After

Eine Filmkritik von Martin Gobbin

Musik mit Bildern

Horror-Filme sind einfach zu produzieren. Das denkt sich so mancher Nachwuchsregisseur, der sich einen Namen machen und etwas Geld verdienen will. Man nehme ein ekliges Monster mit gigantischen Zähnen, eine großzügige Portion Musik und Sound-Effekte sowie ein paar junge attraktive Darsteller, die gegen Kunstblut keine Einwände haben. Fertig ist das Horror-Fast-Food.
An diesem erprobten Schema orientiert sich auch Ryan Smiths Debüt After. Es ist ein Film, bei dem man auch mit geschlossenen Augen im Kino sitzen könnte und trotzdem exakt die Emotionen durchleben würde, die Smith einem vorschreibt. Seinen Musik-Einsatz kann man nur als diktatorisch beschreiben. Jeder Stimmungswechsel wird von sich entsprechend rasch ändernder Musik begleitet, die den Zuhörer bevormundet, ihm befiehlt, was er zu empfinden hat. Wer einen Film primär über den Ton funktionieren lässt, misstraut seinen Bildern und damit der eigenen Regie-Kompetenz.

Unbegründet sind diese Selbstzweifel nicht, denn das Drehbuch ist wirr und das schauspielerische Talent der beiden als Hauptdarsteller agierenden Models eher begrenzt. Freddy (Steven Strait) und Ana (Karolina Wydra) begegnen sich in einem durch die Nacht fahrenden Bus, der kurz darauf in einen schweren Unfall verwickelt wird. Als sie nach dem Crash wieder aufwachen, sind Ana – oh, Horror! – Achselhaare gewachsen. Als wäre das noch nicht schlimm genug, finden sie und Freddy ihre kleine Heimatstadt wie ausgestorben vor, nichts lebt, nichts bewegt sich. Außer einer Wand aus schwarzem Rauch, der die Stadt bald komplett umschließen wird. Ob die beiden Protagonisten tot sind, im Koma liegen oder sich in der Realität befinden, ist weder ihnen selbst noch dem Zuschauer klar. Doch diese Frage wird ohnehin bald zur Nebensache, da das monstrum ex machina seinen Auftritt hat und die beiden Hauptfiguren fortan durch die Stadt jagt, aus der sie wegen der mysteriösen Rauchwand nicht fliehen können.

Dass es sich bei After um einen übernatürlichen Horrorthriller handelt, sieht Ryan Smith als carte blanche an, dank der er sich nicht mehr an logischer Kohärenz messen lassen muss. Was eine brüllende Kreatur mit dem Busunfall zu tun hat, bleibt ungewiss – sie scheint jedenfalls eine Manifestation aus Freddys Comics und Anas Theaterstücken zu sein.

Anas Kernkompetenzen beschränken sich neben dem Schönsein auf das Äußern klischeehafter Standardsätze des Genrefilms wie „Was ist das nur?“ und „Oh, mein Gott!“. Freddys Funktion wiederum besteht darin, ein Kindheitstrauma Anas erst zu erzeugen, um es dann im Erwachsenenalter aufzulösen. Zwischendurch verfangen sich die beiden in ebenso unpassenden wie kitschigen Liebesszenen, deren Höhepunkt eine romantische Bootsfahrt mit Kerzenschein und intimen Gesprächen ist – während sie eigentlich um ihr Leben fürchten und verzweifelt einen Ausweg aus der Stadt suchen.

Es ist nicht alles schlecht an diesem Film. Gerade die gespenstischen Bilder der verlassenen Stadt sind atmosphärisch gelungen, zumal sie Teil eines erkennbaren ästhetischen Konzepts sind, das die Welt nach dem Unfall in dunklen, blaustichigen Bildern zeigt, die einen Kontrast zu den sonnig-orangefarbenen Erinnerungssequenzen bilden. Auch das langsame, aber unaufhaltsame Vorwärtskriechen der Rauchwand strahlt eine unheimliche Stimmung aus. Nur sind solche Momente, in denen der Film sich auf seine visuellen Elemente verlässt, eben selten – meist verlieren die Bilder ihre Autonomie und werden ganz und gar von der Musik determiniert, gegen die sich der Zuschauer kaum wehren kann.

After

Horror-Filme sind einfach zu produzieren. Das denkt sich so mancher Nachwuchsregisseur, der sich einen Namen machen und etwas Geld verdienen will. Man nehme ein ekliges Monster mit gigantischen Zähnen, eine großzügige Portion Musik und Sound-Effekte sowie ein paar junge attraktive Darsteller, die gegen Kunstblut keine Einwände haben. Fertig ist das Horror-Fast-Food.
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Meinungen

Johanna Busch · 25.04.2015

Völlig schwachsinnige Beschreibung von jemanden, der sich einbildet, davon etwas zu verstehen. Hat er tatsächlich den ganzen Film gesehen, oder nur einige Momente beim Vorspulen?

Der Film hat durchaus Längen und eine Straffung der Handlung würde ihm gut tun. Die Leistung der Schauspieler is Mittleprächtig. Allerdings hat er rein GAR NICHTS mit einem Horror zu tun.

Es geht vielmehr darum, was in uns vorgeht wenn wir im Koma liegen, bzw. uns an der Schwelle zum Tod befinden. Bekommen wir noch eine Chance? Führt die Tür ins Leben oder in den Tod? Der Schlüssel=Erkenntnis öffnet sie und sie führt tatsächlich zum Leben zurück. Der dunkle Nebel dagegen symbolisiert den Tod, zusammen mit den Monstern (schlechtes Gewissen, ungeklärte Mißverständnisse=Hölle) die in uns lauern und uns keinen Frieden lassen bzw. uns nicht im Frieden gehen lassen würden. Würde das Geheimnis nicht gelüftet werden, so würden beide im Tod=Nebel enden, zerfleischt von den Höllenmonstern.