Ain't Them Bodies Saints

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Ein seelentiefes Gangsterdrama

Filme, die in Sundance, Rotterdam und Cannes gezeigt werden, wecken natürlich sehr hohe Erwartungen. Wenn ihnen dann noch der Ruf vorauseilt, an den jungen Terrence Malick zu erinnern, dann wird es schon fast schwierig, diese Erwartungshaltung noch irgendwie zu erfüllen. Umso schöner, dass Ain’t Them Body Saints diesem Druck stand hält und durchaus kraftvoll zeigt, was der amerikanische Independentfilm alles liefern kann, selbst wenn (oder gerade weil?) keine großen Studios hinter dem Projekt stehen.
Und tatsächlich erinnert der Film an Malicks Badlands mit all seiner Melancholie und seiner zurückhaltenden Dramaturgie. Aber er hat auch etwas von Arthur Penns Bonnie und Clyde. Ruth Guthrie (Rooney Mara) und Bob Muldoon (Casey Affleck) sind ein Paar im Texas der 1970er Jahre. Ruth ist schwanger von Bob, was das Dasein als Gangsterpaar eindeutig komplizierter gestalten wird. Bevor die beiden jedoch darüber nachdenken können, geraten sie in eine Schießerei mit der Polizei. Ruth erschießt einen Polizisten, aber Bob nimmt die Tat auf sich, um die Schwangere vor dem Gefängnis zu bewahren. Die beiden schwören sich die ewige Liebe und sie verspricht auf ihn zu warten. Während Bob ins Gefängnis wandert, gebiert Ruth die gemeinsame Tochter, die sie von nun an allein aufzieht. Sie wartet auf Bob und es ist klar – Zeit spielt keine Rolle, denn diese Liebe wird ewig währen. Eines Tages gelingt es Bob auszubrechen. Er macht sich auf die frenetische Suche nach Ruth und seinem Kind, doch es scheint, als hätten die beiden keine Chance auf eine Wiedervereinigung, denn die Polizei, allen voran Sergeant Wheeler (Ben Foster) bewachen die Frau rund um die Uhr.

Das klingt alles nach einem ganz typischen Gangsterfilm, doch Ain’t Them Body Saints ist dafür viel zu ruhig und elegisch. Es geht gar nicht so richtig um den Gangsteraspekt, viel mehr nutzt der Film des Erstlingsregisseurs David Lowery die Geschichte als Vehikel, die Einsamkeit zweier Liebenden, die getrennt von einander sind, zu untersuchen. Denn für den Großteil des Filmes sind die beiden weit entfernt und haben nur wenige Möglichkeiten miteinander Kontakt aufzunehmen. So handelt es sich hier eher um einen Film über Fernbeziehungen und den Preis, den die Liebe dafür zahlen muss (und an dem sie letztendlich auch oft scheitert). Zwar weist der Film hier und da streckenweise ein paar Langatmigkeiten auf (andere würden sagen, es handele sich hierbei um To The Wonder-Momente voller Innehalten und Stillstand), doch letztendlich beweist Lowery ein Händchen für sein seelentiefes Drama, das sich ganz und gar auf sein großartig agierendes Ensemble verlässt.

So fließt Ain’t Them Body Saints fast unmerklich tiefer und tiefer in das Herz des Zuschauers ein und am Ende stellt man fest, dass man so emotional verhaftet ist mit dem Film und seinen Charakteren, wie es nur ab und zu im Kino passiert. Schnell loslassen wird einen diese Geschichte also nicht. Am besten, man kauft sich danach gleich den ebenso großartigen Soundtrack und denkt mit Dankbarkeit daran, dass man es selbst (hoffentlich) nicht so schwer hat wie dieses ewig große Liebespaar.

Ain't Them Bodies Saints

Filme, die in Sundance, Rotterdam und Cannes gezeigt werden, wecken natürlich sehr hohe Erwartungen. Wenn ihnen dann noch der Ruf vorauseilt, an den jungen Terrence Malick zu erinnern, dann wird es schon fast schwierig, diese Erwartungshaltung noch irgendwie zu erfüllen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen