A Perfect Day

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Die Absurditäten der internationalen Krisenhilfe

Ein Film, der sich A Perfect Day nennt, das hat man schon im Gefühl, zeigt alles andere als einen perfekten Tag. Zu schön wäre das. Und schön ist alles andere, aber nicht der Alltag der Figuren im Film: Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, die irgendwo im Balkan während des Krieges ihre Unterstützung anbieten. Sie meinen es gut, sie wollen helfen, etwas Gutes tun – und ihre Anwesenheit und Aktionen sind doch so sinnlos, das wird auch im Lauf der Handlung nicht unbedingt besser. So trist und trostlos aber das Tun der Figuren auch sein mag, der Film ist es nicht: A Perfect Day ist humorvoll, böse, gewitzt und vor allem wild, in einer kongenialen Mischung und dergestalt, dass man dann doch an das Gute in der Welt zu glauben gewillt ist.
Die Mitarbeiter von Aid Across Borders haben sich eine Gelassenheit zugelegt, die nur wenige angesichts des täglichen Leids, das sie erleben, annehmen könnten. Und doch scheint es wohl die einzige Art und Weise zu sein, um mit diesem Leben als Krisenhelfer klar zu kommen. B (Tim Robbins) hält sich mit viel Reden und lauter Musik über Wasser, Mambrù (Benicio del Toro) ist zusätzlich auch deshalb entspannt, weil sein Einsatz in einer Woche beendet sein und er zu seiner Freundin ins gemeinsame Haus zurückkehren wird. Er will nun erst recht keinen Staub mehr aufwirbeln, sondern einfach nur seine Arbeit machen.

Ihnen wird Neuling Sophie (Mélanie Thierry) an die Seite gestellt, eine junge, motivierte und noch sehr idealistische Französin, die UN-Generälen widerspricht, sich an die geschriebenen Regeln hält, aber sehr schnell lernt, das Gesetz für den Einzelfall auszulegen. Sie wird mit „ihrer ersten Leiche“ konfrontiert, entdeckt erstmals Menschen, mit dem Strick erhängt, und man sieht ihr an, wie schwer sie mit dem Erlebten zu kämpfen hat. Außerdem fährt auch Nadya (Olga Kurylenko) mit, sie soll die Arbeit des Teams evaluieren und bewerten. Abgesehen davon, dass sie einmal eine Affäre mit Mambrù hatte, setzt sie mit ihrem Kugelschreiber nicht nur Mambrù unter Druck.

Eigentlich ist die Aufgabe des Tages keine allzu schwere: Das Team soll eine Leiche aus einem Brunnen ziehen und die Versorgung des Trinkwassers sicherstellen. Das Unterfangen stellt sich allerdings schnell als äußerst schwierig heraus: Die Ausrüstung ist schlecht, die Einheimischen kooperieren nicht, die UN funkt dazwischen. A Perfect Day zeigt Menschen in ihrem Alltag an einem Ort, an dem nichts alltäglich ist. In den Zeiten des Krieges gelten andere Gesetze, und häufig genug muss sich das Handeln nach reinem Menschenverstand erst erkauft werden.

Fernando León de Aranoa ist bekannt für seine Milieustudien: Montags in der Sonne (2002) entführte die Zuschauer in die Welt der perspektivlosen Werftarbeit in Galizien, Princesas (2005) schilderte die Situation der illegalen Einwanderinnen in Spanien. Immer waren es marginale Gruppen, die León de Aranoa ins Zentrum seiner Filme stellte, für seinen sechsten Spielfilm hat er sich eine privilegiertere Schicht ausgesucht: die der Krisenarbeiter und NGO-Mitglieder, derjenigen also, die sich freiwillig in Krisengebiete versetzen lassen.

Doch auch sie sind verzweifelte Kämpfer, die zwar mit großen Zielen, aber eben im Kleinen etwas tun wollen, täglich erneut auf kleinem Terrain in den Kampf ziehen, und meist ziemlich frustriert zu Bett gehen müssen. So düster und absurd das Bild ist, das der Film auf die internationale Krisenhilfe wirft, so leicht erzählt León de Aranoa seine Geschichte. Er paart das Leidvolle, Erschreckende und Verzweifeltmachende mit lockeren Dialogen, schwarzem Humor und wilder Musik, die bekanntes Liedgut verfremdet und die harte Realität der dargestellten Welt einmal mehr widerspiegelt. Gleichzeitig ist A Perfect Day wunderbar unaufgeregt und ruhig und hat mit Benicio del Toro und Tim Robbins ein unschlagbares Dreamteam gefunden, das die eigenwillige Mischung des Films verkörpert. Das ist wieder einmal ein Film, der die Mittel des Mediums ausschöpft und auf kreative Weise seine Geschichte vermittelt. Anschauen!

A Perfect Day

Ein Film, der sich „A Perfect Day“ nennt, das hat man schon im Gefühl, zeigt alles andere als einen perfekten Tag. Zu schön wäre das. Und schön ist alles andere, aber nicht der Alltag der Figuren im Film: Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, die irgendwo im Balkan während des Krieges ihre Unterstützung anbieten. Sie meinen es gut, sie wollen helfen, etwas Gutes tun – und ihre Anwesenheit und Aktionen sind doch so sinnlos, das wird auch im Lauf der Handlung nicht unbedingt besser.
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