Aimée & Jaguar

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 14. Februar 2011, ARTE 20:15 Uhr

Ist es in diesem Jahr mit Pina Wim Wenders’ filmische Liebeserklärung an eine ebenso außergewöhnliche wie kraftvolle Frau, der den bisherigen Höhepunkt der Internationalen Filmfestspiele Berlin darstellt, war 1999 Aimée & Jaguar von Max Färberböck der Auftakt der damaligen Berlinale. Die gleichermaßen zauberhafte wie tragische Liebesgeschichte zweier junger Frauen zur Zeit der Nazidiktatur in Deutschland beruht auf den Erinnerungen von Elisabeth „Lilly“ Wust, die von der österreichischen Schriftstellerin Erica Fischer verfasst wurden. Der Film wurde bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären für die beiden Hauptdarstellerinnen Maria Schrader und Juliane Köhler ausgezeichnet, die ferner auch mit dem Deutschen Filmpreis in Gold und gemeinsam mit Regisseur Max Färberböck mit dem Bayerischen Filmpreis geehrt wurden.
Im Berlin des Jahres 1943 verlieben sich zwei grundverschiedene Frauen ineinander: die wagemutige Untergrundjournalistin Felice Schragenheim (Maria Schrader) und die regimegetreue Hausfrau und Mutter Lilly Wust (Juliane Köhler), die mit einem Wehrmachtsoldaten (Detlev Buck) verheiratet ist. Felice ist Jüdin, und wenn sie mit ihren Freundinnen Ilse (Johanna Wokalek), Klärchen (Heike Makatsch) und Lotte (Elisabeth Degen) in den Straßen und Cafés der Stadt unterwegs ist, droht ihr jederzeit die Entdeckung und damit die Deportation ins Konzentrationslager. Lilly, die durch ihre Bekanntschaft mit Felice allmählich ein Bewusstsein für die Schreckensherrschaft der Nazis bekommt, will ihre Liebste unbedingt retten, doch diese weigert sich noch, Berlin zu verlassen, bis sie schließlich von der Gestapo geschnappt und nach Theresienstadt verfrachtet wird …

Aimée & Jaguar bezeichnet die Kosenamen, mit denen sich die beiden Geliebten zärtlich betiteln, denen es nur für eine allzu kleine Weile gelingt, sich vor dem nationalsozialistischen Alltag zu verbergen und ihre ebenso zarte wie heftige Liebe zueinander zu zelebrieren. Die Rahmenhandlung des Films deutet die Geschichte der mittlerweile alten Lilly Wust (Inge Keller) an, die sich anschickt, in ein Altenheim zu ziehen und durch eine überraschende Begegnung mit ihrer einstigen Freundin Ilse (Kyra Mladek) den Erinnerungen an ihre im Konzentrationslager verschollene Jaguar nachhängt, der großen Liebe ihres Lebens.

Mit einiger Sorgfalt bis in die kleinen zeitgenössischen Details hinein hat Max Färberböck (Anonyma – Eine Frau in Berlin, 2008) mit Aimée & Jaguar seinen ersten Spielfilm inszeniert, der zuvorderst durch die großartig dargestellten Frauencharaktere besticht, deren Ungezähmheit und Lebensfreude allein bereits einen lebendigen Widerstand gegen die Tyrannei des Nationalsozialismus repräsentiert. Es ist der ganz besondere, intime Blickwinkel dieser authentischen Geschichte auf die sozialpolitische Situation der damaligen Zeiten, der so ungewöhnlich wie berührend daherkommt und einmal mehr verdeutlicht, dass auch und gerade in jenen düsteren Tagen Werten wie Freundschaft und Liebe, so schutzlos sie auch sein mochten, eine immense Bedeutsamkeit innewohnte, deren Kraft und Tragik ein ganzes Leben zu überdauern vermögen.

Aimée & Jaguar

Ist es in diesem Jahr mit „Pina“ Wim Wenders’ filmische Liebeserklärung an eine ebenso außergewöhnliche wie kraftvolle Frau, der den bisherigen Höhepunkt der Internationalen Filmfestspiele Berlin darstellt, war 1999 „Aimée & Jaguar“ von Max Färberböck der Auftakt der damaligen Berlinale.
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