Zehn Kanus, 150 Speere und drei Frauen

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Über das Leben der Aborigines

Kanus, Speere und Steinbeile – das sind Hilfsmittel aus einer Zeit, in der das Volk der Ramingining als halbnomadische Jäger und Sammler ungestört in den Sümpfen Australiens lebte. Heute wohnen die als Aborigines bekannten Ureinwohner in modernen Häusern mit Internet und Fernsehen. In seinem neuen Film hat der gebürtige Holländer Rolf de Heer, der seit seiner Kindheit in Australien lebt, die Geschichte dieses Volkes aufleben lassen und eine interessante Studie über deren einstigen Rituale und Lebensweise gedreht.
Der Film beginnt sanft schwebend, indem die Kamera über ein grünes, dicht bewachsenes Sumpfgebiet hinweg fliegt. Aus dem Off hören wir die Stimme des Erzählers David Gulpilil, der uns durch den ganzen Film begleiten wird. Er erzählt uns eine Geschichte, die sich vor tausend Jahren in den Wäldern und Sümpfen Australien begeben hat. In diese Geschichte ist wiederum eine zweite Geschichte eingebettet, aber dazu später mehr.

Die erste Geschichte, in Schwarzweiß gefilmt, handelt von zehn Männern, die sich mit zehn selbst gebauten Kanus auf die Jagd nach Gänseeiern begeben. Der Trupp wird von Minygululu, dem Stammesältesten (Peter Minygululu), angeführt. Mit von der Partie ist sein jüngerer Bruder Dayindi (Janie Dayindi Gulpilil Dalaithngu), der sich in Minygululus dritte und jüngste Frau verliebt hat. Dayindi fühlt sich nicht im Unrecht, zumal er noch keine einzige Frau und sein Bruder gleich drei Frauen hat. Doch was gegen Stammesgesetze spricht, muss geklärt werden und so erzählt Minygululu seinem kleinen Bruder eine Geschichte, eine sehr lange mythologische Geschichte aus der Zeit ihrer Ahnen.

Und somit beginnt der zweite Teil des Films, in Farbe gedreht. Dieser Teil erzählt die Geschichte von Ridjimiraril (Crusoe Kurdal), der mit seinen drei Frauen, der ältesten, klugen Banalandju (Sonia Djarrabalminym), der eifersüchtigen Nowalingu (Frances Djulibing) und der hübschen und jungen Munandjarra (Cassandra Malangarri Baker), in einem Lager zusammen mit anderen Stammesmitgliedern lebte. Ridjimirari hat einen ledigen jungen Bruder, den schönen Yeeralparil (Janie Dayindi Gulpilil Dalaithngu), der ein Auge auf seine jüngste Frau Munandjarra geworfen hatte. Das friedliche Zusammenleben wird eines Tages gestört, als ein Fremder mit Zauberkräften plötzlich in den Wäldern auftaucht. Zunächst harmlos macht er sich wieder aus dem Staub, wird aber der Entführung verdächtigt, als Ridjimirarils zweite Frau Nowalingu spurlos verschwindet. Die Suche nach ihr bleibt zunächst erfolglos. Doch als die Männer später versehentlich des falschen Fremden töten, wird ihnen das zum Verhängnis.

Mit diesen zwei ineinander verflochtenen Geschichten erzählt Rolf de Heer sehr eindrucksvoll und authentisch das damalige Leben der Yolngus, also der Gruppe der Aborigines, die noch heute, wenn auch moderner auf der Halbinsel Arnhem-Land im Nordosten Australiens lebt. Er zeigt ihre einstigen Rituale und Zeremonien, eingebettet in ein komplexes Regel- und Rechtssystem des Stammes. Was der Authentizität des Filmes zugute kommt, ist das de Heer fast ausschließlich mit Laiendarstellern, also den Ureinwohnern im Outback Australiens in deren Originalsprache gedreht hat. Die Ureinwohner haben bereits bei der Verfassung des Drehbuchs mitgewirkt und auch die Geräte und Kanus für den Film gebaut.

Zehn Kanus, 150 Speere und drei Frauen / Ten Canoes ist eine hübsche, leicht beschwingte Reise in die Vergangenheit Australiens. Auch wenn die Darstellung teilweise etwas naiv daher kommt, ist das wohl darauf zurückzuführen, das dies damals einfach so war. Kinokost für Australienfans.

Zehn Kanus, 150 Speere und drei Frauen

Kanus, Speere und Steinbeile – das sind Hilfsmittel aus einer Zeit, in der das Volk der Ramingining als halbnomadische Jäger und Sammler ungestört in den Sümpfen Australiens lebte. Heute wohnen die als Aborigines bekannten Ureinwohner in modernen Häusern mit Internet und Fernsehen.
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Meinungen

· 19.08.2007

Die erwarteten überwältigenden Naturaufnahmen Australiens erschöpfen sich in eintöniger Sumpflandschaft. Auch wenn dies einen Teil Australiens ausmacht, der Film schläfert ein, strapaziert die Geduld des Zuschauers über das erträgliche Maß. Selbst als Dokumentarfilm bezeichnet wäre dieser entschieden zu langatmig. Der Zuschauer soll sich, wie auch am Ende des Films vom Erzähler eingeräumt, in Geduld üben. Mehr kann man der naiven, sich ständig wiederholenden Erzählweise nicht entnehmen.