Zeit des Erwachens

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 20. Oktober 2014, NDR, 23:15 Uhr

Der britische Neurologe Oliver Sacks, der sich längst als Verfasser fesselnder populärwissenschaftlicher Bücher über die Menschen und Phänomene seiner Forschung und Arbeit (Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte / The Man Who Mistook His Wife for a Hat, 1985, Die Insel der Farbenblinden / The Island of the Colorblind, 1997, Drachen, Doppelgänger und Dämonen / Hallucinations, 2012) international einen klingenden Namen geschaffen hat, versteht es in seiner humanistischen Art ganz ausgezeichnet, die Ausprägungen neurologischer Störungen gleichermaßen verständlich und spannend darzustellen. Auf Basis seiner autobiographischen Aufzeichnungen Zeit des Erwachens / Awakenings über die Erfahrungen in den 1960er Jahren mit Wachkomapatienten im New Yorker Beth Abraham Hospital inszenierte die US-amerikanische Regisseurin Penny Marshall 1990 das Drama Zeit des Erwachens, das einfühlsam und humorvoll von der sensationellen Wiedererweckung einer Gruppe von Menschen erzählt, die lange Zeit in einer als unwiderruflich geltenden Erstarrung verbrachten.
Der junge, passionierte Arzt Dr. Malcolm Sayer (Robin Williams), der auf der neurologischen Station eines Krankenhauses in der Bronx arbeitet, ist ein schüchterner Zeitgenosse mit kargem Privatleben, der sich engagiert um die im Wachkoma dahindämmernden Patienten kümmert, die an einer Gehirnentzündung verursacht durch die so genannte Europäische Schlafkrankheit leiden. Als seine rechte Hand fungiert die Krankenschwester Eleanor Costello (Julie Kavner), die ihn insgeheim verehrt und bei seinen Forschungen unterstützt, vor allem, als Sayer das Medikament L-Dopa bei Leonard Lowe (Robert De Niro) einsetzt, der bereits im Alter von zwölf ins Koma fiel und von seiner Mutter (Ruth Nelson) auch nach dreißig Jahren noch liebevoll betreut wird. Sayers Experiment funktioniert tatsächlich, und Leonard erwacht aus seiner Erstarrung zu einem neugierigen, umtriebigen Mann, der nach einigem Training beginnt, seine altersgemäße Unabhängigkeit einzufordern, was eine ungewohnte Herausforderung für seine Umgebung darstellt. Nun werden auch die anderen Patienten mit L-Dopa behandelt, und ihre erstaunliche Belebung sorgt für eine Sensation und turbulente Zeiten in der Klinik …

Zweifellos bedient sich Zeit des Erwachens als humorig angelegte Medizin-Romanze einiger gefälliger Klischees hinsichtlich der Charakterzeichnungen und Erlebnisse seiner Protagonisten, die dem Film im Sinne eines Feel-Good-Movies eine höchst unterhaltsame Note verleihen. Doch das Drehbuch von Steven Zaillian (Schindlers Liste / Schindler’s List, Gangs of New York) findet auch würdigen Raum für die tragischen Aspekte der Geschichte, die nach einer Phase der Lebendigkeit im stetigen Rückfall der Patienten in die Dämmerung bestehen. Zudem bereitet das sensible, absolut sehenswerte Schauspiel zuvorderst von Robin Williams und Robert De Niro ganz gehöriges Vergnügen. So wird berichtet, dass sogar Oliver Sacks, der beim Dreh des Films häufig als Berater anwesend war, fasziniert war von der Fähigkeit Robin Williams’, ihn zu imitieren. „It’s a fucking miracle!“ ruft eine Krankenschwester aus, als sie die zuvor bewegungslosen Patienten das erste Mal in Aktion erlebt, und es ist ein charmant inszenierter Verdienst dieses Films, dieses Wunder auf ansprechende Art in fiktiver Form einem breiten Publikum vorzuführen.

Zeit des Erwachens

Der britische Neurologe Oliver Sacks, der sich längst als Verfasser fesselnder populärwissenschaftlicher Bücher über die Menschen und Phänomene seiner Forschung und Arbeit international einen klingenden Namen geschaffen hat, versteht es in seiner humanistischen Art ganz ausgezeichnet, die Ausprägungen neurologischer Störungen gleichermaßen verständlich und spannend darzustellen.
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Meinungen

henny · 20.10.2014

Hallo,ich habe vor kurzem schon einen Komentar abgegeben.
Warum wird der Film so spät gezeigt und nicht um 20:15 im Deutschen Fernsehehn?Es gubt auch Menschen,denen es ab 23 uh. zu spät ist.danke

henny · 20.10.2014

Der Film ist hervottagend gespielt,eine Glanzleistung der Robin Williams.Auch der Inhalt,weil man sich in diese Menschen hineinversetzen kann,überhaupt, wenn man es in der Bekanntschaft hatte.Es iat etwas humorvoll dargastellt,es in wirklichkeit aber nicht ist.Aber sehr gut gemacht.