24 Hour Party People

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Rock 'til you drop!

Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete 24 Hour Party People gehört wohl ungefragt zu den besten Musikfilmen, die es derzeit gibt. Anhand von Konzertausschnitten, Spielszenen und in die Kamera gesprochener Kommentaren, gibt Michael Winterbottoms (9 Songs) Film das Lebensgefühl von ‚Madchester‘ wieder. ‚Madchester‘, das ist das nordbritische Manchester in der Zeit von 1976 bis etwa 1997. Sex, Drugs & Punk n Rave – oh ja. Bands wie die Stone Roses, Happy Mondays, Joy Division respektive New Order, die Buzzcocks oder The Fall waren Teil eines Lebensgefühls, das Drogenmissbrauch zelebrierte und Musik jenseits des glattgebügelten Pops atmete.
Mit Geschichten, Erinnerungen und Anekdoten führt The Factory Boss Tony Wilson (Steve Coogan) durch den Film und die Musikszene Manchesters. Immer wieder werden historische Konzertaufnamen eingeflochten und somit Geschichte lebendig gemacht. Mit dokumentarischer Akribie bringt Regisseur Winterbottom dem Zuschauer Musik und Lebensgefühl dieser Zeit nahe.

Tony Wilson und seine Factory waren von immenser Bedeutung für die damalige Musikszene: Von Wilson gegründet, nachdem er die Sex Pistols live erlebt hatte, war das Plattenlabel geboren worden, um Musikgeschichte zu schreiben: Joy Division, James, New Order und die Happy Mondays veröffentlichten hier ihre Meilensteine. Der 57jährige Wilson starb erst im vergangenen Jahr an Nierenkrebs.

Besonders reizvoll an diesem cineastischen Experiment ist, dass trotz der Spielhandlung, der Zuschauer in den Film involviert wird. Wenn sich Statisten plötzlich zur Kamera drehen und die gezeigte Szene kommentieren, hat das einfach was. Für den Otto Normal Seher wird dies gewöhnungsbedürftig sein, denn eine richtige Handlung gibt es zudem auch nicht. 24 Hour Party People ist das Zelebrieren einer Bewegung, einer Musik und eines Ortes. Der legendäre niederländische Kameramann Robby Müller (Breaking the Waves, Ghost Dog) fängt zudem wundervoll-raue Bilder ein.

Fans oben genannter Bands sollten sich unbedingt die Special Edition zulegen, denn nicht nur ist das Bonusmaterial besonders üppig, sondern auch informativ. Eine kaum verzichtbare Ergänzung zum grandiosen Joy Division-Film Control. Das man sich den Soundtrack gleich dazu kauft, ist vorprogrammiert.

24 Hour Party People

Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete 24 Hour Party People gehört wohl ungefragt zu den besten Musikfilmen, die es derzeit gibt.
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