Zelle 211

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 23. Februar 2015, ARTE, 22:40 Uhr

Für den jungen, ambitionierten Juan Oliver (Alberto Ammann), dessen Frau Elena (Marta Etura) gerade ein Kind erwartet, ist es eine willkommene Chance, eine neue Arbeit als Aufseher in einer Justizvollzugsanstalt beginnen zu können. Deshalb besucht er schon einen Tag vor seinem Antritt das Gefängnis, um sich von seinen künftigen Kollegen die Örtlichkeiten zeigen zu lassen. Beim Rundgang mit den Wärtern wird Juan allerdings versehentlich niedergeschlagen und bewusstlos in eine leere Zelle gebettet, und sein Erwachen stellt ihn unvermittelt vor eine drastische Situation: Unter der Führung des brutalen Häftlings Malamadre (Luis Tosar) ereignet sich gerade ein Aufstand der Insassen, denen es gelingt, die Macht im Knast zu übernehmen, um mit der Geiselnahme von Gefangenen der baskischen ETA Erleichterungen der strikten Haftbedingungen zu erpressen.
Trotz seiner blutigen Angeschlagenheit reagiert Juan so rasch wie geistesgegenwärtig, als er realisiert, dass die Wärter, die flüchten mussten, ihn zurückgelassen haben und er nun inmitten der Rebellion auf sich selbst gestellt ist. Kurzerhand entledigt er sich verräterischer Utensilien und gibt sich als wegen Mordes verurteilter neuer Insasse des Gefängnisses aus, findet einen guten Draht zum mächtigen Malamadre und avanciert so zu einem der Entscheidungsträger der Aufständischen, während die Nachricht von den Geschehnissen auch außerhalb der Anstalt in Spanien rasant um sich greift und und eine Reihe von Demonstrationen auslöst. Derweil, gerade in der Stadt unterwegs, erfährt auch Juans Frau Elena von den Ereignissen und trifft in panischer Sorge um ihren geliebten Mann vor dem Gefängnis ein, wo ebenfalls entfesselte Massen toben …

Nach seiner Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig wurde Zelle 211 – auch unter dem deutschen Zusatztitel Der Knastaufstand bekannt – von Daniel Mozón auf zahlreichen Filmfestivals weltweit gezeigt, vielfach für Filmpreise nominiert und auch ausgezeichnet, angeführt von acht Goyas. In die deutschen Kinos schaffte es der packende Thriller vor politischem Hintergrund seinerzeit nicht, erschien hierzulande aber flankiert von begeisterten Ressonanzen 2010 auf DVD. Innerhalb eines hervorragend aufspielenden Ensembles ist es zuvorderst die schwelend ambivalente Beziehung zwischen Juan und Malamadre, die im Fokus der Geschichte nach dem gleichnamigen Roman von Francisco Pérez Gandul steht und mit psychologischer Finesse die Entwicklungen im Werteuniversum der beiden Männer verfolgt. Ein aufwühlender, mitreißender Gefängnisfilm, der dieses Genre mit seiner komplexen, mitunter leicht wirren Konstellation nichtsdestotrotz um einen höchst spannenden Beitrag bereichert.

Zelle 211

Für den jungen, ambitionierten Juan Oliver (Alberto Ammann), dessen Frau Elena (Marta Etura) gerade ein Kind erwartet, ist es eine willkommene Chance, eine neue Arbeit als Aufseher in einer Justizvollzugsanstalt beginnen zu können. Deshalb besucht er schon einen Tag vor seinem Antritt das Gefängnis, um sich von seinen künftigen Kollegen die Örtlichkeiten zeigen zu lassen.
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