10 Jahre - Zauber eines Wiedersehens

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Was sich geändert hat – und was nicht…

Channing Tatum, Justin Long, Oscar Isaac, Chris Pratt, Kate Mara, Lynn Collins, Anthony Mackie und Rosario Dawson – das ist eine namhafte Besetzung für einen Independent-Film, der mit dreijähriger Verspätung auch den Weg nach Deutschland gefunden hat. 10 Jahre – Zauber eines Wiedersehens ist ein Film, der authentisch versucht, das Gefühl eines Klassentreffens heraufzubeschwören.
Zehn Jahre sind vergangen, das Klassentreffen steht an und alte Freunde und Kameraden treffen sich wieder. Es ist ein Abend der Reminiszenzen, des Innehaltens, des Sinnierens, ob man nach all der Zeit dort ist, wo man gerne wäre oder wo man gedacht hat, dass man wäre. Alte Wunden werden aufgerissen, wenn ehemalige Liebende sich wiedersehen, alte Freunde versuchen, bei einer Frau zu landen, für die sie früher schon geschwärmt haben, ein Rockstar trifft wieder auf die Frau, für die er einen Song geschrieben hat, und der Klassenschläger versucht, vergangenes Unrecht wiedergutzumachen. Es ist ein fast ganz normaler Abend bei einem Klassentreffen.

Es wirkt ein wenig krampfhaft, wie sehr der Film versucht, zu verhindern, dass er irgendwann auf eine bestimmte Ära festgelegt werden kann. Gerade ein Klassentreffen ist ein Happening der Erinnerung, bei dem popkulturelle Referenzen wie die Faust aufs Auge passen. Aber hier fehlen sie völlig. Das verhindert, dass man den Film zeitlich einordnen kann, macht ihn aber auch etwas beliebig. Darüber hinaus gibt es auch keine zeitgenössischen Hinweise, speziell die Finanzkrise, die den Lebenslauf des einen oder anderen einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Stattdessen finden fiktive Probleme ihren Weg in diesen Abend, was dramaturgisch in Ordnung ist, allerdings auch das Gefühl verleiht, weniger einem Film als vielmehr der Aufnahme eines echten Klassentreffens beizuwohnen.

Weil sich echte Menschen zurückhalten, weil sie ihre Schwächen nicht so leicht offenbaren, weil 10 Jahre – Zauber eines Wiedersehens darum zwar authentisch, aber auch bei weitem nicht so dramatisch erscheint, wie er hätte sein können.

Inhaltlich bietet der Film tradierte Muster, die mit dieser Art Erzählung einhergehen. Die Figuren sind nicht extrem ausufernd charakterisiert, stellen aber einen guten Querschnitt bürgerlichen Lebens dar, mit einem Hauch von außergewöhnlichem Flair. Vor allem lebt ein Film wie dieser aber von den Schauspielern. Die wiederum holen aus ihren Rollen das Maximalmögliche heraus. Sie verschwinden nicht gänzlich hinter ihnen, ihr Charisma sorgt jedoch für spürbare Dynamik. Unterm Strich wirkt 10 Jahre – Zauber eines Wiedersehens, als ob man einen Reunion-Film mit Figuren aus den Coming-of-Age-Filmen eines John Hughes gemacht hätte.

10 Jahre - Zauber eines Wiedersehens

Channing Tatum, Justin Long, Oscar Isaac, Chris Pratt, Kate Mara, Lynn Collins, Anthony Mackie und Rosario Dawson – das ist eine namhafte Besetzung für einen Independent-Film, der mit dreijähriger Verspätung auch den Weg nach Deutschland gefunden hat. „10 Jahre – Zauber eines Wiedersehens“ ist ein Film, der authentisch versucht, das Gefühl eines Klassentreffens heraufzubeschwören.
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