Afrika - Das magische Königreich

Eine Filmkritik von Falk Straub

Fenster zur Welt

Im besten Fall entführt ein Kinobesuch aus dem Alltag. Die Leinwand wird zum Fenster, hinter dem sich unbekannte Welten öffnen. Eine Tatsache, die das Publikum angesichts der immer selben Geschichten an den immer selben Orten oft vergisst. Der Dokumentarfilm Afrika – Das magische Königreich macht sie schlagartig wieder bewusst.
Dieser Film ist ein visuelles Ereignis. In seiner ersten Episode fällt es noch gar nicht auf. Auch hier ist das 3D stellenweise beeindruckend, wenn etwa Insekten in gestochen scharfen Makroaufnahmen wie überlebensgroße Monster bedrohlich von der Leinwand grüßen. Doch erst wenn die Geschichte von den dichten Regenwäldern Ruandas und Gabuns zum Bogoria See nach Kenia wechselt und die Kamera den Blick auf die dahinterliegende Ebene freigibt, werden einem die Möglichkeiten dieser Technik vor Augen geführt.

Die Raumtiefe lässt einen staunen. Vielleicht liegt es daran, dass es sich bei Afrika – Das magische Königreich um einen Naturfilm handelt und er stärker mit der Landschaft spielen muss als 08/15-Superheldenvehikel. Und vielleicht liegt es daran, dass einem selbst eine unbekannte Landschaft natürlicher erscheint als altbekannte Stadtansichten oder das Weltall. Aber es wirkt in diesem Film tatsächlich so, als blicke man aus dem Kinosaal durch ein Fenster zur Welt.

Um diesen Eindruck zu erzeugen, betrieben die Regisseure Patrick Morris und Neil Nightingale einen enormen Aufwand. An 573 Drehtagen schleppte die Crew mehr als 2,4 Tonnen Equipment über den afrikanischen Kontinent. Der anschließende Schnitt dauerte fast ein Jahr. Die Produktion der BBC Earth Films wendet dabei allerlei Kniffe an, filmte am Mount Kenia drei Wochen lang mit Zeitraffer oder eine spektakuläre Kamerafahrt entlang eines Kabels, das über die Viktoriafälle gespannt war.

Auch abseits der aufwendigen Technik ist Afrika – Das magische Königreich gelungen. Denn Morris und Nightingale entführen ihr Publikum nicht einfach nur in sieben verschiedene Regionen des Kontinents, sondern erzählen mittels ihrer tierischen Protagonisten eine Geschichte. Der Ausgangspunkt ist das Wasser als Quell allen Lebens. Die Suche danach bildet den roten Faden. Die Begegnungen der Tiere werden dabei immer wieder wie Genrekino in Szene gesetzt. Als etwa ein Chamäleon in der sengenden Sonne der Namib auf seine Beute trifft, erinnert das durch die Wahl der Einstellungsgrößen, den Schnitt und den Musikeinsatz an einen Italowestern.

Ein getragener Off-Kommentar aus dem Munde Christian Brückners, der in Deutschland unter anderem Robert De Niro seine Stimme leiht, verbindet die Kapitel. Gegen Ende schlägt der Kommentar zwar einen allzu belehrenden Ton an, angesichts der atemberaubenden Aufnahmen ist dies jedoch zu verschmerzen.

Afrika - Das magische Königreich

Im besten Fall entführt ein Kinobesuch aus dem Alltag. Die Leinwand wird zum Fenster, hinter dem sich unbekannte Welten öffnen. Eine Tatsache, die das Publikum angesichts der immer selben Geschichten an den immer selben Orten oft vergisst. Der Dokumentarfilm „Afrika – Das magische Königreich“ macht sie schlagartig wieder bewusst.
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