Agent Hamilton

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Fast wie Bond, aber realistischer

Carl Hamilton ist Schwedens Antwort auf James Bond. Aber er ist mehr als das. Die Abenteuer von Hamilton sind Autor Jan Guillous eher linksgerichtete, liberal eingestellte Betrachtung dessen, wie die Welt der Geheimen abläuft. Im ersten großen Kinofilm – Fernsehfilme und –serien gab es bereits – wird auf internationales Flair gesetzt. Und wie bei Bond gibt es eine Teaser-Sequenz, die Hamilton im Einsatz zeigt.
Hamilton soll verhindern, dass schwedische Skyshadows – GPS-gesteuerte Raketen – in falsche Hände fallen, doch an der Grenze von Usbekistan zu Afghanistan werden die Waffenhändler angegriffen. Hamilton kann gerade noch entkommen. Wieder zuhause erhält er einen neuen Auftrag: Er soll das Team eines privaten Armee- und Sicherheitsdienstes begleiten, als ein Schwede aus somalischer Gefangenschaft befreit wird. Doch das ist nur der Auftakt für ein Abenteuer, in dem Hamilton in Diensten der Nation einen Amerikaner vor seinen eigenen Leuten schützen und verhindern muss, dass der Privatarmee-Konzern einen Krieg anzettelt.

Hamilton wurde schon von so versierten Mimen wie Stellan Skarsgård und Peter Stormare gespielt. Für Agent Hamilton schlüpfte Mikael Persbrandt in die Rolle und macht sie sich sofort zu eigen. Er ist ein Typ nicht unähnlich Daniel Craig, was die James-Bond-Vergleiche natürlich noch anfeuert. Aber sein Hamilton ist deutlich realistischer als es die verschiedenen Bond-Inkarnationen (zumeist) waren. Er ist ein Agent mit der Lizenz zum Töten, auch wenn der schwedische Geheimdienst offiziell nicht morden darf – außer, es dient den nationalen Interessen.

Ein Highlight des Skripts ist die punktgenaue Betrachtung dessen, wie das Leben eines Agenten vom Schlage eines Hamilton aussieht. Hierfür wird ein Subplot eingebaut, der einerseits zeigt, dass manche Menschen über dem Gesetz stehen, andererseits in einer phantastischen Schlüsselszene klarmacht, dass ein Agent wie Hamilton, der in seinem Gewerbe seit 20 Jahren überlebt hat, vor allem eines ist: ein lebender Reflex. Und dieser Reflex kann für die Menschen in seiner Umgebung tödlich sein.

Die von Drehbuchautor Stefan Thunberg entworfene Geschichte basiert auf einer Vorlage Guillous, allerdings einer, die zu Zeiten des Kalten Kriegs spielt. Darum wurde auch einiges verändert. Das Ergebnis ist eine Story, die nicht auf megalomane Welteneroberer setzt, sondern als Kern eine Firma nicht unähnlich dem realen Blackwater nimmt und diese zum Agitator macht. Am Ende geht es nur ums Geld und für das Erreichen der Ziele wird auch über Leichen gegangen.

Das Grundkonstrukt der Geschichte ist gut, die Verquickung der verschiedenen Erzählebenen jedoch nicht ohne Makel. Denn als erweiterten Arm der Narrative geht es auch um Korruption innerhalb der Politik und die moralische Hinterfragung von Waffenlieferungen in mehr oder minder sichere Regionen. Beide Elemente fallen in Agent Hamilton aber deutlich durch das Raster. Sie sind mit der Haupthandlung nicht in Einklang, am Ende sind es eben doch nur Einzelteile, die in der Addition nicht über sich selbst erhöht werden.

Den Abstrichen in der Erzählung stehen sich ein exzellent aufspielender Persbrandt und eine hochinteressante Betrachtung der Psychologie eines Agenten gegenüber. Zudem weist der Film einige hervorragende Action-Sequenzen auf, die durchaus mit Hollywood mithalten können, was z.T. sicherlich auch Stunt Coordinator Cedric Proust zu verdanken ist, der bei US-Filmen einschlägige Erfahrung sammeln konnte. Dass Hamilton serientauglich ist, haben die Fernsehadaptionen schon bewiesen. Aber auch Mikael Persbrandt hat wieder zur Waffe gegriffen. Im September 2012 gab der zweite Teil in den schwedischen Kinos seinen Einstand.

Agent Hamilton

Carl Hamilton ist Schwedens Antwort auf James Bond. Aber er ist mehr als das. Die Abenteuer von Hamilton sind Autor Jan Guillous eher linksgerichtete, liberal eingestellte Betrachtung dessen, wie die Welt der Geheimen abläuft. Im ersten großen Kinofilm – Fernsehfilme und –serien gab es bereits – wird auf internationales Flair gesetzt. Und wie bei Bond gibt es eine Teaser-Sequenz, die Hamilton im Einsatz zeigt.
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