A Royal Night - Ein königliches Vergnügen

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Eine magische Nacht

Die besten Geschichten schreibt das Leben, und das gilt umso mehr, wenn sie so diffus sind, dass sie kräftig ausgeschmückt werden können. Den nächtlichen Ausflug der englischen Prinzessinnen in der Nacht des Sieges gab es wirklich, was in jenen Stunden jedoch passiert ist, weiß heute niemand mehr – außer Königin Elizabeth II., die schweigt. Idealer geht es gar nicht, wenn man sich als Drehbuchautor ausdenken kann, was die Thronnachfolgerin wohl erlebt haben mag.
Der 8. Mai 1945, der Tag des Sieges. In Europa feiern die Menschen das Ende des Zweiten Weltkriegs, so auch in London, wo die Prinzessinnen Elizabeth (Sarah Gadon) und Margaret (Bel Powley) aus dem Palast hinauswollen. Sie wollen die Stadt erleben, tanzen, Spaß haben, sich frei fühlen, aber ihre Mutter ist dagegen. Einige Überredungsversuche sind vonnöten, bis den beiden erlaubt wird, mit der Öffentlichkeit zu feiern – allerdings unter strengen Maßnahmen. Doch den zwei Prinzessinnen gelingt es, sich ihrer Aufpasser zu entledigen. Beide werden voneinander getrennt. Während Margaret von einem Erlebnis zum nächsten getragen wird, sucht Elizabeth mit Hilfe des Fliegers Jack (Jack Reynor), dem sie zufällig begegnet ist, nach ihrer Schwester.

A Royal Night – Ein königliches Vergnügen ist ein entspannter, recht unaufgeregter Film, der auf wundersame Weisen Lücken schließt. Dass jene Nacht für die Prinzessinnen auch nur annähernd so verlaufen ist, darf wohl bezweifelt werden, es ist aber exzellent gemacht, wie diese wenigen Stunden als Weichenstellung in Elizabeths Leben genutzt werden. Als Königin galt sie von jeher als bürgernah, der Film nun versucht eine Erklärung zu geben, indem er die ansonsten so behütete Thronfolgerin inmitten des Volks stürzt. Damit gehen starke Kontraste einher – nicht nur zwischen den Hauptfiguren Elizabeth und Jack, sondern auch zwischen dem Leben auf den belebten Straßen Londons und im abgeschotteten Buckingham Palace.

Garniert wird die Geschichte mit einer romantischen Komponente. Natürlich kann die Romanze niemals glücklich enden, aber sind die schönsten nicht von jeher jene, die besonders kurz, aber darum umso bemerkenswerter sind? Dabei ist die Chemie zwischen Gadon und ihrem Ko-Star Jack Reynor gut, so gut, dass man entgegen aller Rationalität dem Paar ein Happyend wünscht. Verstärkt wird dies noch dadurch, dass Konventionen umgestellt werden. Mädchen träumen gerne davon, Prinzessinnen zu sein, hier träumt eine Prinzessin davon, wenigstens für eine Nacht ganz normal zu sein. Sarah Gadon spielt sehr sympathisch die Rolle einer jungen Frau, die das Leben genießen will, sich ihrer Verantwortung aber nur zu gut bewusst ist. Das verleiht ihrer Figur weit mehr Tiefe als Margarets, deren nächtliches Treiben auf eine einfache Formel heruntergebrochen werden kann: hemmungsloses Feiern.

Sie ist im Grunde nur der Auslöser, Elizabeth sucht den ganzen Film über nach ihrer Schwester. Erst so erlebt sie das wahre London, das so anders ist als alles, was sie kennt. Eine Welt, in der man Geld braucht, in der man vorsichtig sein muss, in der es aber auch allerhand Güte gibt.

A Royal Night – Ein königliches Vergnügen ist die Geschichte einer Nacht. Wenn der Morgen anbricht, muss die Magie einfach enden. Und das Leben geht weiter…

A Royal Night - Ein königliches Vergnügen

Die besten Geschichten schreibt das Leben, und das gilt umso mehr, wenn sie so diffus sind, dass sie kräftig ausgeschmückt werden können. Den nächtlichen Ausflug der englischen Prinzessinnen in der Nacht des Sieges gab es wirklich, was in jenen Stunden jedoch passiert ist, weiß heute niemand mehr – außer Königin Elizabeth II., die schweigt.
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