Akira (1988)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Postapokalypse in HD

Auf mehr als 2.000 Seiten hat Katsuhiro Otomo als Autor und Zeichner Akira in seiner Ur-Form als Manga erzählt. Ein derartiges Mammutwerk auf gut zwei Stunden zu kondensieren, ist eine immense Aufgabe. Sie machte es erforderlich, zu verdichten, zu verknappen, zu präzisieren. Man könnte auch sagen, das Fett musste weg. Wo der Manga zum Mäandern neigt, ist der Anime direkter in seiner Erzählweise, wenn auch simpler. Nun kann man ihn erstmals in HD genießen.

Neo-Tokyo: Tetsuo und Kaneda sind Mitglieder einer Motorradgang, die sich mit anderen Gangs erbitterte Straßenkämpfe liefert. Bei einer dieser Auseinandersetzungen kollidiert Tetsuo mit einer seltsamen Gestalt. Das verändert ihn, weswegen ihn das Militär inhaftiert und Experimente an ihm durchführt, um die in ihm schlummernden, psychischen Kräfte zu wecken. Kaneda versucht seinen Freund zu retten, doch dessen Kräfte geraten – wie seinerzeit beim ominösen Akira – außer Kontrolle. Neo-Tokyo droht erneut der Untergang.

Wenn es einen Meilenstein des Anime gibt, dann ist es zweifellos Akira. Nicht nur, weil er der Vorreiter war, was die Ausbreitung von Animes in der westlichen Welt betrifft, sondern auch, weil er aufzeigte, welch erwachsene Themen sich mit klassischer Animation erzählen lassen. Zeichentrick ist eben nicht gleich Kinderunterhaltung. Blickt man heute, mehr als 25 Jahre später, auf diesen Film zurück, merkt man, wie wegweisend er war. Er nimmt viel von dem vorweg, was die Wachowskis später mit Matrix salonfähig machten.

Dieses postapokalyptische Epos ist allem Bombast zum Trotz vor allem eine zutiefst menschliche Geschichte über Liebe, Verrat, Loyalität und grenzenlose Wut, die jedwede Verhältnismäßigkeit auslöscht. Akira untersucht, was passieren würde, wenn der Mensch einen größeren Teil seiner Gehirnkapazität nutzen könnte, wenn diese Fähigkeit aber durch Hass und Wut von etwas Wunderbaren in etwas Schreckliches verwandelt wird.

Das Bild ist grandios. So prägnant waren die Farben bei diesem Film noch nie, so scharf ist Neo-Tokyo noch nie kurz vor dem Explodieren gewesen, und der Ton tut ein Übriges dazu. Der Soundtrack ist wuchtig, wummernd, pulsierend, einhergehend mit einer Vertonung, die die Dringlichkeit des Geschehens immer wieder in den Vordergrund rückt. Wählen kann man hier zudem zwischen zwei Synchronisationen, eine aus dem Jahr 1991, die andere aus dem Jahr 2005. Namhafte Sprecher finden sich bei beiden Versionen.

Neben einem 32-seitigen Booklet, das im Detail auf die bemerkenswerte Tonkulisse des Films eingeht, gibt es mit dem Making-of und der Animation Library gleich zwei Dokumentationen, die sich mit der Umsetzung klassischer Animation befassen und keine Fragen offenlassen. Bildergalerie und Trailer runden das Bonusmaterial dieser Steelbook-Edition ab.
 

Akira (1988)

Auf mehr als 2.000 Seiten hat Katsuhiro Otomo als Autor und Zeichner „Akira“ in seiner Ur-Form als Manga erzählt. Ein derartiges Mammutwerk auf gut zwei Stunden zu kondensieren, ist eine immense Aufgabe. Sie machte es erforderlich, zu verdichten, zu verknappen, zu präzisieren. Man könnte auch sagen, das Fett musste weg.

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