A Gun for Jennifer

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Independent-Kultfilm aus den Neunzigern

„There’s a new girl in town“ – doch für Jennifer (Deborah Twiss), die gerade aus einem kleinen Kaff in Ohio nach New York gekommen ist, beginnt ihr neues Leben ziemlich schlecht. Kaum angekommen, wird sie von zwei Punks überfallen, die versuchen, die junge Frau zu vergewaltigen. Erst das Eingreifen einer Gruppe von Frauen, die mit den beiden Vergewaltigern kurzen Prozess machen, setzt dem Spuk ein Ende. Deren Auftauchen ist kein Zufall, denn die Gang um Jesse (Freida Hoops) hat es sich wie weiland Travis Bickle in Taxi Driver zum Ziel gemacht, den männlichen Abschaum von der Straße zu vertreiben – und zur Not auch mit Gewalt. Doch damit nicht genug: Jesse und ihre Freundinnen, die zur Tarnung einen Stripclub betreiben, machen im großen Stil Jagd auf Vergewaltiger und Kinderschänder und bewegen sich damit auf dünnem Eis, denn die Polizei in Gestalt der farbigen Polizistin Billie Perez (Benja Kay) und ihres Partners (Joe Palister) ist ihnen dicht auf den Fersen. Und auch Jennifer trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum, denn ihre Flucht nach New York hat einen traurigen Hintergrund…
Rau, ungeschliffen, gedreht in grobkörnigen 16mm-Bildern, die auf 35 mm aufgeblasen wurden, und voller explosiver Gewalt, die aber niemals zum Selbstzweck wird, ist A Gun for Jennifer ein nahezu typischer Independent-Film der Neunziger, der aussieht, als habe man die rohe Gewalt von Taxi Driver mit der feministischen Attitüde von Thelma & Louise vermengt und das Ganze vom jungen Abel Ferrara drehen lassen, der mit Ms.45 einen thematisch ganz ähnlichen Film gedreht hat.

Todd Morris, der erst im Jahre 2005 seinen zweiten Film Molotov Samba nach diesem toughen Erstling drehen konnte, entwickelte das Script gemeinsam mit seiner Hauptdarstellerin Deborah Twiss, die zuvor bei ihrer Arbeit in einem Striptease-Laden immer wieder Opfer von sexuellen Belästigungen und Übergriffen geworden war. Als diese dem Regisseur von ihren Erlebnissen und der sich daraus entwickelten Wut erzählt hatte, fand Morris das so beeindruckend, dass er beschloss, daraus einen Film zu machen. Mit mühsam zusammengeliehenem Geld und unter maximaler Auslastung der Kreditkarten entstand so ein wütender Low- bis No-Budget-Film über alltägliche Gewalt gegen Frauen und die daraus resultierende Gegengewalt, der nicht mit einem versöhnlichen Ende aufwartet, sondern andeutet, dass der Kampf weitergeht.

A Gun for Jennifer ist ein harter, dreckiger und explosiver B- bis C-Movie mit schmutziger, manchmal etwas ungelenk wirkender Trash-Ästhetik und energiegeladener Musik, der in Frankreich zwar zu einigem Ruhm gelangte, der darüber hinaus aber kaum je Verbreitung fand. Mit der hier vorliegenden DVD wird sich das ja nun vielleicht ändern.

A Gun for Jennifer

„There’s a new girl in town“ – doch für Jennifer (Deborah Twiss), die gerade aus einem kleinen Kaff in Ohio nach New York gekommen ist, beginnt ihr neues Leben ziemlich schlecht.
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