe nicht die erste und auch nicht die letzte Verfilmung des Stoffes: Bereits 1918 nahm sich Mihály Kertész, der später in Hollywood als Michael Curtiz Karriere machen sollte, der Legende an. Und außer den beiden Genannten entstanden im Laufe der Jahre noch drei weitere Adaptionen des Stoffes, unter anderem auch die hier vorliegende, vorerst letzte Verfilmung unter der Regie von Arthur Maria Rabenalt.

Bemerkenswert an diesem Remake ist vor allem die Besetzung: Hier ist der große Regisseur Erich von Stroheim in einer seiner letzten Rollen als Darsteller zu sehen, während Karlheinz Böhm hier noch ganz am Anfang seiner Karriere steht. Im Mittelpunkt aber steht die unvergleichliche Hildegard Knef als Alraune, die dem künstlich gezeugten Geschöpf eine bis dato in der Figur nicht gekannte Anmut zu verleihen wusste.

Trotz dieses Staraufgebots aber bleibt das Remake hinter seinen erzählerischen Möglichkeiten zurück. Zu brav bleibt Rabenalt in seiner Inszenierung, so dass vom wohligen Grusel, den man von Hanns Heinz Ewers’ Buchvorlage erwarten darf, kaum etwas übrig bleibt. Da heute aber die künstliche Befruchtung nicht mehr ins Reich der Phantastik, sondern in den Bereich des Machbaren gehört und damit ganz neue Herausforderungen an die Wissenschaftler gestellt werden, wirkt die Legende der Alraune allenfalls wie ein müdes Spukmärchen aus einem lange zurückliegenden Zeitalter. Frankenstein & Co. lassen grüßen.

Alraune

Im Jahre 1911 erschien der Roman Alraune von Hanns Heinz Ewers, der binnen kurzer Zeit zahlreiche Auflagen erlebte und mehrmals verfilmt wurde. Die Geschichte geht auf Legenden zurück, die sich rund um die Mandragora, das so genannte „Galgenmännchen“ ranken.
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